Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Opfermal

Opfermal

Titel: Opfermal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Funaro
Vom Netzwerk:
sein Großvater, als er den Pick-up parkte. »Und gut, dass du diese Drinks bestellt hast, schätze ich. Ein Minderjähriger, der Whiskey bekommt – niemand will, dass die Sache noch größere Wellen schlägt.«
    Edmund war still und schaute zu dem Schild des Army-Rekrutierungszentrums hinauf.
    » Manchmal musst du einfach das Richtige tun, weil es dir eine höhere Macht befiehlt.«
    Ein Zeichen – das, wonach er die ganze Zeit gesucht hatte?
    »Aber die Armee wird alles für dich richten, Eddie«, sagte Claude Lambert. »Ist jetzt das Beste für deinen Kopf, denke ich.«
    50
    Auf der Suche.
    Aber jetzt auch ständig unterwegs.
    Grundausbildung, dann die Verlegung zu Air Assault in Fort Campbell. Weitere Verlegungen hierhin und dorthin. Belobigungen und Beförderungen – E2 bis E5. Manchmal war Sergeant Lambert mit Frauen zusammen, manchmal mit Männern, aber das ständige Unterwegssein, die neuen Orte und neuen Gesichter halfen, was das Suchen anging – manchmal dachte er wochenlang am Stück nicht daran.
    Sein Großvater hatte recht gehabt. Die Armee zwang ihn, sich zu konzentrieren. Sie hielt die Kampflust in seinem Bauch zurück, sie hielt die Fantasien, mit seinen Liebhabern zu tun, was er mit seinen Tieren getan hatte, aus seinem Kopf. Selbst wenn er mit den Männern zusammen war, kam es Edmund lange Zeit so vor, als sei das einzige Tier, an das er dachte, der goldene Löwe mit dem Seehundschwanz auf dem Wappen seines Regiments.
    Vielleicht war das der Grund, warum er den antiken Zylinder mitnahm.
    Edmund stieß im Oktober 2003 auf die gestohlenen irakischen Artefakte, als er in Tal Afar auf Patrouille war, einer Stadt nördlich von Mossul. Das 187. Infanterieregiment der 101. Luftlandedivision, dem er angehörte, unternahm große Anstrengungen, um die Stadt für die bevorstehenden Wahlen sicher zu machen, und Edmund leitete eine Operation von Tür zu Tür, um Aufständische auszumerzen. Er tötete einen Mann in dem Haus, in dem er den Zylinder fand; er hatte erst gedacht, das Haus sei von Terroristen besetzt, und erkannte erst später, dass die beiden verbliebenen Männer zu einem Schmugglerring gehörten.
    Als das Haus gesichert und die Männer verhaftet waren, blieb Edmund für einen winzigen Moment mit der offenen Kiste allein. Er wusste zunächst nicht, worum es sich bei dem kleinen zylindrischen Gegenstand handelte, der obenauf lag, aber er wusste wegen der Gegenstände darunter, dass er wertvoll sein musste – Steintafeln, geschnitzte Figuren, eine mit Juwelen besetzte Schale aus massivem Gold, genau wie jene, die der Soldat aus der 3. Infanteriedivision nach Fort Stewart zu schmuggeln versucht hatte.
    Edmund hatte von dem kleinen Zwischenfall im Mai gehört, und er wusste auch, dass er eine Menge Schwierigkeiten bekommen konnte, wenn er beim Stehlen erwischt wurde. Aber das war zu Beginn des Kriegs gewesen, bevor die Kontaktleute in Katar etabliert waren – Kontakte, die für gestohlene irakische Artefakte bar auf die Hand bezahlten.
    Das hatte Edmund jedenfalls gehört.
    Ja, so schwer es war, solches Zeug in die Vereinigten Staaten zu schaffen – man erzählte sich, dass ein Mann mit den richtigen Verbindungen und der Bereitschaft, das Risiko einzugehen, eine Menge Geld verdienen konnte. Und obwohl Edmund Lambert in seinem ganzen Leben nie auch nur eine Tafel Schokolade gestohlen hatte, steckte er den kleinen Steinzylinder spontan ein, ehe seine Soldaten zurückkamen, als er sah, dass er einen Löwenkopf trug, der dem auf seinem Regimentsabzeichen sehr ähnlich war.
    Nachher, auf dem Rückweg zum Stützpunkt, kam Edmund zu Bewusstsein, dass er zum ersten Mal seit seiner Einberufung gehandelt hatte, als ginge es nicht von ihm selbst aus – ein Gefühl, das ihn stark an die Zeiten daheim auf der Tabakfarm in North Carolina erinnerte. Und als er den Gegenstand allein auf der Toilette genauer studierte und begriff, was die Löwen auf dem Zylinder taten, nun, da traute Edmund Lambert schlicht seinen Augen nicht.
    Zuerst kannte er die Identität des bärtigen Mannes mit dem Körper eines geflügelten Löwen nicht und wusste auch nicht, warum die löwenköpfigen Männer ihm gepfählte Körper darboten. Und obwohl Edmund ähnliche Objekte in seiner Zeit im Irak schon gesehen hatte, war er sich nicht sicher, worum es sich bei dem kleinen Zylinder handelte, bevor er im Internet nachschaute. Ein antikes babylonisches Siegel, stellte er fest, das höchstwahrscheinlich den Gott Nergal

Weitere Kostenlose Bücher