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Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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abgeriegelten und weit außer Landes verlagerten Hochsicherheitstrakt daran geforscht wurde. Geheim oder gefährlich?
    Vermutlich beides.
    Ondragon steckte das Bild mit der Gensequenz wieder ein, machte Fotos von dem Raum und trat vor die Schiebetür, die in einen weiteren dunklen Bereich führte und deren Glasscheibe zu einem Spinnennetzmuster gesprungen war. Er schob die Tür auf, an der kein Warnhinweis zu sehen war, und fand sich in einem unterirdischen Wald wieder.
    Einem Wald aus Maispflanzen.
    Fasziniert blickte er sich um. Der Raum war riesig. Nicht besonders hoch, aber dafür erstreckte er sich geschätzte dreißig Yards in den Berg. An der roh behauenen Felsendecke hingen in regelmäßigen Abständen UV-Lampen und Stromleitungen, und eine Art Bewässerungssystem aus schwarzen Schläuchen durchzog netzartig den ganzen Raum. Das Ganze war ein unterirdisches Gewächshaus mit künstlichem Sonnenlicht und Berieselungsanlage. Ondragon staunte nicht schlecht. Die alte Silbermine war weitläufiger, als er gedacht hätte, und Darwin Inc. hatte offenbar keine Kosten und Mühen gescheut, hier eine hochtechnologische Forschungseinrichtung entstehen zu lassen. Das alles musste Millionen von Dollar gekostet haben! Millionen von Dollar, deren Investition sich aus Sicht von Darwin Inc. auszahlen musste, denn sonst hätten sie niemals so viel Aufwand betrieben.
    Die Madame hatte wohl recht damit gehabt, als sie behauptete, ein Projekt dieser Größe könne unmöglich von der Obrigkeit des Inselstaates unbemerkt bleiben. Die haitianischen Behörden mussten davon gewusst haben, und er konnte sich lebhaft vorstellen, wie sie nur zu gerne den Koffer mit dem Schweigegeld von der amerikanischen Biotech-Firma angenommen hatten.
    Aufmerksam setzte er seine Suche nach Hinweisen fort, streifte durch die Reihen von hochgewachsenen Maispflanzen, die einzeln in Kübeln herangezogen worden waren, und schoss Bilder. Leider waren die Stauden mittlerweile vertrocknet und sahen aus wie dürre Knochenskelette. Ihre vergilbten Blätter hingen herab und raschelten, als er mit einer Hand darüberfuhr. Nur die reifen Kolben ragten vom Stamm der Pflanzen ab wie mahnende Zeigefinger. Ondragon brach einen davon ab und pellte ihn aus der Schicht aus Fruchtblättern. In einem willkürlichen Mix aus Gelb und Rot wanden sich die Maiskörner um den Kolben.
    Ondragon kannte sie von mexikanischen Restaurants her, wo sie oft als Dekoration verwendet wurden.
    Aber du hast solche Maiskörner auch noch woanders gesehen – erst kürzlich! Kurz blitzte es in seinem Gedächtnis auf. Überleg doch mal ganz scharf. Wo war das gewesen? Er fühlte es in seinem Innern pochen. Diese Art von bunten Körnern war ihm vor nicht allzu langer Zeit untergekommen. Nur wo, verdammt nochmal? In Tucson im Hotel Congress? Dort hatten sie ihre Eingangshalle ja mit allerhand mexikanisch-indianischem Kitsch dekoriert. Oder war es in Madames Voodoo-Laden gewesen?
    Die Erleuchtung wollte ihm einfach nicht kommen und deshalb wischte Ondragon die krampfartigen Zuckungen seiner Zentrifuge beiseite. Wahrscheinlich hatte es sowieso nicht mit dem Fall Darwin Inc. zu tun. Er warf den Maiskolben in den Blumenkübel und besah sich einige der Schildchen genauer, die an den Behältern angebracht waren.
    DWIN 411-Crypt C034, DWIN 411-Crypt C035, DWIN 411-Crypt C036. Es waren ganz offensichtlich fortlaufende Nummern. Aber was hatte es bloß mit DWIN 411-Crypt auf sich? Was konnte diese Pflanze? Was machte sie so besonders, dass man sie hier in aller Heimlichkeit züchtete?
    Er selbst würde hier unten womöglich niemals eine Antwort auf diese Fragen finden, nur ein Experte in Sachen Gentechnik konnte etwas mit diesen Pflanzen und den daran gekoppelten Experimenten anfangen. Er würde sich also Material besorgen müssen, um dieses dann später begutachten lassen zu können.
    Rasch verließ Ondragon das Gewächshaus und steuerte auf die Tür mit der Aufschrift „Office“ zu. Dort erhoffte er sich, bessere und transportfähigere Beweise zu finden. In Form eines USB-Sticks zum Bespiel. Oder CDs. Er trat in das Büro, in dem mehrere Schreibtische mit Computern standen, ein offener Aktenschank und KEIN Bücheregal!
    Er atmete auf und begann, sich die Schubladen vorzunehmen. Kurioserweise standen diese alle offen und waren durchwühlt worden. Auf dem Boden davor lag ein Durcheinander aus Zetteln und Schreibutensilien. Er wandte sich um. Auch der Aktenschrank gab keinerlei elektronische Speichermedien

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