Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)
Meinhold und Klauk in den Besprechungsraum. Hell hörte, wie Meinhold sich ereiferte: „Was sollen wir denn tun? Wir können es nur so durchziehen.“
Sie sahen Hell auf dem Boden knien und kamen zu ihm herüber.
Hell blickte auf und sah, dass Meinhold sehr blass war.
„ Wir sollten einige Beamte zum Schutz von Christina abstellen. Was denken Sie, Chef?“
Hell stand auf und ließ den Zucker Zucker sein.
„ Aber selbstredend. Unser Killer ist verdammt vorsichtig. Aber wenn das alles stimmt, was Du uns über ihn gesagt hast, dann ist er jemand, der zuschlägt, ohne lange zu zögern. Und er will auf keinen Fall gefasst werden, bevor er seine Bestätigung erfahren hat.“
Klauk stimmte ihm zu.
„ Ich hatte auch mit meiner Vermutung, dass er bei der PK escheinen wird, Unrecht. Was ist, wenn er sich auch sonst komplett anders verhält? Was ist, wenn er schon das Land verlassen hat? Womöglich hat er die Videos von den Morden und das genügt ihm. Was ist dann?“, fragte Meinhold frustriert.
Hell war klar, dass sie es mit vielen unsicheren Faktoren zu tun bekämen. Deshalb wollte er so sicher wie möglich fahren.
„ Das ist mir egal, Christina. Dein Gesicht hat er im Fernsehen gesehen. Du bist für ihn diejenige. Sollte er noch im Land sein, bist Du in Gefahr. Wir gehen auf keinen Fall ein Risiko ein. Ich habe schon ein SEK-Team angefordert, was sich in der Wohnung von Rosin postieren wird. Sie sind schon auf dem Weg dorthin.“
Meinhold wurde schlagartig klar, dass Widerspruch zwecklos war.
„ Ich will auf keinen Fall, dass es ihm gelingt, das zu beweisen, was er getan hat. Wir müssen ihn kriegen, bevor er mit dem fertig ist, was er sich vorgenommen hat.“
Hell drehte sich herum und suchte im Schrank nach einer Kehrschaufel und einem Besen. Er hörte, wie Klauk und Meinhold das Büro verließen. Mit einem unguten Gefühl nahm er den Handfeger und fegte den Zucker zusammen.
*
Draußen am Himmel flogen die Schwalben in Scharen herum. Sie sangen ihr fröhliches Lied vom Sommer. Ein Sportwagen brummte durch die Straße. Von Jochheim unbemerkt. Im Wohnzimmer saß er auf seinem Sessel. Ganz vorne, die Beine parallel zueinander. In der Hand hielt er noch immer das Rasiermesser. Es tropfte kein Blut mehr. Das war größtenteils angetrocknet.
Erst als er aufstand, bemerkte er das Messer in seiner Hand. Er ging in die Küche und wusch sich die Hände. Sorgsam entfernte er das Blut auch von dem Messer. Erst jetzt war er wieder in der Realität angekommen, halbwegs. Seine Gedanken hatten sich unentwegt im Kreis gedreht.
Die Bullen. Gericke. Die Bullen. Gericke. Jetzt spürte er, dass sein Hirn wieder in Gang kam. Er spürte, dass sein bisheriges Leben in naher Zukunft enden würde. So oder so, die Bullen gegenüber waren seinetwegen da. Soviel war klar. Gericke würde sich irgendwo verkriechen. Vielleicht so lange, bis er an der Schusswunde krepierte, die er ihm verpasst hatte.
Hoffentlich. Dann musste er sich an der kleinen Ratte nicht mehr die Finger dreckig machen. Aber das weitaus größere Problem saß im Haus gegenüber. Also musste er sich um diese beiden kümmern, wenn er einen zeitlichen Vorsprung herausholen wollte. Er dachte an die Finca auf Gran Canaria. Vielleicht war es nun wirklich Zeit, sich nach Spanien abzusetzen. Dort kannte man ihn als frühpensionierten Sozialpädagogen. Ein paar Sekunden lang sah er sich dort am Pool sitzen, mit einem Glas Rotwein in der Hand. Er spürte regelrecht die Wärme der Sonne.
Die Entscheidung fiel ihm nicht schwer. Er stieg ins obere Geschoss und vergewisserte sich, dass die von gegenüber auch anwesend waren.
*
Wendt fühlt sich noch immer scheußlich. Der Schmerz in seinem Kopf übte sich in unendlichen Variationen. Er hielt es im Auto nicht mehr aus, trotz des noch recht frühen Morgens war es schon sehr warm. Er stieg aus. Nachdem er mit sich einen Kompromiss ausgehandelt hatte, der lautete, dass er so lange in der Nachbarschaft spazieren gehen würde, bis die Kopfschmerzen erträglicher wurden, ging er in die entgegengesetzte Richtung davon. Sollte Jochheim ihn doch sehen. Sollten Holz und Berendi ihn sehen. Nur Hansen zuliebe war er überhaupt hier. Die Krankenschwester hatte ihm zur Ruhe geraten. Sie warnte ihn vor den Nachwirkungen der Droge, die er in seinem Körper hatte.
„ Das kann noch ein paar Stunden so gehen, mit Pech bis heute Abend“, sagte sie beinahe entschuldigend. Dabei konnte sie nichts für Wendts Zustand.
Die Bäume in der
Weitere Kostenlose Bücher