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Opfermal

Opfermal

Titel: Opfermal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Funaro
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für den Dieb oder die Diebe offen«, fuhr Kiernan fort. »Sie können die gestohlenen Gegenstände anonym vor meinem Büro ablegen, wenn niemand in der Nähe ist. Wenn das geschieht, ist alles vergessen. Wenn nicht, dann seien Sie versichert, wir werden herausfinden, wer es getan hat. Und dann wird die Gerechtigkeit schnell und erbarmungslos sein. Jetzt macht euch fertig und konzentriert euch, wir fangen in zehn Minuten an.«
    Die Studenten stoben wie ein Haufen Küchenschaben in alle Richtungen aus dem Theater. Jennings hob das Notizbuch seines Chefs auf und begleitete ihn zum rückwärtigen Ausgang.
    »Glauben Sie, die Polizei von Greenville wird etwas finden?«, fragte er.
    »Wahrscheinlich nicht«, sagte Kiernan und wischte sich über die Stirn. »Ein Haufen Kleinstadtpolizisten. Was ich über die Fingerabdrücke gesagt habe, ist Quatsch. Ich wollte ihnen nur Angst machen.«
    »Ich weiß.«
    »Wenigstens ist diese Webcam jetzt rund um die Uhr in Betrieb. Niemand kommt mehr in die Kulissenwerkstatt, ohne dass wir es sehen. Traurig genug, dass es so weit kommen musste. Beschissene Zeiten, in denen wir leben.«
    Jennings nickte.
    »Hören Sie, Doug, ich weiß, Sie haben diese Sache mit Ihrem Sohn heute Abend. Warum machen Sie sich nicht einfach auf den Weg? Es ist nicht nötig, dass Sie wegen diesem Scheißdreck länger hierbleiben.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Wir haben noch eine Woche bis zur Premiere. Und Lambert ist ja da, oder?«
    »Ja. Er war letzte Woche ein paar Tage krank – wirklich übel, wie er sagt –, aber dafür hat er sich am Wochenende doppelt den Arsch aufgerissen. Ohne ihn wäre der Mechanismus für die Falltür nicht fertig geworden. Und dann hätte ich Ihnen die Bühne auch nicht einen Tag früher übergeben können.«
    »Schön. Richten Sie Doug junior aus, er soll weiter fleißig büffeln.«
    »Wird gemacht. Und danke noch mal.«
    Kiernan nickte und begann, in seinen Unterlagen zu blättern, als Edmund Lambert aus dem linken Bühnenaufgang kam. Jennings winkte ihm über die leeren Sitzreihen zu und zeigte den erhobenen Daumen, um zu fragen, ob alles okay sei. Lambert erwiderte die Geste, und damit verließ Doug Jennings das Theater.
    Die kühle Aprilluft tat gut, sie kühlte seine Achselhöhlen und kitzelte die Feuchtigkeit in seinen Hautfalten, als er zum Parkplatz ging. Er würde keine Zeit mehr haben, zu duschen und sich umzuziehen, aber das ging in Ordnung, was ihn betraf. Er hasste es, eine Krawatte zu tragen, und jetzt hatte er wenigstens eine gute Ausrede, wenn seine Frau wieder zu keifen anfing deswegen. Es war auch gut, dass Lambert da gewesen war, um die Hose für ihn abzuholen. Er würde jetzt wenigstens pünktlich im Auditorium der Junior Highschool sein.
    »Ja«, murmelte Jennings, als er in seinen alten Pick-up schlüpfte. »Ich muss dem Burschen einen Schlüssel für den Werkzeugschrank besorgen.«
    8
    Edmund Lambert beobachtete die Schlussszene von Macbeth von der Seitenkulisse aus. Er stand gerade weit genug von der Bühne entfernt, um unsichtbar zu bleiben, aber so, dass er noch einen guten Blick auf die Falltür hatte. Der Schwertkampf interessierte ihn nicht, und wenn er ehrlich war, fand er den ganzen Höhepunkt des Stücks ein bisschen dämlich. Er verstand nicht, warum der Regisseur Banquos Geist aus der Hölle kommen ließ, von unter der Bühne, um Macbeth Staub in die Augen zu blasen, als der im Begriff war, Macduff zu töten. Das kam in Shakespeares Original nicht vor und lief nach Edmunds Ansicht der ganzen Natur des Schicksals zuwider.
    Andererseits, was konnte der Regisseur schon vom Schicksal wissen? Von Geistern und Töten, Hexen und Hölle?
    Das Klirren von Schwertern hallte durch das Theater, und Macbeth brüllte seine letzten Worte: » Nun magst dich wahren; wer Halt! zuerst ruft, soll zur Hölle fahren!«
    Die Falltür hatte vom ersten Tag an einwandfrei funktioniert. Edmund hatte den Mechanismus selbst entworfen und gebaut: eine dreistufige Plattform auf Rollen, die sich in der Mitte teilte und eine Treppe freigab, über welche die Schauspieler in die Elektrowerkstatt unter der Bühne verschwinden konnten. Ein hübscher Effekt, fand Edmund. Besonders gefiel ihm, wie beim Tod einer Person die Hexen heraufstiegen, um ihre Seele in die »Hölle« zu holen.
    Andererseits dachte er, in die Hölle zu fahren war einfach. Der knifflige Teil war, wieder herauszukommen.
    Edmund gefiel auch der Bühnenaufbau sehr: zwei Ebenen in Hufeisenform mit zahlreichen

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