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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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der Tasche und klebte es sich auf die Innenseite des rechten Oberarms. Als Nächstes zündete er sich einen Zigarillo an. Nach dem ersten Zug musste er ein Husten unterdrücken.
    Es half nichts: Sein nächster Stopp wäre Madrid. Sollte er Arctander dort nicht finden, folgte er eben den Spuren, die unter anderem nach Minsk führten.

[home]
    XIII

    Rasch tritt der Tod den Menschen an,
    Es ist ihm keine Frist gegeben;
    Es stürzt ihn mitten in der Bahn,
    Es reißt ihn fort vom vollen Leben.
    Friedrich von Schiller, Wilhelm Tell
    Minsk, Weißrussland
    K ristin sah zu der Frau, die sich am Zeitungsstand Lidschlag um Lidschlag schwerer tat, Interesse für die Auslage zu heucheln, und nahm Kurs auf sie. »Guten Tag. Sagen Sie, folgen Sie mir?«
    »Äh … was?«, antwortete die Unbekannte. Doch bevor sie es verhindern konnte, streifte Kristin ihr die Haare nach hinten. Im rechten Ohr kam ein heller Plastikeinsatz zum Vorschein, aus dem ein dünnes Klarsichtkabel unter ihren Kragen führte. »Hey! Was machen Sie denn?«
    »Sie enttarnen. Von welcher Firma sind Sie und Ihre Freunde?« Kristin tat, als würde sie die Jacke der Fremden richten, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Dabei bemerkte sie die Pistole, die unter der linken Achsel in einem Holster steckte. Eine Walther P 6 . »Nichts Osteuropäisches. Dafür haben Sie das falsche Fabrikat dabei.«
    Kristin dachte an das Treffen in Paris mit der Aspirantin, die ein falsches Zeugnis in ihren Unterlagen hatte. Gehörte die Beschattung zu einem großen Plan, einen Maulwurf in das Institut Leben einzuschleusen, oder hingen ihr verschiedene Teams an den Hacken?
    Verdammt!
Es war genau
das
eingetreten, was sie hatte verhindern wollen: zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
    Kristin schossen augenblicklich Umzugsszenarien durch den Kopf, raus aus Minsk, an einen neuen Standort und neu anfangen – aber diese Zeit hatte sie nicht mehr. Jede Störung bedeutete eine unverzeihliche Verzögerung. Ihre Krankheit schritt unaufhaltsam fort, daher musste Kristin ebenso unaufhaltsam sein.
    Unaufhaltsam wie in Ciudad Mier.
    Die Folgen hatten die Agenten zu verantworten, nicht sie. Sie tötete niemals zum Spaß.
    Die Unbekannte sah sich verstohlen nach Hilfe um. Ihre Kollegen näherten sich bereits, die Gesichter eine einzige Drohung.
    »Ich schlage vor, wir gehen nach draußen.« Kristin nickte in Richtung des Ausgangs. »Da können wir klären, was Sie von mir wollen. Oder Sie fangen gleich hier an rumzuballern. Dann denken Sie sich lieber schon mal eine Geschichte für den hiesigen Geheimdienst aus. Weißrussische Verhörmethoden sind nicht die freundlichsten. Die machen Waterboarding mit Terpentin, habe ich gehört.«
    Inzwischen war sie von einem Mann und einer weiteren Frau umringt. Er zeigte ihr tatsächlich andeutungsweise seine Pistole, eine Beretta 93 R, um sie einzuschüchtern, was Kristin zu einem knappen Lachen veranlasste. »Sind jetzt alle da? Können wir rausgehen?«
    »Nein, Frau von Windau. Es gibt nichts zu bereden. Setzen Sie einfach Ihren Weg fort, wir begleiten Sie«, entgegnete der Mann missgelaunt.
    »Ah, verstehe. Sie sollen mich nicht aus den Augen lassen und nicht eingreifen. Die klassische Observation. Normalerweise sollte die Zielperson das nicht bemerken.« Kristin grinste die Agentin an, die als Erste aufgeflogen war. »Mitnehmen kann ich Sie leider nicht. Ist ein Privatflug.«
    »Dann haben wir ein Problem«, erwiderte der Mann.
    »Sie könnten mir einen Peilsender mitgeben. Ich trage ihn auch ganz brav, versprochen.« Es gefiel ihr, die Agenten auf die Schippe zu nehmen.
    Kristin überlegte, seit wann ihr das Trio wohl folgte. Auf der Fahrt zum Flughafen waren ihr keine Wagen aufgefallen. Vermutlich hatten sie sich in der Halle auf die Lauer gelegt, da bekannt war, dass sie viel reiste.
    Es interessierte Kristin nicht, zu welchem Geheimdienst sie gehörten. Das Anfängerteam nervte sie, schränkte ihre Bewegungsfreiheit ein. Warum es also nicht beseitigen? Für sie hatte es keine gravierenden Konsequenzen, auf der Abschussliste eines Geheimdienstes zu landen, weil sie bald eh tot war oder in einem Cryotank verschwand. Die Gefahr für ihren Sohn stufte sie als gering ein. Solange er von seinem Vater beschützt wurde, war Eugen in Sicherheit vor Fremden und Feinden. Und das Institut schienen sie noch nicht entdeckt zu haben.
    Kristin sah die drei Agenten an, einen nach dem anderen. Ihre Entscheidung war gefallen. »Also abgemacht? Ich kriege einen

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