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Opfermal

Opfermal

Titel: Opfermal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Funaro
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zu fahren, und selbst wenn man tot war und in einem alten Haus festsaß, musste das noch besser sein, als in der Hölle festzuhängen.
    »Wenn ich eines Tages einen Weg finde, dich zu einem Geist zu machen, dann werde ich es tun, Mama. Das verspreche ich.«
    Ja, dachte Edmund, wenn seine Mutter ein Geist wäre und im Dachboden wohnen würde, dann hätte er zumindest keine Angst mehr vor ihm. Sein Großvater sagte zwar immer, dass er sich wie ein Kleinkind benahm, aber er zwang ihn nie, da hinaufzugehen. Dafür war Edmund dankbar, vor allem, da ihn sein Großvater oft Dinge tun ließ, vor denen er sich fürchtete – etwa, dass er in den Baseball-Abschlagkäfigen stehen musste, dass er nach Einbruch der Dunkelheit im Garten seine Curveballs üben musste oder dass er allein in den Keller gehen musste.
    C’est mieux d’oublier.
    Edmund hatte nichts gegen den Keller, wenn sein Großvater dabei war. Und besonders gern war er mit ihm da unten in seinem Werkraum. Es gab eine Menge Werkzeuge in diesem Raum, aber es gab auch ein paar Maschinen. Edmund mochte die Maschinen am liebsten. Sein Favorit war die Schleifmaschine. Sie sah ein bisschen aus wie der alte Staubsauger, den sie oben hatten, aber ohne den Schlauch. Und sie war kleiner, war auf die größte der drei Werkbänke montiert und hatte dieses struppige Rad auf der Seite – nur dass das Struppige von tausend dünnen Metalldrähten kam, die einen schnitten, wenn man den Finger hineinsteckte, wenn es sich drehte – wie Edmund auf die schmerzhafte Tour herausgefunden hatte, als er klein war.
    Manchmal ließ Edmunds Großvater ihn Werkzeuge oder andere Metallgegenstände in das struppige Rad stecken, um sie zu polieren oder zu glätten. Er erzählte Edmund, dass man das Rad mit den Drähten gegen andere Räder austauschen konnte, wenn man wollte, aber Edmund sah ihn das nie tun. Edmund liebte es, die Schleifmaschine zu benutzen, aber was er am meisten liebte, war das surrende Geräusch, wenn man das Gerät einschaltete und es klang, als würde eine Düsenmaschine starten. Die Schleifmaschine blies außerdem warme Luft aus einem kleinen Lüftungsschlitz an der Seite. Edmund liebte es, wie sich die Luft in seinem Gesicht anfühlte; er liebte auch ihren Geruch – irgendwie nach Kupfer, als würde jemand einen Berg Pennys verbrennen.
    Es gab jedoch andere Gerüche im Werkraum, aus denen sich der kleine Edmund gar nichts machte, Gerüche, die aus den Flaschen und Gläsern in den Regalen über der Werkbank in der Ecke kamen. Die meisten Flaschen und Gläser waren beschriftet – mit einzelnen Buchstaben oder Kombinationen aus Buchstaben, Zahlen und Strichen, die keinen Sinn für Edmund ergaben. Es waren Symbole für Chemikalien, erklärte ihm sein Großvater, Zeug, »das sie alle eines Tages reich machen würde«, wie er zu sagen pflegte. Es gab außerdem Becher, Brenner und komisch aussehende Glasröhren, dazu Stapel von Papier und einen Haufen Bücher über Pflanzen, die Edmund nicht aussprechen konnte.
    Wermut.
    Das war das einzige Wort in dem ganzen Durcheinander, das Edmund wirklich verstand oder an das er sich zumindest erinnerte – und das auch nur, weil er Rally einmal in der Küche darüber reden hörte und fand, dass es komisch klang.
    »Heißt das, dass die Pflanze mutig ist, Onkel Rally?«, fragte Edmund.
    »Nein, sie wird nur so genannt. Einfach eine Pflanze, die man für verschiedene Zwecke einsetzen kann, etwa, um Ungeziefer fernzuhalten und so. Wird uns alle reich machen, wenn wir die Formel richtig hinkriegen.«
    Edmund wusste, dass Rally nicht sein richtiger Onkel war, aber er mochte ihn trotzdem sehr. Er brachte ihm immer Sachen aus seiner Autowerkstatt mit – hauptsächlich Spielzeugautos und Lastwagen, die er von einem gewissen Großhändler hatte. Edmund wusste nicht recht, was er sich unter einem Großhändler vorzustellen hatte, aber die Autos und Lkws nahm er trotzdem gern an.
    »Der ganze Plunder hat mit Landwirtschaft und Tabakpflanzen zu tun«, ergänzte sein Großvater. »Kümmere du dich einfach um deine Angelegenheiten, Eddie, bis das Geld zu fließen beginnt.«
    Edmund durfte nicht in den Werkraum hinuntergehen, wenn Rally da war. Und nachdem Edmunds Mutter gestorben war, gingen Rally und sein Großvater selbst kaum noch in den Keller – zumindest nicht, wenn Edmund wach war. Und Edmund hörte sie auf jeden Fall nicht mehr Musik spielen und sich komisch benehmen, wie sie es getan hatten, als seine Mutter noch lebte.
    Sicher,

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