Oh Happy Dates
vorgekommen.
»Du bist wirklich eine Domina!«, sage ich mit angehaltenem Atem.
»Nein!«, wehrt sie ab. »Nichts dergleichen. Ich bin in Si verknallt. Dein Si, mit dem du zusammenlebst. Das ist der Grund, weshalb ich zu dieser Fetischnacht gehen möchte.«
»Oh«, sage ich.
»Hast du was dagegen?«, fragt sie besorgt.
»Aber er ist mit Ruth zusammen, Jules.«
»Ja schon, aber ist das wirklich was Ernstes?«
»Nun, das weiß ich nicht.« Simons und Ruths Beziehung ist mir schon seit Jahren ein Rätsel.
»Kannst du nicht mal ein gutes Wort für mich einlegen?«, bittet sie.
»Du bist meine beste Freundin, Jules. Ich sage immer nette Dinge über dich.«
»Das ist aber noch nicht der Gefallen, um den ich dich bitten möchte. Würdest du bitte, bitte, bitte mit mir diese Geschichte im Fetischklub machen? Ich komme sonst nie dazu, Zeit mit Si zu verbringen, und es wird ein lustiger Abend werden, und Ruth wird nicht dabei sein. Bitte, Sare. Ich werde dir ewig dankbar sein.«
»Aber Ruth ist nicht zu der Hochzeit eingeladen. Kannst du dich nicht da auf ihn stürzen?«, schlage ich vor.
»Ja. Das werde ich ohnehin tun. Aber ich möchte zuvor schon eine Grundlage dafür schaffen.«
Ich will nicht in einen Fetischklub gehen. Ich will kein PVC tragen. Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, dass
Julia und Simon zusammenkommen. Und ich will das Staffelfinale der Comedyshow Friday Night With Jonathan Ross nicht verpassen.
»Okay«, sage ich bedächtig, weil ich weiß, dass sie es auch für mich tun würde.
»Danke! Danke! Danke!«, schreit sie mir ins Ohr und fällt mir um den Hals.
42
»Hast du Klebeband für mich, Si?«, rufe ich vor seiner geschlossenen Tür. Ich höre ein paar verschlafene Geräusche und das Wort »Scheiße«, als er in eine Kiste Cocktails stolpert, und sehe dann seine blinzelnden Augen, nachdem er die Tür seines Zimmers geöffnet hat.
»Puh!«, sagt er.
»Guten Morgen, Schlafmütze«, trällere ich.
»Es ist acht Uhr siebenunddreißig. Träume ich etwa?«, fragt er und reibt sich lächelnd die Augen.
»Ich konnte nicht schlafen. Ich verliere alle meine Blogleser. Ich muss mehr Sex und Gehässigkeiten reinpacken.«
»Das klingt vernünftig.« Er gähnt.
»Da wir schon mal beim Sex sind, Jules und ich werden bei dieser Fetischklub-Sache mitmachen.«
»Dafür lasse ich dich hochleben, Sare! Wir werden Julia mal am Nachmittag herkommen lassen müssen, damit sie das Kostüm anprobiert.«
»Hast du nun irgendwo Klebeband?«, frage ich noch mal.
»Ja«, sagt er, wendet sich mit seinem um die Taille geschlungenen Handtuch von mir ab und fängt an, geräuschvoll in seinem abgedunkelten Raum herumzuwühlen.
»Da ist es ja.« Er reicht mir eine kleine schmutzige Rolle Klebeband.
»Super. Ich wollte dieses Foto von Julia aufhängen. Findest du es nicht auch hübsch?«
»Hmm«, sagt er, ohne hinzuschauen.
»Schau es dir an, Si, findest du es nicht auch toll?«
Simon heftet seinen Blick auf das Foto von Julia und blinzelt dreimal. Es ist ein hervorragendes Foto. Ich habe es im letzten Jahr am Strand aufgenommen. Sie trägt ein Bikinioberteil und Shorts und isst Erdbeeren. Ich habe Anweisung von Julia, es an die Wand zu hängen. Offensichtlich soll es auf diese Weise in Simons Bewusstsein sickern. Dann wird er sich in sie verlieben.
»Findest du sie denn nicht attraktiv?«, bohre ich nach.
»Hmm«, sagt er desinteressiert.
»Na los doch, Simon, findest du Jules nicht umwerfend?«
»Sare, sie ist eben Jules«, sagt er. Ich werde ihm lästig.
»Nein, Julia ist fantastisch«, sage ich voller Begeisterung.
»Ja, sie ist ganz in Ordnung. Hat einen hübschen großen Busen. Aber ich finde, dass du besser aussiehst.« Er zieht sich in sein Zimmer zurück. Ich bin sprachlos. Julia sieht tausendmal besser aus als ich. Selbst Leute mit weißen Stöcken und Hunden wissen das.
»Habe ich denn keinen hübschen Busen?«, schreie ich in sein Zimmer.
»Sare!«
»Was?«
»Gib endlich Ruhe.«
»Okay«, erwidere ich und kehre in mein Zimmer und zu meinem Blog zurück. Plötzlich fällt mir noch was ein. Ich gehe wieder in die Diele und rufe in Simons Zimmer: »Wie läuft es denn so mit Ruth?«
»Der geht’s gut«, murmelt er.
»Sprich mit mir, Si. Bist du glücklich? Wirst du sie heiraten, was meinst du?«
Simons Gesicht taucht im Türspalt auf. Ich lächele ihn süß an.
»Sare. Versprich mir, dass du um diese Tageszeit nie mehr so neugierig bist.«
»Ich bin doch nur freundlich«, wehre ich
Weitere Kostenlose Bücher