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Opferschrei

Opferschrei

Titel: Opferschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lutz
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zweckmäßiges Ding, geschaffen, um zu töten. Für immer schwarz … Sie hatte einem Mann gehört, von dem der Night Prowler wusste, dass er mit Drogen dealte und ihn nicht anzeigen würde. Abwesend strich er mit einer Fingerspitze über die raue Oberfläche des geriffelten Griffs, eine unlesbare Landkarte seiner Vergangenheit.
    Eine Pistole wie diese, wer kannte ihre Geschichte?
    Wer kannte ihre Zukunft?
    Er wickelte die Pistole wieder ein und schob sie zurück in ihr Versteck unter dem Spülbecken.
    Aber aus den Augen bedeutete nicht zwangsläufig auch aus dem Sinn. Genau wie Quinn, der niemals ganz aus den Gedanken des Night Prowlers verschwand – ein Zustand, den Quinn sicherlich genau so beabsichtigte. Es war Teil seiner Strategie. Genau so setzte er ihn unter Druck.
    Zumindest sollte es so funktionieren. Das würde jeder Fernsehexperte und jeder Hobbypsychologe bestätigen, auch wenn er niemals das Blut eines anderen vergossen hatte und sich nicht vorstellen konnte, dass sein eigenes vergossen wurde. Es gab gut dokumentierte Wege, wie man einen Serienkiller verstehen und zu fassen kriegen konnte. Mit Millionen von Worten hatte man das Wer und Wie des Phänomens erklärt, sogar das Warum. Ein Buch nach dem anderen war über das Thema geschrieben worden.
    Aber nicht jede Beute war gleich.
    Manchmal war sich der Jäger nicht ganz bewusst, hinter was er da her war.
    Und manchmal wünschte sich der Jäger, dass er irgendwo auf dem Pfad eine Abzweigung verpasst hätte.
    Für immer schwarz …
    Lisa Ides Kreditkartenabrechnung zeigte eine Belastung für ein Essen am Mittag vor ihrer Ermordung. Sie hatte in einem Restaurant in der East Side gegessen, von dem Quinn noch nie gehört hatte, Petit Poisson. Neunundfünfzig Dollar plus Trinkgeld für Salat, Gebäck und Getränke. Was die Preise betraf, konnte man nicht gerade von petite sprechen.
    Er bezweifelte, dass Lisa alleine gespeist hatte, also schickte er Pearl hin, um zu sehen, was sie von den Restaurantangestellten in Erfahrung bringen konnten.

46
    Als Quinn zum ersten Mal das Petit Poisson erwähnt hatte, hatte Pearl angenommen, er wolle sie zum Mittagessen einladen, in ein teures Restaurant. Aber hier ging es um die Arbeit, den Job. Sie waren Kollegen, keine Liebespaar. Sie fragte sich, ob es überhaupt möglich war, beides zu sein.
Als sie das Restaurant betrat, verstand sie sofort, warum die Preise so hoch waren. Die Mieten in der Gegend waren horrend, und es passten nicht mehr als ein Dutzend Tische in den Gastraum.
    Den Mangel an Platz machte das Petit Poisson mit Eleganz wett. Pearl konnte sich gut vorstellen, mit Quinn an einem der kleineren runden Tische neben den schweren roten Vorhängen an den Bleiglasfenstern, die zur Straße hinaus gingen, zu sitzen. Die Stühle und ein großes Sideboard waren kunstvoll gearbeitet und vergoldet. Der Raum wurde hauptsächlich von Kerzen und einem prunkvollen Messingkronleuchter erleuchtet, der in der Mitte von der hohen Decke hing. Das Restaurant strengte sich wirklich an, man konnte es aber kaum als schnuckelig bezeichnen, wie der Name nahelegte. Man hatte eher das Gefühl, als hätten ein paar dekadente Dandys gerade noch rechtzeitig vor der Revolution eine Bauernspelunke gekauft und umdekoriert.
    Pearl behauptete sich selbstsicher gegen den herrischen Oberkellner, der sie an einen Kellner namens Chan verwies, der seinen Namen wie »Shawn« aussprach. Er hatte einen französischen Akzent, der sich echt anhörte.
    Chan war freundlich und kooperativ, aber er blieb sehr vage in seinen Aussagen. Ja, er musste zu der Zeit auf dem Beleg wohl an dem Tisch bedient haben. Ja, er erkannte die reizende Dame auf dem Foto, das Pearl ihm zeigte. (Pearl war sich sicher, dass er sich bei dieser Frage am Schnurbart gezwirbelt hätte, wenn er einen gehabt hätte.) Nein, ihm war nicht bewusst gewesen, dass sie das jüngste Opfer des Night Prowlers war. Er schüttelte traurig den Kopf über die sinnlose Verschwendung. Nein, sie hatte nicht allein gespeist. Es waren noch zwei andere Frauen dabei gewesen, ungefähr im gleichen Alter. Natürlich gab es einen Nachweis über ihre Anwesenheit, wenn sie mit Karte bezahlt hatten, und wer zahlte heute noch bar?
    Der Restaurant-Manager, der einen seidig glänzenden, maßgeschneiderten blauen Anzug trug, stolzierte herüber und stellte sich als Yves mit einem stummen S vor. Er fragte höflich, ob es ein Problem gebe. Als Pearl ihre Marke zeigte und erklärte, dass es sich bei dem Problem um

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