Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Odyssey 01 - In die Dunkelheit

Odyssey 01 - In die Dunkelheit

Titel: Odyssey 01 - In die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evan Currie
Vom Netzwerk:
betreten zu reagieren und den Fehler zuzugeben. »Nein, haben wir nicht. Niemand hier hat die Software durchgecheckt.«
    Selbstverständlich nicht.
    Milla seufzte und kauerte sich neben das offene Schaltpult. Sie sah sich die einzelnen Systeme an, konnte jedoch keine Schäden entdecken – was schon mal gut war. Die Schiffswerften waren derzeit nämlich alle mit Neukons­truktionen oder solchen Konversionen beschäftigt, wie auch die Calache sie hinter sich hatte, und das machte die Beschaffung von Ersatzteilen schwierig und kostspielig.
    »Also gut, prüfen Sie nach, ob die Kristalle intakt sind, und dann können Sie das Schaltpult schließen, während ich mir die Software vornehme.« Bald darauf flogen ihre Finger über die Tastatur.
    Sie brauchte nur Minuten, um die Ursache des Problems zu entdecken. Ein winziger Widerspruch innerhalb des Programmcodes hatte die Ausrichtung der Zielerfassungssensoren um zwei Grad verschoben. Das mochte ein geringfügiger Fehler sein, hätte aber bei einem Gefecht dazu geführt, dass das Angriffsziel um Tausende von Metern verfehlt worden wäre. Das konnte sie nicht so einfach durchgehen lassen. Allerdings war Milla froh, dass das Problem den beiden Männern überhaupt aufgefallen war, auch wenn sie keine Lösung dafür gewusst hatten.
    Die Wachsamkeit der Techniker war umso bemerkenswerter, als beide eigentlich Bergbauingenieure waren, deren Arbeit bisher nichts mit dem Erfassen von Angriffszielen und Abfeuern von Waffen in Bruchteilen von Sekunden zu tun gehabt hatte. Milla ließ sie wegtreten und zu an­deren Arbeiten ausrücken. Danach ging sie zur Wand hin­über und schaltete mit einer eleganten Bewegung die Sprechanlage ein. »Chans ruft Captain Tal.«
    »Tal hier. Schießen Sie los, Lieutenant.«
    »Das Problem ist gelöst. Alle Systeme sind jetzt betriebsbereit.«
    »Gut. Wir verlassen demnächst die Umlaufbahn. Zwei Kolonien da draußen haben gemeldet, dass sich unbekannte Schiffe ihrer Peripherie nähern«, erklärte der Captain grimmig. »Ihre Konstruktion scheint mit den historischen Dokumenten übereinzustimmen.«
    Milla beendete das Gespräch und ließ sich in den Stuhl der Programmiererin sinken. Sie und ihr Volk kannten die Drasins eigentlich nur aus alten Legenden. Aus unheim­lichen Geschichten, die man sich in dunklen Nächten erzählte. Man hielt sie für erfundene Gestalten. Niemand hatte damit gerechnet, dass sie sich jetzt als real entpuppen und den äußeren Welten nähern würden.
    Milla zwang sich zur Gelassenheit. Ob die Drasins nun real sind oder Fantasiegebilde: Sie werden uns nichts anhaben können. Unsere neuen Waffensysteme sind die besten, die man sich nur vorstellen kann. Wir sind auf die Begegnung mit den Drasins vorbereitet. Und wenn sie feindselig reagieren, werden wir es ihnen mit gleicher Münze zurückzahlen.
    Sie war bereits in ihr Quartier zurückgekehrt, als sie spürte, wie ein Beben durch das Schiff lief: Die Maschinen hatten die Arbeit aufgenommen. Instinktiv streckte sie die Hände aus und klammerte sich an die nächste Wand, denn jetzt beschleunigte die Carlache und verließ die Umlaufbahn. Eine Sekunde später kompensierte das künstlich erzeugte Gravitationsfeld des Schiffs das Beben, und das seltsame Gefühl legte sich. Milla war klar, dass sie sich mit voller Fahrt voraus von Ranqil, ihrer Heimatwelt, entfernten und zu den äußeren Kolonien unterwegs waren.
    Nie hätte ich gedacht, dass mir und meiner Generation die Aufgabe zufallen würde, den Eid zu erfüllen. Das war für mich nur irgendeine Geschichte, genau wie die von den Drasins.
    Milla schälte sich aus dem mit Silikon befleckten Schutz­ anzug und schnitt eine Grimasse, als Gel und Puder an Haut und Haar kleben blieben. Es war eine schmutzige Angelegenheit, als Ingenieurin an Bord eines Schiffes zu arbeiten, erst recht an Bord eines hastig zu einem Kriegs schiff umgerüsteten Kreuzers wie der Carlache . Die Kohlenstoffkristalle, die man zur Justierung der neuen Waf­fensysteme einsetzte, neigten zur Überhitzung, deshalb musste man sie alle mit diesem ekligen Silikongel einschmieren, da die darin enthaltenen Kapseln der Ausbreitung von Wärme entgegenwirkten.
    Während sie duschte und das recycelte Wasser in breiten Strahlen über den Körper rinnen ließ, dachte sie über die neuen Schiffe mit den bereits integrierten Diamantkristallen und Wärmedispersionsvorrichtungen nach – gut gesichert durch gepanzerte Schotts und Energieschilde, die angeblich zehnfach so stark

Weitere Kostenlose Bücher