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Opfermal

Opfermal

Titel: Opfermal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Funaro
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Siebzigerjahren einen hübschen Batzen verdient damit. Und obwohl die Tabakfelder nun schon lange brachlagen, war Edmund froh, dass sein Großvater nie eingeknickt war und die Farm verkauft hatte.
    Denn jetzt verstand Edmund, warum.
    Er hatte sein ganzes Leben lang bei seinem Großvater gelebt, aber das Haus war offiziell erst in seinen Besitz übergegangen, als er aus dem Irak zurückkehrte, nachdem sein Großvater gestorben war und ihm alles vermacht hatte. Das war jetzt mehr als zwei Jahre her, aber schon damals hatte Edmund verstanden, dass das zeitliche Zusammenspiel kein Zufall war.
    Es war ein Teil der Gleichung. Alles war miteinander verbunden.
    Und sobald er wohlbehalten die Steinsäulen am Beginn seiner Einfahrt passiert hatte, wurde aus Edmund Lambert wieder der General.
    Er schaltete die Scheinwerfer des Pick-ups aus. Er mochte es, auf diese Weise nach Hause zu kommen – die Silhouetten der zerfallenden alten Tabakscheunen zogen wie eine grimmige Ehrenwache an ihm vorbei, während seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnten. Er stellte das Fahrzeug vor der Veranda ab und ging zu dem Feld hinter dem alten Pferdestall. Seit fast fünfzig Jahren gab es keine Pferde mehr in dem Gebäude – im Augenblick beherbergte es nur seinen Transporter und seine Klimmzugstange.
    Der General spazierte in die Mitte des Feldes hinaus und blieb stehen – das Mondlicht eine knittrige silberne Decke unter seinen Füßen, die Sterne eine verstreute Tüte Diamanten über seinem Kopf. Es schmerzte ihn heute im Nacken, zu ihnen hinaufzuschauen. Er war müde aber auch nervös; er hatte den Eindruck, dass ihn die Teamsitzungen und der Bau der Falltür in den letzten Tagen in seinem Zeitplan zurückgeworfen hatten. Und dann standen an diesem Wochenende die ganzen technischen Proben bevor. Sicher, er hatte sich in der Vorwoche ein paar Tage krankgemeldet – was ihm reichlich Zeit verschaffte, sich um den Anwalt zu kümmern –, aber er war noch nicht dazu gekommen, sich zu überlegen, wer der Nächste sein sollte. Natürlich wollte der Prinz, dass er sich ein wenig ausruhte, aber dennoch …
    Er seufzte und ging dann zum Haus zurück. Sobald der General drinnen war, schaltete er den Alarm auf Anwesenheit um. Er hatte die Alarmanlage nach dem Tod seines Großvaters installieren lassen, für den Fall, dass jemand kam und herumschnüffelte, während er im Keller beschäftigt war. Aber niemand kam mehr, keine Verwandten, keine Freunde, keine Männer von den großen Tabakfirmen, die anboten, die Farm zu kaufen.
    Andererseits gehörte auch das alles zur Gleichung.
    Er zog sein Hemd im Eingangsflur aus und roch an seinen Achselhöhlen. Er brauchte eine Dusche, musste die Rückstände seiner Tages-Existenz abwaschen, ehe er zu Bett ging. Wenn der Prinz wollte, dass er schlief, dann würde er als der General schlafen.
    Der General zog sich im oberen Bad ganz aus und drehte die Dusche auf. Er betrachtete sich lange in dem körperhohen Spiegel, bis der Dampf hinter dem Vorhang hervorquoll und sein Spiegelbild verschwinden ließ. Er verstand die Botschaft – er hatte sich selbst dabei beobachtet, wie er Rauch, Geist wurde.
    Der General lächelte und trat unter die Dusche.
    Dort stand er lange Zeit, starrte auf seine Brust und beobachtete mit den Augen eines Kinds, wie das heiße Wasser seine Haut rötete.
    9
    An diesem Abend musste es um Donovan und nur um Donovan gehen. Aber als Markham vom Haus des Anwalts in Cary losfuhr, spürte er die Anfänge eines Kopfschmerzes, der mörderisch zu werden drohte. Er war müde, aber er wusste, der Druck hinter seinen Augen kam von seiner Ungeduld, sofort herauszufinden, wie die Opfer untereinander verbunden waren.
    Donovans Frau und die beiden Kinder wohnten vorübergehend bei Verwandten. Schaap hatte ihm einen Schlüssel besorgt und mit den örtlichen Behörden alles geregelt, damit er das Haus für sich allein hatte. Aber nachdem er zwei Stunden lang auf dem Grundstück umhergegangen war, in der persönlichen Habe der Familie herumgesucht hatte und mit den Füßen auf dem Schreibtisch in dem luxuriösen häuslichen Arbeitszimmer des Anwalts gesessen war, hatte er sich beim Aufbruch leer und kalt gefühlt. Nichts hatte zu ihm gesprochen, absolut nichts.
    Natürlich gab es eine Menge Leute, die Randall Donovan gern tot gesehen hätten. Doch wie hing der Anwalt mit Rodriguez und Guerrera zusammen?
    Das wusste nur Vlad mit Bestimmtheit.
    Ohne das kolumbianische Kartell als Bindeglied zwischen den

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