Operation Romanow
hochstieg.
Angeführt von Soba rannte eine Hand voll seiner Männer mit Sturmlampen auf ihn zu. Einer von ihnen riss Jakow den Knebel aus dem Mund und löste die Fesseln von seinen Händen.
Jakow keuchte vor Wut. »Andrew hat uns wieder hereingelegt! Er hat unsere Wagen auf ein Nebengleis rangiert. Dieser verdammte Dummkopf! Wie geht es seinem Jungen?«
Soba hob seine Lampe. »Es ist zu spät, Leonid«, sagte er mit grimmiger Miene.
Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2013
SIEBTER TEIL
98. KAPITEL
Jekaterinburg
»Sie sind verrückt! Ich sag’s Ihnen. Am Ende werden wir beide noch erschossen.« Markow ließ die Zügel schnalzen, woraufhin die Pferde in Richtung Wonskaja-Straße trabten. »Hören Sie mir überhaupt zu?«
Boyle saß neben ihm auf dem Kutschbock. Er trug einen dunklen Anzug mit Kragen und Krawatte. »Natürlich. Aber ich bin nicht verrückt, sondern verzweifelt. An der nächsten Biegung links, nicht wahr?«
Markow seufzte unglücklich und bog links ab. Sie gelangten zum Stadtteich und fuhren unter einem Torbogen hindurch. Drei Rotarmisten bewachten die massive Eisentür.
»Sehen Sie? Es ist genauso, wie ich gesagt habe. Alle Tunneleingänge werden bewacht«, stieß Markow mit finsterer Miene aus, nachdem sie an den Wachen vorbeigefahren waren.
Ein paar Minuten später sahen sie noch mehr Soldaten vor einem gepflegten Haus mit Stuckfassade und Union Jack, der an einem Fahnenmast im oberen Stock flatterte. »Das britische Konsulat«, erklärte Markow. »Im Garten ist auch ein Eingang zum Tunnel.«
»Ich hab genug gesehen«, erwiderte Boyle verärgert. »Fahren Sie zum Hotel.«
Fünf Minuten später trabten die Pferde am Amerika-Hotel vorbei, vor dem ebenfalls Soldaten standen. Vier waren mit Gewehren mit aufgesteckten Bajonetten bewaffnet, ein anderer saß hinter einem Vickers-Maschinengewehr, das durch einen Berg von Sandsäcken geschützt war. An beiden Straßenecken patrouillierten Wachen. Mehrere Autos und Lastwagen parkten vor dem Hotel.
Ein Opel mit offenem Verdeck überholte sie. Vor dem Hoteleingang trat der Fahrer auf die Bremse. Zwei Schläger in Lederjacken zerrten einen jungen Mann mit ängstlicher Miene aus dem hinteren Teil des Wagens und zogen ihn die Stufen zum Eingang hinauf.
»Sie werfen den armen Teufel zweifellos in eine Zelle«, sagte Markow.
Der Leichenbestatter wandte sich wieder Boyle zu. »Sie müssen verrückt sein, wenn Sie diese Höhle des Löwen betreten wollen! Ich hätte nicht die Nerven dazu.«
»Fahren Sie um die Ecke. Ich will mir den Hintereingang ansehen.«
Markow folgte der Anweisung und trieb die Pferde mit der Peitsche an. Boyle sah, dass alle Fenster im Untergeschoss mit dicken Eisenstangen gesichert waren.
»Die Zellen?«, fragte er.
»Ja«, erwiderte Markow.
»Fahren Sie zum Fluss.«
Markow lenkte den Pferdewagen in die gewünschte Richtung, und wenige Minuten später hielten sie am Wasser an. »Wir sind da.«
Boyle nahm ein Notizheft und einen Stift aus der Tasche. Er schrieb auf, was er herausgefunden hatte, und fertigte ein paar Skizzen an. Als er fertig war, massierte er sich die Stirn mit Daumen und Zeigefinger.
»Unmöglich?«, fragte Markow.
»Es gibt immer eine Schwachstelle. Es gibt jedoch ein ernstes Problem, wenn ich versuche, das Hotel zu betreten.«
»Und welches?«
Boyle lächelte gequält. »Ich verstehe etwas Russisch, aber ich spreche es nicht besonders gut.«
Entmutigt warf Markow die Zügel aus der Hand. »Wunderbar. Und jetzt?«
99. KAPITEL
Zwischen Moskau und Jekaterinburg
Der Zug fuhr ratternd durch die Nacht.
Lydia klappte einen der stählernen Fensterläden auf, um frische Luft hereinzulassen. In der mondhellen Nacht zogen die riesigen Wälder an ihnen vorüber. Sie drehte sich zu Andrew um. »Ich weiß, dass es dich fast umbringt, aber du brauchst keine Schuldgefühle zu haben.«
Juri Andrew saß hinter Jakows Schreibtisch und hatte das Gesicht in den Händen vergraben. »Darum geht es nicht«, erwiderte er niedergeschlagen. »Es ist dennoch meine Schuld! Es war ein Fehler, nach Russland zurückzukehren. Das begreife ich nun. Wenn ich wenigstens Nina und Sergej in Ruhe gelassen hätte, wäre ihnen nichts zugestoßen. Ich hätte sie beschützen müssen!«
Lydia ging zu ihm und legte die Hände auf seine Schultern. »Mach dir keine Vorwürfe, Juri. Jakow hat gesagt, dass er ihnen nichts antut.«
»Ich bin mir nicht sicher, wozu er fähig ist. Jedenfalls steht fest, dass
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