Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)
Golf-Killer‘.“
„ Machen wir die PK erst dann, wenn wir überhaupt etwas wissen“, schlug Wendt vor.
„ Nein, bis dahin schlagen schon die Gerüchte ins Kraut. Wir gehen mit dem, was wir haben, vor die Presse. Aber ich möchte es nicht alleine machen, vor allem nicht zusammen mit Überthür. Jan-Phillip, wie wär’s?“
Wendt war sich darüber im Klaren, dass er gar nicht absagen konnte. „In Ordnung, Chef, ich leite alles in die Wege. Ist sechzehn Uhr ok?“
Hell war froh über die schnelle Einigung und nickte. Bis dahin hatten sie noch über drei Stunden Zeit. Hell beugte sich nach vorne, sein Blick fand den von Meinhold.
„ Christina, Du schaffst bis dahin ein vorläufiges Profil zu erstellen?“ Meinhold nickte. Ihr war klar, dass sie auch eine Charakterskizze des Opfers erstellen würde. Wie sah sein Leben aus? Mit wem verkehrte er? Was für Gewohnheiten hatte er? Wo waren seine Schwächen? Hatte er Feinde? Wenn ja, waren sie eines Mordes fähig? Sie fing an, sich Notizen zu machen.
„ Dann bliebe noch Punkt zwei. Gauernack“, Hell machte eine Kunstpause, „Und die Stasi. Wir müssen davon ausgehen, dass das BKA uns den Fall abnehmen wird.“
Er blickte in besorgte und ablehnende Gesichter.
„ Aber der Staatsanwalt ist unser Kollege gewesen. Und wir sind dran an Gericke und seiner Schwester“, insistierte Wendt.
„ Nein, wenn Du ehrlich bist, dann musst Du zugestehen, dass wir überhaupt nicht dran sind an Stephan Gericke. Seine Schwester ist entweder ahnungslos oder kann uns das sehr gut verkaufen. Und von Gericke fehlt jede Spur. Wie kann uns ein Autoschrauber wie Gericke so narren? Nein, da steckt mehr dahinter. Das BKA kann da ganz anders rangehen, wie wir. Es ist auch noch nicht amtlich, aber ich gehe davon aus, dass es so kommt. Das wollte ich euch bloß schon mal mitteilen.“
„ Gibt es denn keine Möglichkeit einer Zusammenarbeit?“, fragte Rosin und schaute sich um. Überall blickte sie nur in leere Gesichter.
„ Diejenigen von uns, die schon länger dabei sind, wissen, dass sich das BKA selten in die Karten schauen lässt“, antwortete Hell.
Er stützte seinen Kopf auf seine Hand. Er verzog seine Mundwinkel. Seine eigenen Worte machten ihm keinen Spaß. Der Enthusiasmus der jungen Kollegin ehrte sie.
„ Naja, schauen wir mal. Noch sind wir ja dran. Wenn es ok ist, dann bin ich unterwegs zur KTU?“, fragte Rosin.
Hell nickte. „Das wollte ich gerade sagen. Wir sehen uns um drei Uhr wieder hier. Dann haben wir noch genügend Zeit, um uns auf die Pressekonferenz vorzubereiten.“
*
Demian Roberts hatte die Ausrede schon direkt wieder vergessen, die er benutzt hatte, um die Redaktionsrunde zu versäumen. Jetzt stand er draußen vor der Türe des Senders. In seiner Tasche steckte die DVD. Er verließ das Grundstück und winkte sich auf der Straße ein Taxi heran. Er nannte dem Fahrer die Adresse. Sein Herz klopfte immer noch. Keinen seiner Kollegen hatte er eingeweiht. Erst recht nicht seine Vorgesetzten.
Der Taxifahrer fuhr an. Als hätte er einen gefährlichen Verfolger abgeschüttelt, lehnte sich Roberts erschöpft gegen die Polster. Er hatte das Gefühl, erst einmal nach Hause fahren zu müssen, um sich auszuruhen. So etwas, wie er es eben auf der DVD gesehen hatte, war ihm bislang nur in seiner Phantasie vorgekommen. Aber nun hatte er es live gesehen. Er war quasi ein Mitwisser. Er machte sich zu einem Mitwisser. Indem er die DVD unterschlug. Er hätte dieses Beweisstück sofort der Polizei zukommen lassen müssen. Doch er tat es nicht. Warum?
Daheim würde er intensiv darüber nachdenken. Noch immer konnte er der Polizei weismachen, dass er die DVD erst daheim erhalten hatte.
Immer weiter kreisten seine Gedanken. Der Taxifahrer versuchte, ein Gespräch anzufangen. Doch Roberts bemerkte es nicht einmal.
Was sollte er von der DVD halten?
Was sollte er davon halten, dass Oskar sie ausgerechnet ihm zuschickte?
Was plante Oskar?
Der Mann hatte einen Plan. Und er spielte darin eine große Rolle. Erst der nächtliche Anruf. Jetzt diese DVD. Roberts grübelte weiter und schaute aus dem Fenster. Er sah die letzten Wolken nach Osten abziehen. Ein strahlend blauer Himmel war anstelle der Sturmwolken getreten. Als hätte es diesen heftigen Sturm vom Morgen nie gegeben.
Ein grauer Opel folgte dem Taxi in einem großen Abstand. Weder Roberts noch der Taxifahrer bemerkten das Auto und den Mann mit dem Kapuzenpulli, der am Steuer saß.
*
Oliver Hell starrte an die
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