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Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition)

Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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hatte ein Foto Zylau‘s in der Tasche. Wie in einem amerikanischen Kriminalfilm dachte Hell.
    „Wenn jemand Zylau sieht, gibt er über die Ohrwürmer ein Signal“, sagte er in das Mikrofon, „Habt ihr das verstanden?“ Einer nach dem anderen murmelte sein ‚OK‘ ins Mikro. Die Mikros waren unsichtbar an den Revers der Jacketts befestigt und die Ohrwürmer saßen in den Ohren, wo sie hingehörten.
    Es strömten immer mehr Beerdigungsbesucher auf den kleinen Friedhof und mischten sich unter die Beamten. Die meisten versammelten sich vor der kleinen Kapelle und betraten sie erst dann, als der Pastor sich zeigte. Er trat zu den Eltern des Toten, verneigte sich und gab ihnen die Hand. Sie gingen in die kleine Kapelle, wo der Sarg Lohses aufgebahrt stand. Klauk trat ebenfalls hinein und kniff die Augen zu. Aus der Helligkeit kam er unvermittelt in die schummerige Dunkelheit der kleinen Totenhalle. Unter einem schlichten Holzkreuz stand der Sarg auf einem roten Samtbehang. Daneben spendete ein Kandelaber spärliches Licht. Die Halle füllte sich schnell. Wendt hatte sich ganz hinten postiert und hielt Ausschau nach Zylau. Der blieb aber wohl weg. Er war nirgends zu sehen. Der Pastor hielt eine kurze Rede. Lohses Mutter hatte einen Zusammenbruch und musste hinausgebracht werden. Sie wurde von ihrer Tochter gestützt. Nach einer Weile hatte sie sich gefangen. Der Pastor beendete die Rede. Kurz darauf kamen die Träger nach vorne, nahmen den Sarg auf und trugen ihn hinaus ins Sonnenlicht. Die beiden Zivilpolizisten gingen vorne. Die Sonne stach ihnen in die Augen. Langsam näherte sich der Sarg der Endstation. Hell stand in der Nähe, beobachtete die Menschen, die dem Sarg folgten.
    Einige Meter neben ihm standen ein paar Männer. Die gehörten wohl nicht zu den engen Verwandten und Freunden des Toten. Sie gingen nicht in der Reihe hinter dem Sarg. Er schaute zu ihnen hinüber. Die Männer schwiegen. Für einen Moment dachte Hell: Das sind alles Zoophile. Quatsch revidierte er den Gedanken sofort. Wie kommst du darauf? Helle Sonne. Trotzdem wurde ihm plötzlich höllisch kalt. Vorahnung?
    Keine fünf Sekunden später hörte er ein Schwirren. Dem Schwirren folgte ein gurgelnder Laut eines der Männer, die neben Hell gestanden hatten. Er blickte sich erstaunt um. In seinem Hals steckte ein Pfeil. Langsam sackte er nach hinten. Keiner seiner Nebenleute stützte ihn, sie lagen schon flach auf dem Boden. Panik. Todesangst.
    Hell schrie in sein Mikro „Pfeil, Mann wurde getroffen. Von wo ist das gekommen?“ Adrenalin auf der Beschleunigungsspur.
    Er hatte bereits seine Waffe in der Hand und hielt sie in die Richtung, aus der vermeintlich der Schuss gekommen war. Der Getroffene röchelte neben Hell.
    Die beiden Zivilbeamten ließen augenblicklich die Messinggriffe des Sarges los und zogen ebenfalls ihre Waffen. Die plötzliche Gewichtsverlagerung brachte die anderen vier Sargträger aus dem Gleichgewicht und der Sarg rauschte mit einem lauten Krachen zu Boden. Die beiden mittleren Träger strauchelten und fielen zu Boden. Die Beerdigungsgäste stoben schreiend auseinander. Jemand schrie nach der Polizei. Der Pastor warf sich zu Boden. Viele folgten voller Panik seinem Beispiel. Klauk zog seine Waffe und kauerte sich neben die auf dem Boden liegenden Menschen. Er gab dem Pastor ein Zeichen aufzustehen und die Menschen in die Kapelle zu geleiten. Geduckt oder kriechend kamen einige der Trauernden Klauk und dem Pastor hinterher, einige blieben aber auf dem Boden liegen. Klauk hätte sich dem Schützen stellen können. Doch er zog es vor, die Menschen zu retten. Schließlich war es nicht klar, ob der Schütze noch einmal feuern würde. In den Ohrwürmern herrschte Chaos. Alle redeten und schrien gleichzeitig. Daher war eine konkrete Anweisung zu hören.
    „Von wo ist das gekommen? Ruft einen Notarztwagen, schnell.“
    Hell steckte seine Waffe in den Holster und kniete sich neben den Getroffenen. Mit bloßen Händen versuchte er, die Blutung zum Stillstand zu bringen. Der Pfeil hatte die Halsschlagader getroffen und das Blut pulsierte neben seinen Händen hervor. Das Blut schoss ihm ins Gesicht. Er verlagerte seine Hand, um dem nächsten Blutschwall zu entgehen.
    Einer der Männer, die neben ihm gestanden hatten, hob den Kopf. „Haben Sie etwas zum draufdrücken?“, schrie Hell ihn an. Der Mann war ebenso gelähmt wie seine Kollegen. Er glotzte Hell bloß an. „Ihre Krawatte oder ihr Scheißjackett. Her damit!“
    Hell

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