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Ohne dich kein Sommer - Roman

Ohne dich kein Sommer - Roman

Titel: Ohne dich kein Sommer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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Gedanke. Der zweite war: Ich bin hübscher als sie. Sofort schämte ich mich dafür, aber ich konnte nichts dagegen machen. Doch davon mal abgesehen: Es war völlig egal, wer hübscher war, sie oder ich. Er wollte mich sowieso nicht.
    Jeremiah sprang auf. »Bist du eine Freundin von Con? Weißt du, wo er hinwollte?«
    Sie sah uns neugierig an. Dann nahm sie die Sonnenbrille ab und strich sich die Haare hinter die Ohren – offensichtlich gefiel Jeremiah ihr. »Doch, ja. Ich bin Sophie. Wer bist du?«
    »Sein Bruder.« Jeremiah ging zu ihr und schüttelte ihr die Hand. Obwohl er so angespannt war, nahm er sich die Zeit, ihr ins Gesicht zu sehen und ihr sein charakteristisches Lächeln zu schenken, das sofort Wirkung zeigte.
    »Oh, wow. Ähnlich seht ihr euch ja kein bisschen?« Sophie gehörte zu den Leuten, die ihre Sätze mit einem Fragezeichen zu beenden schienen. Wenn ich mehr mit ihr zu tun hätte, könnte ich sie nicht ausstehen, das war mir auf den ersten Blick klar.
    »Ja, das finden viele. Hat Con dir gegenüber irgendwas erwähnt, Sophie?«
    Es gefiel ihr gut, wie er sie beim Namen nannte. »Ich glaube, er wollte an den Strand, surfen oder so. Er ist so ein verrückter Typ.«
    Jeremiah sah mich an. An den Strand. Also war er im Sommerhaus.
    Als Jeremiah Mr. Fisher anrief, saß ich auf Conrads Bettkante und tat so, als würde ich nicht zuhören. Alles sei in Ordnung, erklärte er seinem Dad. Conrad sei in Cousins, es gehe ihm gut. Dass ich bei ihm war, davon erwähnte Jeremiah nichts.
    »Dad, ich fahr hin und hole ihn, keine Sorge«, sagte er.
    Mr. Fisher antwortete irgendwas am anderen Ende der Leitung, und Jeremiah sagte: »Aber Dad –« Dann sah er zu mir herüber und sagte tonlos: »Bin gleich zurück.« Damit verschwand er auf den Flur und schloss die Tür hinter sich.
    Als er gegangen war, ließ ich mich auf Conrads Bett sinken und starrte an die Decke. Hier also schlief er jede Nacht. Solange ich lebte, kannte ich ihn nun schon, aber in mancher Hinsicht war er mir immer noch ein Rätsel. Ein Geheimnis.
    Ich stand auf und ging an seinen Schreibtisch. Zögerlich zog ich eine Schublade auf und fand Bücher, Papier, eine Schachtel mit Stiften. Conrad war immer sehr ordentlich. Ich redete mir ein, Spionieren sei das nicht, was ich da tat. Ich suchte nur nach Beweisen. Ich war Belly Conklin, Teenager-Detektivin.
    In der zweiten Schublade fand ich, was ich suchte. Ganz hinten lag eine dieser blauen Tiffany-Schachteln, in der Farbe von Rotkehlcheneiern. Schon als ich sie öffnete, wusste ich, dass es nicht in Ordnung war, aber ich konnte nicht aufhören. In der schmalen Schmuckschachtel lag eine Kette mit einem Anhänger. Ich nahm sie heraus und ließ den Anhänger hin und her schwingen. Erst hielt ich ihn für eine Acht und stellte mir vor, die Kette sei für eine Freundin, die mit Schlittschuhen auf dem Eis Achten lief. Sofort beschloss ich, diese Unbekannte ebenfalls zu hassen. Dann sah ich genauer hin und legte den Anhänger quer auf meine Handfläche. Es war keine Acht.
    Es war das Zeichen für Unendlichkeit.
    ∞
    Im selben Moment wusste ich Bescheid. Das hier war nicht für irgendeine Eisläuferin oder für Sophie aus dem Wohnheim. Es war für mich. Er hatte den Anhänger für mich gekauft. Hier war der Beweis, den ich gesucht hatte. Der Beweis dafür, dass ich ihm wirklich etwas bedeutete.
    Conrad war gut in Mathe. Na ja, eigentlich war er in allem gut, aber in Mathe besonders.
    Ein paar Wochen nachdem wir angefangen hatten, regelmäßig zu telefonieren, als unsere Gespräche schon zum Alltag gehörten, ohne deswegen weniger aufregend zu sein, erzählte ich ihm, wie sehr ich Trigonometrie hasste und wie schlecht meine Mathenoten waren. Kaum hatte ich es gesagt, hatte ich auch schon ein schlechtes Gewissen. Susannah war schwer krank, und ich hatte keine größeren Sorgen als Mathe. Meine Probleme waren so unbedeutend, so kindisch, so typisch Highschool, verglichen mit dem, was Conrad durchmachte.
    »Tut mir leid«, sagte ich.
    »Was denn?«
    »Dass ich von meinen blöden Mathenoten anfange, während …« Ich stockte. »… während deine Mom so krank ist.«
    »Du musst dich nicht entschuldigen. Du kannst alles sagen, was du willst.« Er schwieg kurz, dann sagte er: »Außerdem geht es meiner Mom besser. Sie hat diesen Monat schon fünf Pfund zugenommen.«
    So viel Hoffnung schwang in seiner Stimme mit, dass mich eine Welle von Zärtlichkeit für ihn überkam, und ich hätte weinen können. »Ja, das

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