Operation Genesis (Ein Delta-Team-Thriller) (German Edition)
sie da drin.«
»Wenn sie nicht schon tot sind.«
Rook warf einen finsteren Blick in Queens Richtung. »Das darfst du nicht einmal denken.«
Sie wandte den Blick ab und nickte. Sie konnte eine unbarmherzige und effiziente Killerin sein, doch das bedeutete nicht, dass die anderen im Team ihr gleichgültig waren. Aber es war schwer, optimistisch zu bleiben, wenn die Chancen so überwältigend gegen einen standen. Queen zwang sich, die positive Seite zu sehen: Sie hatte bereits zwei von den Kreaturen getötet. Sie waren nicht unbesiegbar.
»Was machen wir jetzt?«, fragte Rook.
Queen warf einen Blick zum Himmel und sah dann Rook an. Der raubtierhafte Glanz in ihren Augen kehrte zurück. »Wir warten auf die Nacht, beten, dass es nicht regnet, und dann befreien wir die Gefangenen.«
48
Knight verschlang den Text wie einen spannenden Roman. Es war eine fesselnde Geschichte, die Weston sich aus den Geschehnissen zusammengereimt, aus seiner Sicht interpretiert und mit Anmerkungen gespickt hatte.
Es ging um die unbekannte gemeinsame Vergangenheit von Homo sapiens und Neandertalern. Die Seiten stellten eine Chronik des Aufstiegs der menschlichen Rasse dar, von tausenden von Jahren friedlicher Koexistenz und vermischter Blutlinien, bis irgendetwas sich verändert hatte. Ob ein Evolutionssprung der Grund war oder das Verhalten eines einzelnen menschlichen Anführers, ging nicht deutlich aus der Geschichte hervor, aber eines war klar – die Menschheit wurde gewalttätig. Die Neandertaler wehrten sich nach Kräften, doch trotz ihrer größeren Zahl und der technologischen Vorteile hatten sie wenig Talent zum Kriegführen. Über Generationen hinweg wurden sie weiter nach Norden gedrängt, hinaus aus Afrika und weiter bis nach Asien, wo sie sich in den äußersten Osten flüchteten.
Tatsächlich verlief die Flucht so schnell, dass die menschliche Rasse nicht Schritt halten konnte. Die Neandertaler beschlossen, sich in den abgelegenen annamitischen Kordilleren niederzulassen, weil Nahrung und Versteckmöglichkeiten dort reichlich vorhanden waren, das Gelände sich gut verteidigen ließ, und … sie fanden Frieden innerhalb des Berges. Mount Meru.
Der Bericht sprach von den gigantischen Kristallen, die den Geist zu heilen vermochten, vom Bau der Nekropole aus den Knochen der Toten und der Errichtung eines Tempels, der den Kristallen gewidmet war, und dem Gott, der ihnen diese neue Heimat geschenkt hatte.
Drei Seiten später änderte sich der Tenor der Erzählung. Menschen waren gesichtet worden. Kundschafter. Leicht zu töten, doch die Neandertaler wussten, dass andere ihnen folgen würden. Sie gaben sich eine neue Form der Führung, die Knight trotz ihrer fortschrittlichen Zivilisation sehr primitiv, sehr neandertalerhaft vorkam. Die größten und aggressivsten Männer wurden zu Anführern. Nicht die klügsten. Nicht die listigsten. Die Krieger. Sie bereiteten sich auf den Kampf vor. Und hier endete die Übersetzung. Knight las den letzten Absatz.
Den Stärksten und Erbarmungslosesten von uns verleihen wir die Ehre der Führerschaft, damit wir überleben können, was die Zukunft auch bringen mag. Dieses Prinzip soll über alle Generationen hinweg gelten, auf dass wir Krieger werden, auf dass wir zu dem werden, was die Menschen am meisten fürchten.
Knight drehte die Seite um, aber Westons Aufzeichnungen endeten hier. Es war der allerletzte Eintrag, und Knight begriff, dass er höchstwahrscheinlich an dem Tag entstanden war, als er hier auf dem Boden der Höhle alles stehen und liegen ließ, um … ja, um was zu tun?
Die Antwort traf Knight wie ein Blitz, und er lachte auf. »Was für ein durchtriebener Teufel!« Weston hatte seine Chance gesehen, die Führung an sich zu reißen. Wenn seine Peiniger immer noch nach denselben Regeln lebten, und falls Weston ein großer Mann war, dann konnte erseine Dominanz geltend machen und die Kontrolle übernehmen. Aber hatte er Erfolg gehabt und überlebt, oder war er bei dem Versuch gestorben? Er war nie hierher zurückgekehrt, das war sicher, aber der Grund dafür blieb im Dunkeln.
Knight legte das Notizbuch zurück auf den Boden und sah die Frottagen der Schriftzeichen von den Wänden durch. Beim Anblick der Symbole überkam ihn Bewunderung für das uralte Wissen, das hier festgehalten war. So viel Potenzial. Wäre der Homo sapiens nicht gekommen, was hätte die Rasse der Neandertaler nicht alles erreichen können! Sie waren lange vor dem modernen Menschen auf der Erde
Weitere Kostenlose Bücher