olly - 09 - Die Burg erlebt ihr groesstes Fest
was ist denn das?” schrie Anita.
„Ein Ameisenhaufen! Wir liegen mitten in einem Ameisenhaufen!” jammerte Michaela. „Verflixt, brennt das – die Biester krabbeln überall an meinem Körper!”
„Schnell, nichts wie weg hier!” rief Dolly und ergriff ihre Sachen. „Laßt uns dort drüben hingehen, da ist es genauso schön.”
Fluchtartig verließen die Freundinnen den unbehaglichen Platz und steuerten hinter Dolly her, die sich einem großen Heuschober zugewandt hatte und dort ihre Decke ausbreitete. Vorher untersuchte sie den Boden genau nach Ungeziefer.
„Alles in Ordnung, keine Ameise zu sehen. Und es ist fast noch wärmer als da drüben am Wald.” Sie lehnte sich mit einem Seufzer der Erleichterung an die Holzwand der Scheune. Die anderen folgten ihrem Beispiel.
Bald wurden sie schläfrig, und eine nach der anderen schloß die Augen.
Auch Will war eingeschlafen. Sie träumte von einem wunderbaren Pferd mit einer weichen seidigen Mähne. Das Pferd galoppierte um sie herum, dabei wechselte es ständig die Farbe, von Rosarot zu Lila und Himmelblau, dann wieder wurde es apfelgrün und gelb, die Farben zogen über sein Fell hin wie ein Regenbogen. Will wollte aufspringen und es greifen, aber sie kam nicht vom Boden hoch, es war, als wäre sie festgeleimt. Jetzt stellte sich das Pferd vor ihr auf und brummte herausfordernd. Es nickte mit dem Kopf, und während es nickte, wuchs es zur Größe eines Elefanten und seine Nase verwandelte sich in einen riesigen Rüssel. Der Rüssel näherte sich ihr und strich ihr rauh und hart durch das Gesicht…
„Hilfe!” schrie Will. „Hiiilfe!” Schlaftrunken fuhr sie hoch. Vor ihr stand eine Kuh, deren hornig-harte Zunge ihr eben durch das Gesicht gefahren war.
Von Wills Schreien waren auch die anderen wach geworden. Mit Erstaunen stellten sie fest, daß sie nicht mehr allein waren. Um sie herum hatten sich sämtliche Kühe des Dorfes versammelt, sie starrten die fremden Besucher mit großen Augen unbeweglich an.
„Ich weiß nicht, vielleicht war der Platz doch nicht so gut wie wir dachten”, sagte Anita vorsichtig. „Beißen Kühe eigentlich?”
„Ach wo, sie haben ein ausgeprägtes Gefühl für Zärtlichkeit”, antwortete Will und rieb sich das Gesicht.
„Alles halb so wild”, tröstete Dolly. „Wir brauchen ja nur durch den Zaun zu kriechen und uns an der anderen Seite der Weide niederzulassen.”
„ Hilfe!” schrie Will entsetzt, als sie die hornig-harte Zunge einer Kuh verspürte
Also zogen sie ein drittes Mal um.
Nicht weit vom Zaun floß ein kleiner Bach. An einer Stelle, die von schützendem Gesträuch umgeben war und an der das Ufer ein wenig zurücktrat, beschlossen sie, nun endgültig ihr Picknick abzuhalten.
„Das war ja anstrengender als ein ganzer Tagesmarsch”, seufzte Clarissa und breitete Kuchenstücke auf einer Serviette aus.
Dolly schenkte Limonade ein, und Susanne ordnete Sandwichs mit Schinken und Eierscheiben auf einem Pappteller zu einem einladenden Kranz. Michaela schnitt eine Honigmelone in Scheiben.
„Habt ihr genug Papierservietten mitgebracht?” fragte Anita und wischte sich ein paar Tropfen Limonade vom Rock.
„Natürlich. Hier, bitte – Pssst!” unterbrach sich Susanne. „Hört ihr nichts?”
„O nein! Nicht schon wieder eine Kuhherde!” stöhnte Clarissa.
„Sei doch mal still!” Dolly lauschte angestrengt und versuchte, durch das dichte Gestrüpp hindurch etwas zu erkennen. „Achtung! Volle Deckung!” zischte sie plötzlich und machte den anderen ein Zeichen, sich zu verstecken.
Alles duckte sich flach auf den Boden und hielt den Atem an. Jetzt hörten es auch die anderen: da näherten sich Stimmen, eine weibliche und eine männliche – und diese Stimmen waren ihnen sehr vertraut.
„Da kommt Monsieur Monnier mit seinen unaufschiebbaren Briefen”, kicherte Anita.
„Interessant – sprechende Briefe! Mit der Stimme von Mademoiselle Dupont”, flüsterte Dolly grinsend. „Für sie war also das Päckchen, das er so sorgsam hinter seinem Rücken versteckte.”
Die beiden Französischlehrer gingen dicht an den Mädchen vorbei, ohne sie sehen zu können. Schon wollten Dolly und ihre Freundinnen aufatmen, da blieben die beiden stehen.
„Ach du Schreck!” sagte Susanne. „Das hat uns gerade noch gefehlt! Sie setzen sich hin. Was machen wir nun?”
„Da gibt es nur eines”, seufzte Clarissa. „Wir müssen unbemerkt den Rückzug antreten. Es wäre mir schrecklich, wenn die beiden merkten, daß wir ihr Geheimnis
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