Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Titel: Oksa Pollock. Die Entschwundenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
Vom Netzwerk:
sie nur noch, wie ihr Vater sie packte und mit ihr vor dem Wirbelwind floh. Abakum und Tugdual folgten seinem Beispiel und schnappten sich im Vorbeigehen den Kapiernix. Leomido nahm all seine Kraft zusammen und hob Remineszens wieder auf die Arme. Und Gus war zu erschöpft, um etwas dagegen einzuwenden, als sein Vater ihm befahl, sich auf seinen Rücken zu setzen. Er war frustriert, dass er wieder einmal von den anderen abhängig war. Als er jedoch merkte, mit welch einem Tempo sein Vater trotz des zusätzlichen Gewichts dahinflog, waren seine Bedenken bald vergessen. Er wusste schon, dass Oksa sagenhaft schnell rennen konnte, doch wie sich nun herausstellte, war Pierre wegen seiner Abstammung von den Handkräftigen noch schneller als sie.
    »Papa!«, rief Gus staunend.
    »Ich weiß, mein Sohn!«, entgegnete Pierre, indem er mit verblüffender Leichtigkeit über einen Riss im Boden sprang.
    »Nur zu deiner Information: Dein Vater und ich können einen Gepard in vollem Lauf überholen«, mischte sich Tugdual ohne jede Rücksicht auf Gus’ ohnehin ausgeprägten Minderwertigkeitskomplex ein. Seine Erschöpfung schien wie weggeblasen zu sein.
    »Aber was uns da verfolgt, ist viel bedrohlicher als ein Gepard, fürchte ich«, sagte Pierre und warf einen Blick über die Schulter.
    Gus drehte sich nun ebenfalls um: Der Tornado war nicht nur näher gekommen, sondern hatte sich in fünf Teile gespalten. Er bildete eine beeindruckende Formation riesiger Trichter. Oksa schrie auf, als sie merkte, welche Gefahr ihnen drohte, und versuchte noch schneller zu rennen. Dennoch kamen die Wirbelwinde unaufhaltsam näher.
    »Nach links!«, rief Abakum und schlug einen scharfen Haken.
    Alle folgten ihm auf dem Fuß. Als sie sich wieder umdrehten, verschlug es ihnen den Atem: Die Tornados waren hinter ihnen her! Ein weiterer Fluchtversuch, gefolgt von einem erneuten Richtungswechsel des Tornados, versetzte sie in unbeschreibliche Panik. Außer Atem und völlig entmutigt, blieben sie stehen.
    »Wir sind erledigt!«, keuchte Gus.
    »Schon wieder?«, fragte Tugdual spöttisch.
    »Denken wir mal nach«, warf Oksa ein. »Wenn die Wirbelwinde uns folgen, nützt es nichts wegzurennen! Irgendeinen Sinn muss das Ganze haben.«
    Sie ließ die Tornados nicht aus den Augen, während sie sich das Hirn zermarterte.
    »He!«, rief sie plötzlich. »Vielleicht ist das ja der Ausgang in der Vertikalen, von dem das Wackelkrakeel gesprochen hat? Wisst ihr noch?«
    »Wow, Oksa, du hast bestimmt recht!«, sagte Gus. »Das ist echt stark!«
    »Da wäre nur ein kleines Problem. Für welchen der fünf Wirbelwinde sollen wir uns entscheiden?«
    Zur allgemeinen Überraschung sprang Gus von Pierres Rücken und stürzte sofort auf den größten Tornado zu. Augenblicklich war er in den grauen Wolken verschwunden.
    »Los! Ihm nach!«, rief Oksa und rannte ebenfalls los. »KOMMT MIT!«
    Einer nach dem anderen wurden die Rette-sich-wer-kann von den Strudeln aus glühenden Staubkörnchen verschluckt. Das Getöse im Inneren des Tornados war ohrenbetäubend. Oksa schrie vor Angst, während sie wie eine Stoffpuppe hin und her geschleudert wurde, doch ihre Schreie gingen in dem Lärm völlig unter. Sie drehte und drehte und drehte sich im Kreis, immer weiter, und konnte absolut nichts dagegen tun, außer zum Schutz vor der heißen Asche Mund und Augen zu schließen. Ihr wurde furchtbar übel. Der staubige Wind peitschte ihr Gesicht mit einer Heftigkeit, dass es sich anfühlte, als würde ihre Haut mit Schmirgelpapier bearbeitet. Ihre Wehrlosigkeit erschreckte sie, doch es blieb ihr nichts anderes übrig, als alles über sich ergehen zu lassen. Sie spürte, wie sie im Inneren des Trichters aufstieg, und konnte ihre Todesangst nicht unterdrücken. Zu allem Überfluss stieß ihr Kopf plötzlich heftig gegen etwas Hartes. Ein Stein? Ein Leodechsenknochen? Es war, als wäre ihr Kopf regelrecht entzweigespalten worden! Zu ihrer Übelkeit kamen nun also auch noch heftige Kopfschmerzen hinzu. Doch dann war sie am oberen Ende des Tornados angekommen. Und wurde, wie sie glaubte, in den blasslila Himmel katapultiert. Sie schrie vor Verzweiflung und schlug wild mit den Armen um sich. Dann öffnete sie endlich die Augen und stellte fest, dass sie auf moosbedeckter Erde lag, mitten auf einer kleinen, von riesigen Bäumen umgebenen Lichtung.
    »Das war echt der Wahnsinn, was?«, hörte sie Gus sagen.
    Oksa starrte ihn sprachlos an. Sie konnte es nicht fassen, dass sie überhaupt noch am

Weitere Kostenlose Bücher