Opfermal
gewesen war – und sich von Edmund Lambert so verwirren ließ.
Sicher, Edmund wirkte nicht wie der Typ, der gern Spielchen trieb. Aber als Cindy in ihre Straße einbog, war sie endlich so weit, sich einzugestehen, wie gekränkt sie gewesen war, als er nach der Vorstellung nicht auftauchte. Er enttäuschte sie, löste nicht ein, was er in seiner bizarren Nachricht geschrieben hatte – und Cindy musste gegen den Drang ankämpfen, zu wenden und schnurstracks nach Wilson zu fahren, um ihn zu fragen, warum. Wäre die Matinee am folgenden Tag nicht, dachte sie, würde sie es wahrscheinlich tun.
Nein, würdest du nicht, höhnte eine Stimme in ihrem Kopf. Für so etwas bist du zu feige.
Leck mich.
Entspannst du dich zur Abwechslung mal und bleibst cool? Himmel, der Typ hat am Premierenabend gesagt, dass er am Sonntag zu dem Fototermin da sein würde, weißt du noch?
Cindy reagierte nicht.
Sei nicht so streng mit ihm. Vielleicht ist etwas dazwischengekommen. Warum wartest du nicht einfach, bis du mit ihm gesprochen hast, ehe du ausflippst?
Cindy seufzte und fuhr in ihre Einfahrt.
Chronisch zwanghaft, ehrlich.
»Also gut«, sagte sie und schaltete den Motor aus. »Wenn unser Soldat morgen nicht zum Fototermin erscheint, werden wir ja sehen, ob ich nach Wilson rausfahre oder nicht.«
66
In seinem Schlafzimmer hatte Markham gerade einen Song auf seinen Laptop geladen. Ein Agent des NCAVC hatte ihn auf Sentinel gestellt, da er sich auf der CD befand, die Jose Rodriguez für seine Leona-Bonita-Nummer verwendet hatte.
»Dark in the Day« war das Remake eines beliebten Stücks aus den Achtzigerjahren. Markham erinnerte sich aus seiner Highschool-Zeit an den Song, kam aber nicht auf den Namen der Band.
» How could you think I’d let you get away?
When I came out of the darkness and told you who you are?«
Markham kopierte den Song auf den Media-Player seines Computers und hörte ihn sich wiederholt an. Der Text. Er konnte die Verbindung nicht abschütteln, konnte nicht umhin, die Totalität der Botschaft durch die Augen des Pfählers zu sehen, und es lief ihm kalt über den Rücken, als er sich vorstellte, wie er im Publikum saß und zuschaute, wie Rodriguez in seinem Löwenkostüm auf der Bühne umherpirschte.
» I thought I heard you calling. You thought you heard me speak.
Tell me how could you think I’d let you get away?«
Markham ließ das Lied noch einmal durchlaufen, dann drehte er sich auf die Seite und sah seinen Blackberry auf dem Nachttisch blinken. Er sah nach – ein paar E-Mails und eine SMS von Andy Schaap. Endlich.
Übertragung Ihrer Nachricht war schlecht, stand da. Hab nicht alles verstanden. Was gibt’s?
Markham textete zurück: Irgendwelche Fortschritte?
Einen Moment später: Wo sind Sie?
Noch in ct.
Ct?
Merkwürdig, dachte Markham und tippte: ct = Connecticut.
Dann vergingen volle zwei Minuten, bis Schaap antwortete: Ja, logo. Sorry. Bin müde. Nichts Neues. Krieg immer noch Namen. Wann sind Sie zurück?
Morgen um 4.
Wieder eine lange Pause, ehe Schaap zurückschrieb: Soll ich Sie abholen?
Nein. Wagen @ Flughafen.
Ok. Gute Reise. Sehn uns in RA .
Markham starrte lange auf seinen Blackberry. Irgendetwas an dem SM S -Austausch mit Schaap störte ihn. Er konnte den Finger nicht drauflegen. Gut, sie hatten noch nie auf diese Weise kommuniziert – Schaap rief ihn immer an –, aber die Fragen, die Sprache …
»Himmel«, sagte Markham. Jetzt analysierte er alles zu Tode und suchte nach etwas, worüber er sich in seinem Fegefeuer bis zur Rückkehr nach Raleigh den Kopf zerbrechen konnte.
Schaap war ebenfalls müde, das war alles. Aber vielleicht war es das, was ihn störte. Konnte er sich darauf verlassen, dass Schaap nichts übersah?
Scheiß drauf, hörte er Andy Schaap im Geiste sagen. Ja, er würde sich einen Reim auf alles machen, wenn er wieder in Raleigh war. Er fuhr seinen Computer herunter und machte die Nachttischlampe aus – dann starrte er zu den Sternen an seiner Zimmerdecke hinauf und wunderte sich, dass sie nach all den Jahren noch immer so hell leuchteten.
Und obwohl er fast den ganzen Tag verschlafen hatte, sank Sam Markham bald wieder ins Reich der Träume.
Der General lächelte und steckte das Ladegerät seines Handys neben dem ein, das er im Wagen des Agenten gefunden hatte. Er benutzte sein eigenes Handy kaum noch, aber für das, was er als Nächstes vorhatte, würde der General es ebenso brauchen wie er weiter Andrew J. Schaaps BlackBerry
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