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Ohne dich kein Sommer - Roman

Ohne dich kein Sommer - Roman

Titel: Ohne dich kein Sommer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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Erdnussbutter und Käsecracker in den Schoß. »Ein paar Meilen weiter gibt’s ein Motel«, sagte er und wischte sich mit dem Unterarm über die Stirn.
    »Lass uns einfach warten, bis es vorbei ist«, sagte Conrad. Es waren seine ersten Worte, seit wir vom College losgefahren waren.
    »Das ist doch sinnlos, Mann. Der Highway ist praktisch dicht. Ich schlag vor, wir pennen ein paar Stunden und fahren morgen früh weiter.«
    Conrad sagte nichts dazu.
    Ich selbst sagte auch nichts, weil ich damit beschäftigt war, die Cracker zu essen. Sie waren grellorange und salzig und seltsam griesig, aber ich stopfte einen nach dem anderen in mich hinein, ohne den beiden davon anzubieten.
    »Belly, was ist dir lieber?« Jeremiah klang sehr höflich, so als wäre ich eine entfernte Cousine. So als hätte sein Mund nicht erst vor Stunden meine Lippen berührt.
    Ich schluckte den Rest meines letzten Crackers hinunter. »Mir ist es egal. Macht, was ihr wollt.«
    Es war Mitternacht, als wir schließlich beim Motel ankamen.
    Als Erstes rief ich vom Bad aus meine Mutter an. Ich erzählte ihr, was passiert war, und sie sagte sofort: »Ich komm und hol dich.«
    Mit jeder Faser meines Herzens wünschte ich, ich könnte sagen: Ja, bitte, komm sofort, noch diese Sekunde , aber sie klang so müde, und sie hatte schon so viel für uns getan. Also sagte ich: »Schon gut, Mom, nicht nötig.«
    »Aber es ist kein Problem, Belly, so weit ist es ja nicht.«
    »Wirklich, Mom, alles okay. Wir fahren morgen ganz früh hier los.«
    Sie gähnte. »Ist das Motel auch in einer sicheren Gegend?«
    »Ja.« Dabei hatte ich keine Ahnung, wo genau wir eigentlich waren und ob die Gegend sicher war. Aber einigermaßen sicher war sie mir schon vorgekommen.
    »Dann geht einfach schlafen und steht morgen ganz früh auf. Ruf mich an, wenn ihr losgefahren seid.«
    Als ich aufgelegt hatte, lehnte ich mich erst einmal an die Wand. Wie war ich bloß hier gelandet?
    Ich zog Taylors Pyjama an und mein neues Kapuzenshirt darüber. Dann putzte ich mir ausgiebig die Zähne und nahm meine Kontaktlinsen heraus. Es war mir egal, ob die Jungen vielleicht auch ins Bad wollten. Ich brauchte einfach ein bisschen Zeit für mich allein, ohne die beiden. Als ich herauskam, lagen Jeremiah und Conrad auf dem Boden, rechts und links vom Bett. Kissen und Decken hatten sie sich wohl aus dem Schrank genommen. »Schlaft ihr doch im Bett«, bot ich ihnen an, wenn auch etwas halbherzig. »Ihr seid zu zweit. Ich schlaf auf dem Boden.«
    Conrad ignorierte mich weiter, aber Jeremiah sagte: »Nee, schlaf du im Bett. Du bist das Mädchen.«
    Unter normalen Umständen hätte ich jetzt mit ihm herumdiskutiert, einfach aus Prinzip – was hatte die Tatsache, dass ich ein Mädchen war, damit zu tun, ob ich auf dem Boden schlief oder nicht? Ich war ein Mädchen, aber keine Invalidin. Aber mir war nicht danach, mich zu streiten, ich war zu müde. Und die Aussicht auf ein paar Stunden Schlaf im Bett war ausgesprochen verlockend.
    Also kroch ich hinein und zog die Decke bis zum Kinn hoch. Jeremiah stellte seinen Handywecker und knipste das Licht aus. Niemand sagte gute Nacht, niemand schlug vor nachzusehen, ob irgendetwas Gutes im Fernsehen kam.
    Ich versuchte zu schlafen, aber es ging nicht. Ich überlegte, wann wir drei zuletzt so nah beieinander geschlafen hatten. Erst fiel mir nichts ein, doch auf einmal wusste ich es wieder.
    Wir hatten am Strand ein Zelt aufgeschlagen, und die Jungen wollten dort übernachten. Ich bettelte so lange, bis meine Mutter sie zwang, mich mitzunehmen. Wir waren zu viert, Steven und Jeremiah und Conrad und ich. Wir spielten stundenlang Uno, und Steven war stolz auf mich, als ich zweimal hintereinander gewann.
    Auf einmal vermisste ich meinen großen Bruder so sehr, dass ich fast geweint hätte. Irgendwie dachte ich, dieser ganze Mist wäre nicht passiert, wenn er dabei gewesen wäre. Vielleicht wäre nichts von alldem passiert, weil ich dann immer noch den Jungen hinterhergelaufen wäre, statt auf einmal zwischen zweien von ihnen zu stehen. Aber jetzt war alles anders, und es würde nie mehr so sein wie früher.
    Über all das dachte ich nach, als Jeremiah auf einmal anfing zu schnarchen. Das regte mich wirklich auf. Immer schon hatte er von jetzt auf gleich einschlafen können, sobald sein Kopf ein Kissen berührte. Vermutlich ließ er sich von dem, was geschehen war, nicht um den Schlaf bringen. Vermutlich sollte ich mir ein Beispiel daran nehmen. Also drehte ich mich auf

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