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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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er mit der kosmetischen Behandlung begann.
    Als Frisur hatte der Marquis sich etwas Einfaches, Natürliches gewünscht: glatte, offene Haare. Leichte Grundierung, dezente Schminke, und fertig war sein Werk.
    Zum Schluss steckte er Ringe auf ihre schlanken Finger und faltete die Hände über dem flachen Bauch. Um ihren Hals legte er ein einfaches, dunkles Seidenband, an dem ein bläulicher Edelstein baumelte. Konstantin vermutete, dass es ein Juwel von beträchtlichem Wert war.
Noch ein Grund für die Aufpasser.
Lilou trug den Anhänger auch auf dem Bild, das an Bord des Schiffs entstanden war und ihm als Vorlage diente.
    Er machte einen Schritt zurück und betrachtete die Tote, nahm ein Bild zur Hand und verglich ein letztes Mal, bevor er aufräumte und seine Werkzeuge desinfizierte. Keiner der Trauergäste würde wissen, wie viel Zeit er damit verbracht hatte, Lilou wie eine Schlafende wirken zu lassen.
    »Besser geht es nicht. Nur im Leben warst du schöner«, sagte er leise und empfand Bedauern.
Der Tod ist ein Egoist. Er umgibt sich zu gern mit hübschen jungen Menschen.
Lilou de Girardin war eine Schönheit mit einer guten Seele gewesen.
Und der Tod ist ein Arschloch.
     
    Unvermittelt setzte sich die Spieluhr in Gang, die bei den persönlichen Gegenständen lag.
    Ein Schauer rann über Konstantins Rücken.
    Abergläubische Menschen hätten es als Antwort des Todes gewertet, aber er wusste es besser.
    Der Schnitter konnte sich ihm nicht zeigen.
    Es ging nicht.
     
    •••
     
    »Sie … sieht aus, als würde sie schlafen. Meisterhaft, Monsieur Korff!« Caràra stand neben ihm und betrachtete die tote Lilou. Er konnte anscheinend nicht fassen, wie perfekt das Resultat von mehr als zwölf Stunden Arbeit geworden war.
    »Es war unproblematischer, als ich dachte.« Konstantin lächelte glücklich, aber erschöpft. Er hatte seine Arbeitskleidung abgelegt, geduscht und Hose, Polohemd sowie Sakko angezogen. Es roch feucht, nach Desinfektions- und verschiedenen Balsamierungsmitteln, deren spezieller Fluidduft sich bald verflüchtigt haben würde.
    Im Sarg ruhte Lilou Girardin, in dem schönen, hochgeschlossenen Spitzenkleid, das es ihm leichter gemacht hatte, die Verfärbung am Hals zu kaschieren. Die Augen waren friedlich geschlossen, die Haare umrahmten das wunderschöne Gesicht der jungen Frau, die Konstantin dezent geschminkt hatte. Die Facetten des Diamanten schimmerten sacht im Neonlicht.
    »Kann jetzt noch etwas geschehen?«, erkundigte sich Caràra vorsichtig.
    »Sie meinen, ob der Verwesungsprozess fortschreitet und sich Demoiselle bis zur Bestattung aufbläht?« Konstantin mochte es nicht, wenn man zu euphemistisch von den Vorgängen sprach, die der Tod nach sich zog. »Nein. Ich habe Maßnahmen ergriffen, Monsieur. Wie ich vorhin sagte: Ihre sterbliche Hülle wird bis zur Trauerfeier in diesem Zustand bleiben, durchgehende Kühlung vorausgesetzt. Ich würde sie bis zur Beerdigung in diesem Raum lassen und einen Luftentfeuchter aufstellen.« Dabei beließ er es. Es stand Caràra ins Gesicht geschrieben, dass er keine Details wissen wollte. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, wäre ich dankbar, wenn Sie mich ins Hotel zurückfahren könnten.« Konstantin hob den Aluminiumkoffer an.
    »Natürlich, Monsieur Korff.« Caràra deutete eine Verbeugung an, die der Leiche galt, und wandte sich vom Sarg ab, um den Raum zu verlassen. »Ich muss Ihnen ein großes Kompliment machen«, sagte er im Gehen. »Ich kannte Demoiselle Lilou acht Jahre, Monsieur, und ich … war skeptisch. Ich fürchtete, dass Sie sie wie eine Wachspuppe aussehen lassen würden oder ihr ein Aussehen geben, das ihrem Naturell nicht gerecht wird. Nun muss ich Abbitte leisten, Monsieur Korff.«
    »Das ist ein großes Lob, Monsieur Caràra. Ich freue mich, dass ich das erhalten konnte, was sie ausmachte.« Er dachte an die Gemahlin des Marquis. »Sie sollten ihre Mutter bald zu ihr schicken. Vielleicht nicht unbedingt in diesen Keller.«
    »Das ist klar, Monsieur. Wir lassen Demoiselle Lilou später abholen und an einen anderen Ort bringen, wo die Atmosphäre privater und es sicherer ist.«
    Sie hatten das Erdgeschoss erreicht und verließen das Haus.
    Es war inzwischen tiefe Nacht, und die Luft trug den Stadtgeruch aus Staub und Abgasen, gemischt mit Rauch. Irgendwo verbrannte jemand Müll.
    Konstantin und Caràra schritten an den Aufpassern vorbei, stiegen in den Peugeot, und die Rückkehr zum Hotel begann.
    Wieder schwiegen die beiden, weil es

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