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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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ich Glück gehabt habe.«
    »Und warum warst du wütend?«, fragte Oksa, die Gus aufmerksam zugehört hatte.
    »Weil ich das Gefühl hatte, so viel Zeit verloren zu haben … Hätten meine Eltern mir alles früher erzählt, hätte ich auch früher verstehen können, wieso ich anders war. Warum hatten sie so lange gewartet? In den nächsten Monaten ging es mir nicht so gut. Vielleicht erinnerst du dich noch, es war in der zweiten Klasse.«
    »Ja«, sagte Oksa. »Du warst ganz in dich gekehrt und noch verschlossener als sonst.«
    »Eigentlich war es mein Ärger, den ich weggeschlossen habe. Als mein Vater später mit mir darüber geredet hat, habe ich begriffen, dass es sowieso keinen richtigen Moment gibt, um solche Dinge zu erfahren. Egal, ob du sie mit fünf, zehn oder fünfzehn Jahren erfährst, es haut dich immer um, es tut weh, es verändert dein Leben. Und das ist es, was dir jetzt gerade passiert.«
    Oksa sah ihn lange an. Es kam selten vor, dass Gus so viel von sich erzählte. Tatsächlich schien er sich selbst am meisten darüber zu wundern. Er fuhr sich zum wahrscheinlich fünfzigsten Mal durch sein schwarzes Haar, um seine Verlegenheit zu überspielen.
    »Jedenfalls übertrifft deine Geschichte alles, was wir uns hätten vorstellen können«, sagte er. »Ich würde zu gern wissen, wie es in diesem Edefia aussieht. Hoffentlich vergisst du deinen alten Kumpel von Da-Draußen nicht und lädst mich ein, wenn du die höchste Herrscherin geworden bist! Äh … Was ist übrigens deine Anrede?«
    »Juhu!«, schrie Oksa, um sich abzureagieren. »Nenn mich Oksa, die gefährliche Ninja-Huldvolle!«
    Sie erhob sich einen Meter hoch in die Luft. Dann nahm sie eine Kung-Fu-Angriffsposition ein, indem sie das Bein seitlich wegstreckte, wie sie es bei Malorane während der Filmaugenvorführung gesehen hatte. Das enge Kabuff, in dem sie sich befanden, eignete sich allerdings nicht für solche Aktivitäten, und sämtliche Putzmittel, die ihr in die Quere kamen, purzelten zu Boden. Gus lachte.
    »Deine Beherrschung dieser Attacke lässt zu wünschen übrig, Oksa-san. Ich sehe da Verbesserungspotenzial.«
    Als sie aus ihrem Versteck kamen, stießen sie zu ihrem Leidwesen ausgerechnet auf die gefürchtete Hilda Richard – die Neandertalerin – mit ihrem Handlanger Alex Nolan.
    Die zwei ließen sich die Gelegenheit für einen gemeinen Kommentar nicht entgehen: »Ach, da sind ja Frau Oberschlau und Herr Treues Hündchen! Eingesperrt im Müllraum! Ziemlich stinkig für ein romantisches Stelldichein, oder, Axel?«, stichelte Hilda und drückte Oksa an die Wand.
    »Na ja, es passt doch zu den beiden«, antwortete Axel hämisch lachend.
    Oksa kochte innerlich. Sie hatte große Lust, dem arroganten Mädchen den Mund zu stopfen, doch sie schaffte es gerade noch, sich zu beherrschen.
    »He, ihr Aasfresser!«, mischte sich Merlin ein, der die ganze Szene mitbekommen hatte. »Höchste Zeit, dass ihr lesen lernt. Auf der Tür steht Reinigungsmittel und nicht Müllraum ! Aber mit Müll kennt ihr euch natürlich aus, das ist doch so was Ähnliches wie ihr, oder?«
    Die beiden »Aasfresser« warfen ihm einen verächtlichen Blick zu und entfernten sich lachend.
    »Na super, in zwei Minuten weiß es die ganze Schule«, sagte Oksa mit zusammengebissenen Zähnen.
    Gus war hochrot im Gesicht und sah sie verlegen an.
    »Davon kann man bei den beiden ausgehen«, entgegnete Merlin. »Auf die ist Verlass, wenn es darum geht, etwas herumzuposaunen. Wie seid ihr aber auch auf die Idee gekommen, euch in diesem Verschlag einzuschließen?«
    »Wir mussten etwas besprechen«, verteidigte sich Oksa, »und die Höhle war schon besetzt.«
    »Tja, so ist das mit guten Verstecken. Ich will ja nicht indiskret sein, aber was hattet ihr euch denn so Wichtiges zu erzählen, dass ihr euch da verkriechen musstet?«
    Oksa fiel keine Antwort ein und sie drehte sich Hilfe suchend zu Gus um, doch der studierte nur angestrengt die Maserung des Steinfußbodens und vermied es, hochzusehen.
    »Ach, Familiengeschichten, weiter nichts …«
    »Das muss aber eine ganz schön lange Geschichte gewesen sein«, meinte Merlin.
    »Nur ein bisschen kompliziert«, sagte Oksa. »Aber jetzt sollten wir vielleicht mal losgehen, oder?«
    »Ich muss nur noch mal an mein Schließfach. Wartet ihr hier auf mich?«, fragte Merlin und ging schnellen Schrittes davon.
    Endlich sah Gus auf.
    »Wie nett von dir, dass du mir so aufopfernd zur Seite gesprungen bist. Du warst wirklich eine

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