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Opfermal

Opfermal

Titel: Opfermal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Funaro
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so viel ruhiger war.
    Das musste es ein! Ja, vielleicht hatte es doch etwas Gutes, dass sie jetzt dort wohnten. Denn auch wenn Marla nie in dem Wagen würde mitfahren können, für den Jose das Geld gespart hatte, das er bei Best Buy verdiente, würde sie noch viel lieber einfach mit ihm reden können, so wie früher, als er noch gelebt hatte.
    Doch sobald sie und Pfarrer Banigas alles in Ordnung gebracht hatten – sobald ihr Bruder im Himmel war, wo er hingehörte –, würde Jose vielleicht gar keine Zeit mehr haben, mit ihr zu reden. Vielleicht würde ihn Gott gar nicht lassen! Aber das war ein Risiko, das sie wohl eingehen musste, dachte Marla. Denn das Wichtigste war jetzt, Jose aus der Hölle herauszubekommen. Es war das, was sich ihr Bruder wünschte.
    Aber du hast deinem Bruder versprochen, dass du es niemals erzählst, ertönte eine Stimme in Marlas Kopf . Bist du dir sicher, dass es wirklich Jose war, der in seinen Träumen zu dir gesprochen hat? Bist du dir sicher, dass du zumindest Pfarrer Banigas sein Geheimnis verraten darfst?
    Ja, antwortete das Mädchen. Natürlich war es Jose! Nur wir beide kennen sein Geheimnis.
    Die Stimme in Marlas Kopf verstummte. Und als ein weiteres Mädchen aus dem Beichtstuhl kam, machte Schwester Esperanza ihr ein Zeichen, dass sie nun an der Reihe war.
    Marla glitt aus der Kirchenbank und ging rasch zum Beichtstuhl vor, schloss die Tür hinter sich und kniete auf der gepolsterten Kniestütze. Sie machte das Kreuzzeichen und merkte, dass ihr Herz viel schneller schlug als normal. Eigentlich gefiel es ihr immer in Beichtstühlen – sie mochte das Dunkel und wie sicher, sauber und poliert es roch. Und obwohl dieser Beichtstuhl genauso roch wie die in ihrer alten Kirche, fühlte sich Marla Rodriguez heute alles andere als sicher.
    Pfarrer Banigas schob den Laden zu seiner Seite des Gehäuses auf. Sein Kopf war als schwach beleuchteter Umriss hinter dem Gitter erkennbar.
    » Perdóname, Padre, porque he pecado« , sagte Marla.
    »Sprichst du Englisch?«
    »Si, Padre.«
    »Du musst neu sein. In dieser Kirche ist es uns wichtig, dass wir lernen, gute Amerikaner zu sein. Die Kinder legen ihre Beichte auf Englisch ab.«
    Marla fühlte, wie ihr Gesicht heiß wurde und ihr Magen sich zusammenzog. »Es tut mir leid. Segnen Sie mich, Hochwürden, denn ich habe gesündigt. Meine letzte Beichte liegt drei Monate zurück.«
    »Schon gut, mein Kind. Was möchtest du beichten?«
    »Na ja«, begann sie, »ich habe nicht viel Böses getan seit meiner letzten Beichte. Nur dass ich mir manchmal wünsche, mein Bruder Diego wäre statt Jose gestorben.«
    »Jose?«
    »Mein ältester Bruder. Für ihn wollte ich heute beichten. Er hat mir in ein paar Träumen aufgetragen, es zu tun, weil er selbst nicht mehr dazu gekommen ist, bevor die Pandilleros ihn getötet haben. Deshalb sitzt er jetzt in der Hölle fest, aber wenn ich für ihn beichte, wird Gott ihm vergeben und ihn in den Himmel lassen. Das hat Jose zu mir gesagt.«
    »Ich verstehe«, sagte der Priester.
    »Jose hat in meinen Träumen zu mir gesagt, wenn er gewusst hätte, dass er sterben wird, hätte er daheim in unserer alten Kirche bei Pfarrer Gomez gebeichtet. Aber wir gehen nicht mehr in diese Kirche, weil Papa wegen der Pandilleros aus unserem alten Viertel mit uns weggezogen ist. Sie dachten zuerst, dass sie es waren, die Jose und den andern Mann getötet haben, aber jetzt sagt die Polizei, sie wissen es nicht. Aber alle sagen, dass nur la Mara Salvatrucha so etwas tun würde, und Papa wollte, dass wir bei seiner Schwester wohnen. Letztes Mal, als ich in meinen Träumen mit Jose redete, habe ich ihn gefragt, wer ihn getötet hat, und er sagte, er weiß es nicht, aber er dachte auch, es seien die Pandilleros gewesen. Also habe ich ihn gefragt, ob ich bei Ihnen beichten kann statt bei Pfarrer Gomez, und er sagte, ja. Deshalb liegt es jetzt an Ihnen, Jose aus der Hölle zu holen.«
    »Warum glaubst, dass Jose in der Hölle ist?«
    »Wegen seinem Geheimnis.«
    »Sein Geheimnis?«
    »Ja«, sagte das Mädchen zögerlich. »Niemand außer mir und Jose kennt es. Jose sagte, wenn Papa es herausfände, würde er ihn töten oder zumindest von zu Hause hinauswerfen. Und Mama, Papa und Diego sagen immer, dass Leute wie Jose in die Hölle kommen. Aber ich weiß nicht, warum das so ist, weil Jose der netteste Mensch auf der ganzen Welt für mich war. Er hat mir C D s von Best Buy mitgebracht und mir versprochen, dass er mich in seinem neuen Auto

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