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Operation Zombie

Operation Zombie

Titel: Operation Zombie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks
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festgezurrt, einem Containerschiff aus Singapur, das schon teilweise ausgeschlachtet worden war. Ich trat gerade in dem Moment ein, als die Motoren der Delmas angelassen wurden. Ich konnte sehen, wie das weiße Wasser aufspritzte, als sie sich gegen die Taue stemmte. Ich konnte hören wie einige der schwächeren Taue mit Geräuschen wie Gewehrschüsse rissen. Aber die langen Ketten, die hielten länger durch als die Hülle Als die Tulip gestrandet war, musste der Kiel schwer beschädigt worden sein. Als die Delmas anfing zu ziehen, hörte ich ein schreckliches Ächzen, ein Kreischen von Metall. Die Tulip wurde buchstäblich in zwei Hälften gerissen; der Bug blieb an Land während das Heck aufs Meer hinausgeschleppt wurde. Man konnte gar nichts tun, die Delmas hatte bereits volle fahrt aufgenommen und schleppte das Heck der Tulip in tiefes Wasser, wo es umkippte und binnen weniger Sekunden sank. Es müssen sich mindestens tausend Menschen an Bord befunden haben, die sich in sämtlichen Kabinen und auf jedem Quadralzentimeter des Decks drängten. Das Donnern der entweichenden Luft übertönte ihre Schreie.
    Warum sind die Flüchtlinge denn nicht einfach an Bord der gestrandeten Schiffe gegangen, haben die Leitern hochgezogen und sie damit uneinnehmbar gemacht?
    Sie sprechen mit der Stimme der Vernunft. Sie sind in jener Nacht nicht dabei gewesen. Die Werft war bis zum Wasser hin überfüllt, eine panische Menschenmasse im Licht der Brände im Landesinneren. Hunderte versuchten, zu den Schiffen hinaus zu schwimmen. Alle, die es nicht geschafft hatten, trieben in der Brandung.
Dutzende kleinerer Boote fuhren hin und her und beförderten Leute vom Ufer zu den Schiffen. »Gebt uns euer Geld«, hieß es auf einigen, »alles, was ihr habt, dann nehmen wir euch mit.« Geld oder Lebensmittel, was ihnen wertvoll erschien. Ich sah eine Schiffsbesatzung, die nur Frauen wollte, junge Frauen. Eine andere nahm nur Flüchtlinge mit heller Hautfarbe an Bord. Die Dreckskerle hielten den Leuten Fackeln vor die Gesichter, damit sie Dunkelhäutige wie mich aussondern konnten. Ich sah sogar einen Kapitän mit einem Gewehr in der Hand an der Planke seines Schiffs stehen, wo er rief: »Keine niederen Kasten, wir nehmen keine Unberührbaren an Bord!« Unberührbare? Kasten? Wer zum Teufel denkt denn noch in diesen Bahnen? Und das wirklich Verrückte daran ist, einige ältere Leute haben die Schlange daraufhin tatsächlich verlassen! Können Sie sich das vorstellen? Sie müssen natürlich verstehen, dass ich nur die extremsten Negativbeispiele aufliste. Auf jeden Profiteur und abstoßenden Psychopathen kamen zehn gute und anständige Menschen mit unbeflecktem Karma. Viele Fischer und Jachtbesitzer, die ganz leicht mit ihren Familien fliehen konnten, begaben sich freiwillig in Gefahr, indem sie immer wieder zum Ufer zurückkehrten. Wenn man bedenkt, was sie riskierten, wegen ihrer Boote ermordet zu werden, einfach an der Küste zu stranden oder von den zahlreichen Ghulen unter Wasser angegriffen zu werden ...  Und das waren nicht wenige. Viele der infizierten Flüchtlinge hatten versucht, zu den Schiffen zu schwimmen, und waren reanimiert worden, nachdem sie ertrunken waren. Es herrschte Ebbe, das Wasser war gerade tief genug, dass ein Mensch ertrinken konnte, aber seicht genug, dass ein stehender Ghul nach Beute greifen konnte. Man sah viele Schwimmende, die plötzlich unter der Oberfläche verschwanden, oder umgekippte Boote, deren Passagiere sie in die Tiefe gezogen hatten. Und dennoch kamen immer noch Retter ans Ufer und sprangen sogar ins Wasser, um Menschen zu helfen. So wurde ich gerettet. Ich gehörte zu denen, die versuchten zu schwimmen. Die Schiffe wirkten viel näher, als sie tatsächlich waren. Ich war ein guter Schwimmer, aber nach dem Fußmarsch von Bhavnagar, und nachdem ich fast den ganzen Tag um mein Leben kämpfen musste, hatte ich kaum noch genug Kraft, mich auf dem Rücken treiben zu lassen. Als ich mein anvisiertes Ziel schließlich erreichte, hatte ich nicht mehr genügend Luft in den Lungen, dass ich um Hilfe hätte rufen können. Es gab keine Planke. Der glatte Schiffsrumpf ragte über mir auf. Ich hämmerte gegen den Stahl und rief mit meinen letzten Kraftreserven hinauf. Als ich gerade im Meer versank, spürte ich einen kräftigen Arm, der mich um die Brust packte. Das war's, dachte ich; ich glaubte, ich würde jeden Moment spüren, wie Zähne in mein Fleisch geschlagen wurden. Aber ich wurde von dem Arm nicht nach

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