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Oh Happy Dates

Oh Happy Dates

Titel: Oh Happy Dates Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holmes Lucy Anne
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Ich weiß, dass ich es nicht tun sollte. Aber ich tue es. Ich tue’s. Ich wähle seine Nummer.
    »Sarah«, meldet er sich atemlos. Ich kann im Hintergrund Kneipengeräusche hören und dann Verkehrslärm, als er zum Telefonieren nach draußen geht.
    »Was soll das, Sarah, ich dachte, wir wären übereingekommen, dass du aufhörst, mich ständig anzurufen und mir E-Mails zu schicken.«
    »Hallo«, kichere ich. »Sehr lustig.«
    »An diesem Gag habe ich lang gefeilt. Ich wusste ja nicht, ob du mir Gelegenheit geben würdest, ihn anzuwenden. Aber ich bin sehr froh, dass du es mir ermöglicht hast.«
    »Hm.«
    »Wo bist du?«, bedrängt er mich.
    »In einem Hotel in Mayfair, auf einer Hochzeit.«
    »Ich bin nicht weit weg. Soll ich mich in ein Taxi setzen und zu dir kommen?«, fragt er.
    Rationale Gedanken sind in meinem Kopf gerade von einer Rezession betroffen.
    »Okay.«

    »Simse mir doch die Adresse. Ich bin schon unterwegs. Vielen Dank, dass du angerufen hast.« Er legt auf. Ich schicke ihm die Adresse und bleibe eine Weile im Hotelfoyer stehen und starre mein Handy an. Ich bin so aufgeregt, dass Schmetterlinge und Motten und kleine Mücken in meinem Bauch auf »YMCA« tanzen. Ich scheine jedoch etwas sehr Schwerwiegendes vergessen zu haben. Schließlich hat er mich an dem Tag, der der beste meines Lebens hätte sein sollen, vor meiner ganzen Familie gedemütigt. Was tue ich da? Bevor ich ihm auch nur einen Kuss gebe, werde ich ihn über diesen verdammten Anruf ausfragen müssen.
    Ich hebe den Kopf. Dabei fällt mein Blick auf mein Spiegelbild über der Empfangstheke. Ich sehe verstört aus. Ich bin verstört. Man würde mich nicht mal im »Thriller«-Video mitmachen lassen, weil es einfach zu viel des Guten wäre. Ich halte mich fünf Minuten lang auf der Toilette auf und versuche, mich so weit auf Vordermann zu bringen, dass ich nicht mehr aussehe wie ein Nashornhintern. Dann setze ich mich in den Sessel und warte auf Paul. Im Foyer steht ein Computer. Auf dem Schild über dem Computer steht FREE HIGH-SPEED INTERNET. Binnen zehn Sekunden sitze ich schon vor dem Bildschirm und poste einen Eintrag in meinen Blog.
    > Ich habe soeben den Perfekten P angerufen!!!! Er ist unterwegs …
    Ich will gerade wieder zum Sessel zurückkehren, als Paul durch die Schwingtür kommt. Er trägt sein rosa Hemd. Dasselbe Hemd, das er in meinen Gedanken seit Wochen trägt. Wir bleiben beide stehen, als wir einander sehen. Ich beiße mir auf die Lippe. Er eilt auf mich zu. Dann
bleibt er stehen und sieht mich einfach nur an. Ich überlege gerade, ihn wegen des Anrufs am Tag des Marathonlaufs zu fragen, doch da berühren seine Lippen meine, und seine Hände sind in meinem Haar, und wir küssen uns. Und es ist ein lüsterner Kuss. Ein Kuss, der nach einer Taxifahrt zu einem Bett schreit. Nach ein paar Minuten holen wir kurz Luft, die Lippen feucht und geschwollen. Wir machen fünf Sekunden Pause, in denen wir uns dümmlich anlächeln, dann küssen wir uns wieder. Aber irgendwann werde ich ihn wegen dieses Anrufs fragen. Ganz bestimmt.
    »Hallo, hallo, hallo!« Simons tiefe Stimme. Er kommt mit Julia die geschwungene Treppe herunter. Paul scheint sich kurz unbehaglich zu fühlen, wirft sich dann jedoch in die Brust und streckt seine Hand aus.
    »Wie geht’s, Simon?«, sagt er, ohne zu lächeln. Simon blickt auf die ihm dargebotene Hand, in Pauls Gesicht und dann in meins. Er nickt bedächtig und schüttelt die Hand.
    »Ja, ganz gut, Kumpel, danke«, sagt er. »Und selbst?«
    »Eigentlich richtig gut.« Paul lächelt. Pauls Lächeln ist wie ein Grippevirus. Ich lasse mich sofort davon anstecken.
    »Julia, erinnerst du dich an Paul?«, frage ich in der Hoffnung, Julia möge ihren offen stehenden Mund schließen und sich am Gespräch beteiligen.
    »Hi«, sagt sie vorsichtig.
    Wir gehen alle nach draußen. Julia steigt in das einzige wartende Taxi. Zu dritt bleiben wir zurück.
    »Äh …«, beginne ich.
    »Soll ich mit zu dir kommen?«, erkundigt Paul sich zögerlich.
    »Hm, ja«, sage ich und schaue ihm in die Augen. Er legt seine Hand auf meinen Rücken.

48
    London: Der Ort, wo jeder unter einem gewissen Einkommensniveau täglich die Toilettengeräusche einer anderen Person mithört. Simon und ich sollten im Klo ein Schild aufhängen: SÄMTLICHE GERÄUSCHE WERDEN IN ALLEN RÄUMEN GEHÖRT.
    An Simon bin ich gewöhnt. Er hustet, singt oder redet beim Toilettengang. Bei einem großen Geschäft macht er alles gleichzeitig. Es ist komisch,

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