Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Opfermal

Opfermal

Titel: Opfermal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Funaro
Vom Netzwerk:
bezeichnen und brachte ihm die Unterschiede zwischen Sex mit einer Frau und Sex mit einem Mann bei.
    Aber hinterher, vor allem wenn Ken wieder Edmund war und Karen Blume in deren Keller bumste, fiel es ihm beim Gedanken an den Sex mit Alfred schwer, die Unterschiede zwischen beiden festzumachen. Nein, der einzige Unterschied, den er sah, war, dass bei Alfred – und ganz allgemein, wenn er Ken war – seine Fantasien, das zu tun, was er mit den Tieren tat, viel lebhafter, viel erregender waren. Und eines Tages nach dem Sex, als Alfred Ken fragte, woran er denke, sagte es der junge Mann rundheraus: »Ich stelle mir vor, wie du auf eine gigantische Mistgabel gespießt aussehen würdest.«
    Alfred brach die Beziehung zu Edmund bald darauf ab, er redete sich darauf hinaus, dass seine Frau etwas mitbekommen habe, und sagte, sie müssten es eine Weile ruhiger angehen lassen. Edmund verstand. Er wusste, dass er ihn erschreckt hatte; er wusste, er würde Alfred den Anwalt nie wiedersehen. Aber es war besser so, dachte Edmund. Er war Alfreds ohnehin überdrüssig geworden und stieg so aus seiner ersten homosexuellen Affäre mit derselben mechanischen Distanz wieder aus, mit der er sie eingegangen war.
    Der Drang zu töten war jedoch stark gewesen – so stark wie bei keinem anderen Menschen bisher. Edmund wusste nicht warum und fragte sich, ob Alfred es ebenfalls gespürt hatte. Doch etwas hatte ihn zurückgehalten. Was? Er konnte seinen Finger nicht sofort drauflegen, und erst nachdem er lange und intensiv nachgedacht hatte, kam er auf die Antwort. Es war eine Antwort, die ihn überraschte.
    » C’est mieux d’oublier« , hörte er seinen Großvater sagen. »C’est mieux d’oublier.«
    49
    »Die Armee oder das Gefängnis«, sagte Claude Lambert. »Das sind jetzt so ziemlich deine einzigen beiden Möglichkeiten, Eddie.«
    Edmund betrachtete seinen Wangenknochen im Außenspiegel des Pick-ups. Die Schwellung war etwas zurückgegangen, aber sein Gesicht würde sich immer noch hübsch verfärben. Der Schlag war heftig gewesen – er war vom Freund des anderen Typen unvorbereitet erwischt worden –, aber am Ende hatte Edmund sie beide fertiggemacht. So ging es inzwischen immer aus.
    »So wie die Dinge jetzt laufen«, sagte sein Großvater und bog vom Highway ab, »gebe ich dir ein Jahr, bis du jemanden umbringst, so wie es dein Onkel James getan hat.«
    Der Alte ging inzwischen auf die achtzig zu, aber noch immer störte es Edmund, wie langsam er fuhr.
    »Dann gefällt es dir also nicht mehr, wenn ich mich schlage?«
    »Zum Teil ist es wohl meine Schuld«, sagte Claude Lambert, ohne auf seine Bemerkung einzugehen. »Ich hab dir beigebracht, wie man kämpft, aber nicht, wie man es im Zaum hält – an diesen Teil der Gleichung habe ich nicht gedacht. Ich schätze, darum wird sich die Armee kümmern. Zu der wollte James auch gehen, aber … na ja, du weißt ja, was passiert ist.«
    Die Schlägerei in der Kneipe hatte Edmund vom Zaun gebrochen. Er war dort hingegangen, nachdem er seinen Onkel James gefragt hatte, was an dem Nachmittag, an dem er Danny Gibbs ermordet hatte, wirklich passiert war.
    »Ich schätze, es ist ganz einfach«, sagte James Lambert auf der anderen Seite der Trennscheibe. »Manchmal muss man einfach das Richtige tun, weil es einem eine höhere Macht befiehlt.«
    »Eine höhere Macht?«, fragte Edmund. »Du meinst, wie der General?«
    »Ich weiß nichts von einem General. Aber was du sagst, ist wohl richtig, wenn man in der Armee ist oder so.«
    Plötzlich fühlte sich Edmund so leer und allein wie lange nicht mehr.
    » C’est mieux d’oublier« , sagte er spontan und wartete auf eine Reaktion.
    James Lambert schwieg lange, und seine Miene war wie versteinert.
    »Am besten, du besuchst mich nicht mehr«, sagte er und sah ihm zum ersten Mal in achtzehn Jahren in die Augen. Dann winkte er einem Wärter und ging.
    Es war das letzte Mal, dass Edmund ihn sah.
    Er fuhr anschließend stundenlang durch die Gegend und landete in einer Ü-18 Bar. Er hatte sich erst eine Tube Chapstick gekauft und seine Handrücken damit eingeschmiert, damit er das Kreuz abwaschen konnte, mit dem ihn der Türsteher als minderjährig kennzeichnen würde. Edmund tat es in der Herrentoilette, dann ging er an die Theke, bestellte drei Southern Comfort rasch hintereinander und fing dann einfach an loszuschlagen.
    »Du kannst von Glück reden, dass die Bar und die zwei Typen, die du umgenietet hast, nicht Anzeige erstatten«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher