Oh Happy Dates
nicht.«
»Ich glaube nicht, dass du das könntest«, erwidert er liebevoll.
»Ich mochte ihn wirklich sehr, Si.«
»Ich weiß, Liebes.« Er kommt zurück in mein Zimmer und legt mir seine Hände auf die Schultern. »Du musst hier mal raus. Du kannst dir doch nicht die Aufgabe stellen, fünfzig Wege auszuprobieren, um einen Liebhaber zu finden, und dann schon nach zwei Versuchen aufhören! Du wirst jemanden kennenlernen, der viel besser ist als dieser Schlappschwanz.«
»Hmmm.«
»Wie wäre es denn mit dem Typen, der dich im Blog gefragt hat, ob du mit ihm ausgehst?«
»Wie, mein Nr. 1 Fan?«
»Ja. Hat er nicht gesagt, er sei von hier?«
»Si, der ist vermutlich ein Psycho!«
»Ich könnte auf dich aufpassen, wenn du dich mit ihm treffen willst.«
»Nein«, entgegne ich verächtlich, »ich denke, ich versuche es lieber mit Internet-Dating. Die Ungeliebte schwärmt geradezu davon.«
»Wer ist denn die Ungeliebte?« Er hört sich an, als wäre er sauer, weil ich auf seine schreckliche Idee nicht eingehe.
»Die Frau, die meinen Blog mit unzähligen Kommentaren bestückt.«
Die Leser meines Blogs haben auf die Geschichte mit Paul sehr einfühlsam reagiert. Und sie verordnen mir Internet-Dating mit einer Zuversicht, wie man jemandem mit Fußpilz Canesten verschreibt.
Vielleicht haben sie ja alle recht. Im Moment habe ich zwei Möglichkeiten:
1. Trübsal blasen.
2. Mich erneut ins Dating-Karussell setzen und sehen, wo es mich abwirft.
Eine Woche Trübsalblasen habe ich bereits hinter mir. Vielleicht ist es an der Zeit, mal was anderes auszuprobieren.
22
Ich habe mich bei Love Direct angemeldet. Es sollte mich aufheitern. Hat es aber nicht. Tagelang habe ich Hunderte von Webseiten durchstöbert, die mir freundlich versprachen, für ein kleines Beitrittsgeld per monatlichem Bankeinzug meine Liebe zu finden. Schließlich meldete ich mich bei Love Direct an, weil es die einzige Partnerbörse war, von der ich schon mal gehört hatte. Ich schätze, so ziemlich jeder hat schon davon gehört. Es ist ein Begriff. Ich glaube, sie sponsern die BBC oder Luft oder so. Heute weiß ich: Eine Dating-Seite nur deshalb auszuwählen, weil man schon oft davon gehört hat, ist so ähnlich, wie den Irak als Urlaubsziel auszusuchen, nur weil er so oft im Fernsehen zu sehen ist.
Bis jetzt haben mir elf Männer Nachrichten geschickt. »Elf Männer! Wow!«, denkt man. Ein Fußballteam? Ein Vorstandsgremium? Nein! Elf Männer, von denen jeder ziemliche Ähnlichkeit mit Shrek hat. Julia kam gestern Abend bei mir vorbei, und ich zeigte ihr die Männer, die mich kontaktiert hatten. Sie lachte so herzhaft, dass sie sich dabei sicherlich in die Hose gemacht hat. Wenigstens findet sie es lustig. Ich kriege nicht mal so ein kleines unsicheres Lächeln hin wie die Fernsehsprecher am Ende der Nachrichten.
Heute vor vierzehn Tagen lag Pauls Hand noch auf meinem Rücken und wir verfolgten den Marathonlauf
meiner Mum. Ich glaubte, den richtigen Mann für mich gefunden zu haben. Glaubte, nicht mehr weitersuchen zu müssen. Aber damit lag ich falsch. Noch immer muss ich ständig an ihn denken. Eine Ewigkeit stand ich heute auf der Camden High Street und starrte verloren einen Spuckefleck an. Ich stellte mir Paul vor, wie er Händchen haltend mit seiner Freundin, die einen kleinen Po hat, durch die spuckefreien Straßen von Mortlake geht.
Ich hole tief Luft, tippe mein Love Direct -Passwort ein und wappne mich für den täglichen Horror. Aber es ist etwas Unvorhergesehenes passiert. Ein attraktiver Mann hat mir eine Nachricht hinterlassen. Offenbar ein Serverfehler von Love Direct .
»Atmen, Sarah, atmen«, keuche ich.
Ich presse meine Augen zusammen und hole dreimal Luft. LSD habe ich zwar erst einmal ausprobiert, aber es könnte ein Flashback sein. Ich öffne meine Augen wieder und rechne damit, dass der gut aussehende Mann sich in eine bedauernswerte Zeichentrickfigur verwandelt hat. Hat er aber nicht. Er ist noch immer ein umwerfender, gebräunter, markant aussehender Mann, der vor einem Wasserfall steht. »Ich danke dir, Gott«, sage ich nach einer Ewigkeit zum ersten Mal wieder. Er heißt Alan und ist Schriftsteller. Vielleicht schreibt er mir ja ein Ein-Frau-Theaterstück auf den Leib. Er ist siebenundzwanzig und lebt in Croydon. Ach ja, man kann nicht alles haben. Er schreibt:
> Hallo, du siehst nett aus …
Worauf ich antworte:
> Besten Dank für das reizende Foto vom Wasserfall. Nur schade, dass dieser Kerl im Weg steht.
Und
Weitere Kostenlose Bücher