Opfermal
erwischt? Himmel, er hatte noch immer niemandem erzählt, wie er es eigentlich angestellt hatte.
Abgesehen davon hätte ihm Markham von Connecticut aus ohnehin nicht helfen können. Jedenfalls nicht, bis sie die ärztlichen Unterlagen und die Listen der Militärangehörigen und ihrer Einheiten miteinander abgeglichen hatten.
Mehr als zweitausend Einwohner lagen in der Erde des Willow Brook Cemetery in Clayton begraben, und Schaaps erster Tagesordnungspunkt war, diese Namen mit einer Liste von Männern zu vergleichen, die Underhills Profil der militärischen Einheiten erfüllten. Und wenn er diese Listen abgeschlossen hatte, wenn er alle Namen der entsprechenden Militärangehörigen beisammenhatte, die in der Gegend von Raleigh wohnten, dann würde sein Computerprogramm sie in eine Reihenfolge der Wahrscheinlichkeit ordnen.
Es ist eine komplizierte Angelegenheit, dachte Schaap. Und ohne die Listen gegeneinander abzugleichen, nur mit den Friedhofsunterlagen, wäre es das reinste Stochern im Nebel. Nein, die Friedhofsunterlagen würden die Liste der Militäreinheiten nur einengen. Und selbst dann würde es langsam vorangehen. Schaap hatte diese Namen bereits gesehen – Davis, White, Brown, Anderson, Jones – gewöhnliche Namen, die ihn ob der Vergeblichkeit seines Plans zu verhöhnen schienen.
Aber egal. Er würde die ganze Nacht hier verbringen, wenn es sein musste, seine Listen miteinander vergleichen und eine vorläufige Auswahl an Kandidaten erstellen. Wenn er diese Liste dann durch ein Computerprogramm laufen ließ, die sie nach der Örtlichkeit einstuften – also abgelegene Gebiete in und um Raleigh, die dem Pfähler theoretisch gute »Arbeitsbedingungen« boten – dann würde Schaap eher eine Vorstellung davon haben, wo er anfangen musste. Aber er hatte nicht viel Zeit, bis Markham am Sonntagnachmittag zurückkam. Nicht viel Zeit, seine kleine Nebenermittlung geheim zu halten.
Doch er würde sie geheim halten, beschloss er. Solange es nur irgendwie ging.
Hätte es Sam Markham nicht schließlich genauso gehalten?
55
Edmund und Cindy trafen genau um 23.30 Uhr auf der Ensembleparty ein. Sie hätten früher dort sein können, aber Cindy bestand darauf, nach der Aufführung im Theater zu duschen. Sie gab gegenüber Edmund sogar ohne Umschweife zu, dass sie hübsch für ihn aussehen wollte. Er trug ein Button-Down-Hemd und Jeans, die seinen Hintern mehr als sexy aussehen ließen, dachte Cindy. Alles, was sie sagte, war aber: »Du siehst sehr gut aus.« Edmund lächelte und sagte, er würde im Aufenthaltsraum auf sie warten. Am Ende wartete er fast eine halbe Stunde. Aber Edmund sagte, es mache ihm nichts aus. Er sei es gewöhnt zu warten.
Die Party fand bei Amy Pratt statt, in einem heruntergekommenen Haus im Studentenviertel, das, soweit man zurückdenken konnte, von einem Theaterstudenten im Hauptfach zum nächsten weitergegeben worden war. Es wurde jedes Jahr wieder zum »Party-Haus« erklärt – wegen seines großen, eingezäunten Gartens und der L-förmigen hinteren Veranda.
Das Partyhaus war bereits gerammelt voll, als sich Cindy und Edmund unter erstaunten Blicken und Geflüster in die Küche schlichen. Cindy hatte damit gerechnet; sie hatte Edmund sogar gewarnt, sich auf einen Skandal am Montag gefasst zu machen. Edmund sagte, sie würden sich etwas richtig Saftiges einfallen lassen müssen, um die Gerüchteküche anzuheizen.
Cindy hatte darüber gelacht und Edmund auch. Cindy hatte Edmund noch nie so viel lächeln und lachen sehen und war mehr als begeistert, dass er sich bereits für sie öffnete; es wog den Anpfiff auf, den sie von ihrem Regisseur bekommen hatte, weil sie bei der Aufführung unkonzentriert gewesen sei.
Kiernan hatte recht gehabt: Sie war den ganzen Tag in Gedanken bei Edmund Lambert gewesen.
»Du lieber Himmel«, sagte Amy Pratt, als sie Cindy und ihre Begleitung sah. »Edmund Lambert? Edmund Laaam-bert? Was zum Teufel machst du denn da?«
»Hallo, Amy«, sagte er. »Ich hoffe, ich war eingeladen.«
»Natürlich«, sagte sie und langte in ihre Tüte mit Plastikbechern. »Ich gebe dir und deiner Verabredung hier einen Becher gratis, weil ich bereits blau bin und weil du affenscharf aussiehst und mich nie besuchen kommst. – Wieso eigentlich?«
»Danke«, sagte Edmund.
» Aaaber« , sagte Amy und riss die Becher in letzter Sekunde zurück. »Du musst mir versprechen, dass du dieser Schlampe hier den Laufpass gibst und nach den Brown Bags mit mir tanzt.«
Edmund
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