Operation Amazonas
reagieren.
Nathan stieß Kostos beiseite, wischte das Blut von Congers Mund und atmete im gleichen Rhythmus, wie Kelly auf den Brustkasten drückte. Nate konzentrierte sich ganz auf das, was er tat. Das besorgte Geplapper der anderen nahm er kaum wahr.
»Irgend so ein verdammter Frosch oder Fisch«, erklärte Kostos. »Das Vieh kam aus dem Wasser gesprungen und hat Conger ins Bein gebissen.«
»Eine Vergiftung!«, keuchte Kelly. »Das Tier muss giftig gewesen sein.«
»Von einem solchen Tier habe ich noch nie gehört«, sagte Kouwe.
Nathan hätte ihm gern beigepflichtet, war aber zu sehr damit beschäftigt, den sterbenden Soldaten zu beatmen.
»Es waren Tausende«, fuhr Kostos fort. »Haben alles zerfleischt, was ihnen in den Weg kam.«
»Was sollen wir jetzt tun?«, fragte Zane.
Captain Waxman übertönte alle anderen. »Vor allem dürfen wir jetzt nicht in Panik verfallen. Corporal Graves und Private Jones … schließen Sie sich Carrera an und sichern Sie das Gelände.«
»Warten Sie!«, stieß Nate zwischen zwei Atemzügen hervor.
Waxman drehte sich um. »Was?«
Nate sprach stoßweise, während er sich bemühte, Conger zu beatmen. »Wir sind zu nahe am Fluss. Der fließt unmittelbar am Shabano vorbei.«
»Und?«
»Sie werden sich aus dem Fluss auf uns stürzen …, wie sie es mit den Indianern gemacht haben.« Nate war vom Hyperventilieren bereits schwindlig. Er atmete in Congers Mund aus, dann hob er wieder den Kopf. »Wir müssen von hier verschwinden. Bis es Tag wird, müssen wir uns von allen Wasserläufen fern halten. Bei Nacht …« Er senkte wieder den Kopf.
»Was reden Sie da?«
Professor Kouwe sprang ihm bei. »Die Indianer wurden nachts angegriffen. Und jetzt diese Attacke. Nathan glaubt, dass die Tiere nachtaktiv sind. Wenn es uns gelingt, ihnen bis Sonnenaufgang aus dem Weg zu gehen, sollte uns nichts passieren.«
»Aber hier haben wir Deckung, hier ist es sicher. Das sind doch bloß Fische oder Frösche oder was auch immer.«
Nate vergegenwärtigte sich das grünstichige Bild, das er durch die Infrarotbrille gesehen hatte: die aus dem Fluss hervorspringenden Wesen, die klatschend am Ufer landeten. »Wir sind hier nicht sicher!«, keuchte er. Er senkte abermals den Kopf, doch da legte sich eine Hand auf seine Schulter.
»Es hat keinen Sinn«, sagte Kelly und zog ihn hoch. »Er ist tot.« Sie wandte sich den anderen zu. »Es tut mir Leid. Das Gift hat sich zu schnell ausgebreitet. Und ohne ein Gegengift …« Sie schüttelte betrübt den Kopf.
Nate starrte den reglosen Leichnam des jungen Texaners an. »Verdammt noch mal …« Er richtete sich auf. »Wir müssen von hier verschwinden. Wir müssen weg vom Fluss. Ich weiß nicht, wie weit sich die Tiere von Wasserläufen entfernen können, aber das eine, das ich deutlicher gesehen habe, hatte Kiemen. Wahrscheinlich halten sie es an Land nicht lange aus.«
»Was schlagen Sie vor?«, fragte Frank.
»Wir ziehen uns auf höheres Gelände zurück. Weichen dem Fluss und dem Bach aus. Die Indianer wollten sich vermutlich vom Fluss fern halten, aber die Tiere sind ihnen im Bach gefolgt und haben sie dann angegriffen.«
»Wenn man Sie so hört, könnte man meinen, die Viecher wären intelligent.«
»Nein, das kann ich mir nicht vorstellen.« Nate dachte daran, wie die Delfine vor ihnen geflüchtet waren, während die größeren Flussfische unbehelligt geblieben waren. Er sah wieder vor sich, wie das Schwein und das Capybara angegriffen worden waren. In seinem Geist formte sich eine Hypothese. »Vielleicht jagen sie ja ausschließlich warmblütige Tiere. Ich weiß auch nicht …, aber vielleicht orten sie ja die Körperwärme von Säugetieren und suchen im Wasser und am Ufer nach Beute.«
Frank wandte sich Waxman zu. »Ich finde, wir sollten auf Dr. Rand hören.«
»Ich auch«, sagte Kelly und richtete sich auf. Sie zeigte auf Corporal Conger. »Wenn ein einziger Biss zum Tod führen kann, dürfen wir kein Risiko eingehen.«
Waxman wandte sich an Frank. »Sie sind der Expeditionsleiter, aber wenn es um die Sicherheit geht, ist mein Wort Gesetz.«
Private Carrera streckte den Kopf durch den Eingang des Rundhauses. »Hier draußen geht irgendwas vor. Im Fluss brodelt es nur so. Eins der Schlauchboote ist gerade kaputt gegangen.«
Ringsumher ertönten auf einmal Affengebrüll und Vogelgeschrei.
»Es wird allmählich eng für uns«, sagte Nate mit Nachdruck. »Wenn sie uns in die Zange nehmen und uns den Rückzug auf höheres Gelände abschneiden, gibt es womöglich
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