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Opfermal

Opfermal

Titel: Opfermal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Funaro
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würden Sie angesichts der Tatsache, dass drei, wenn nicht alle vier Opfer schwule Männer waren, den Mörder nicht als eine Art extremen Schwulenhasser klassifizieren? Vielleicht ein frustrierter oder latenter Homosexueller, der sich seine Opfer in Raleighs Schwulenszene sucht?«
    »Noch einmal«, sagte Markham. »Ich kann keinen Hinweis darauf finden, dass Donovan schwul war. Vielleicht hat der Pfähler seine Suche unter der homosexuellen Bevölkerung begonnen, ist dann aber über dieses Kriterium hinausgegangen. Ich glaube, es ist zu früh, eine Aussage zur sexuellen Orientierung des Pfählers zu treffen, vor allem, wenn man das Opferhafte seiner Morde bedenkt sowie den Umstand, dass unser Mann glaubt, für all seine schwere Arbeit entlohnt zu werden.«
    »Das verstehe ich«, sagte Mr. Spock. »Aber wenn die Verbindung zwischen den Opfern das Zeichen des Löwen ist und nicht ihre sexuelle Orientierung, wie passt dann Billy Canning ins Bild? Von all den Tätowierungen auf seinem Körper war keins von einem Löwen.«
    »Zugegeben«, sagte Markham. »Aber noch einmal, das Zeichen des Löwen ist nur das erste Kriterium im Auswahlprozess des Pfählers. In Hinblick auf Canning gibt es viele Möglichkeiten, wieso er ihn in Zusammenhang mit einer Löwen-Metaphorik ausgewählt haben könnte. Vielleicht hat Canning ihm einen Löwen auf den Körper tätowiert. Ich habe das Tattoostudio letzte Nacht besucht. Dort gibt es eine Wandtafel voller Polaroidbilder. Meist sind es gesichtslose Nahaufnahmen seiner Werke – ein paar Löwen, ja, aber nichts, was ich direkt mit dem Pfähler in Zusammenhang bringen konnte. Die Bilder wurden natürlich als Beweismittel sichergestellt, und wir werden sie analysieren, was …«
    »Glauben Sie wirklich, der Pfähler hätte Canning erlaubt, ein Bild von ihm zu machen?«, fragte Mr. Spock.
    »Nein. Dafür ist er zu vorsichtig, zu gewissenhaft, als dass er eine solche Visitenkarte hinterlassen würde. Sollte er ihm allerdings erlaubt haben, ein Bild von ihm zu machen, dann behaupte ich, hat er ihn im Tattoostudio entführt, damit er sich das Bild wieder holen kann. Das wahrscheinlichste Szenario ist nach meiner Ansicht, dass der Pfähler von einem Löwenbild, das er im Tattoostudio selbst gesehen hat, dazu inspiriert wurde, Canning zu töten. Aber dessen Präsentation müsste in einem ungewöhnlichen Kontext stattgefunden haben. Vielleicht hat Canning das Löwen-Tattoo vorgeschlagen. Das könnte dem Pfähler als Zeichen bereits genügt haben.«
    »Die meisten visionären Mörder sind extrem narzisstisch«, sagte Underhill. »Sie betrachten sich als Auserwählte, wenn man so will, und manchmal halten sie sich für eine völlig andere Person oder eine übernatürliche Gestalt. Die Löwenbilder sind nur ein Teil des Codes, mit dessen Hilfe unser Mann mit der Macht kommuniziert, die ihm nach seiner Überzeugung zu töten befiehlt.«
    »Ja«, sagte Markham. »Und sobald er anfängt, sich ein Individuum genauer anzusehen, muss diese Person weitere Kriterien erfüllen, um als Opfer für würdig befunden zu werden. Aus Sicht des Pfählers ist ein Homosexueller ein prima Kandidat, aber nicht der einzig mögliche Typus. Nein, die Opfer des Pfählers können aus beinahe jedem Lebensbereich kommen, solange sie die Sorte Mann sind, die sich die äußere Wesenheit wünscht.«
    »Darauf sind wir alle so gespannt«, sagte Mr. Spock. »Wenn diese äußere Wesenheit nicht Vlad der Pfähler ist, wer ist sie dann?«
    Markham lächelte.
    »Darauf komme ich gleich«, sagte er – und hielt sich gerade noch zurück anzufügen: » Du vulkanischer Wichser!«
    36
    Cindy Smith erwachte um zehn Uhr an diesem Morgen und ging direkt an ihren Computer; sie schaltete ihn an, beschloss dann aber zu duschen, bis das fossile Teil hochgefahren war – in dem vollen Bewusstsein natürlich, dass sie ihre Vorfreude damit verlängerte.
    Eher meine Selbstquälerei, dachte sie, als sie den letzten Rest Make-up vom Vorabend aus ihrem Gesicht schrubbte. Sie fühlte sich töricht, zugleich aber lebendig vor Aufregung – das heiße Wasser umspülte sie und der – noch immer leise summende – Stromgenerator dampfte, zischte und sprühte Funken unter ihrer glatten rosa Haut.
    Außerdem, sagte Cindy zu sich selbst, hat er so mehr Zeit zu schreiben, falls er es noch nicht getan hat. Meine E-Mail-Adresse steht auf dem Kontaktzettel für Macbeth. Meine Telefonnummer ebenfalls. Vielleicht ruft er an.
    Du benimmst dich wirklich

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