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Opferschrei

Opferschrei

Titel: Opferschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lutz
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innegehalten und war in normalem Tempo weitergegangen, weil er dachte, dass niemand ihn gesehen hätte, dass er in Sicherheit wäre.
    Quinn rannte schneller. Wieder nahm er eine Bewegung wahr, dieses Mal auf der linken Seite, als der Gejagte den nächsten Block erreichte. Okay, er wusste, wo die Gestalt abgebogen war; er kannte die Richtung. Seine Seite schmerzte und jeder Atemzug brannte wie Feuer, aber er wurde nicht langsamer, sondern hob seine Knie noch höher.
    Am Ende des Durchgangs verringerte Quinn sein Tempo, hielt sich an der rauen Backsteinmauer fest und schwang sich um die Ecke.
    Er konnte den East River riechen, als er nach Luft schnappte. Er befand sich auf einer Straße, die parallel zum Flussufer verlief. Sutton Place. Wieder nahm er vor sich eine Bewegung wahr, aber dort waren mehrere Personen.
    Niemand hinter ihm.
    Dann, weiter vorn, eine schnellere Bewegung. Er sah, wie die Gestalt, die er verfolgte, auf die East Fifty-Seventh Street einbog.
    Gut so! Als er sich der Ecke näherte, sah er das Schild auf der East Fifty-Seventh: Sackgasse.
    Gott sei Dank!
    Er rannte den kurzen Block hinunter bis zu einer Betonrampe mit einem schwarzen Eisengeländer. Aus dem Augenwinkel sah er ein Schild, auf dem »Hunde verboten!« stand, während er die Rampe hinauflief und sich in einem kleinen, parkähnlichen Bereich wiederfand, in dem die ansässigen Hundebesitzer ihre Tiere dem Schild zum Trotz Gassi führten oder hinunter zum Flussufer spazierten, um in das graue Wasser zu starren, das träge dahinfloss.
    Es gab eine mit Backsteinen gepflasterte Fläche, die von Bänken gesäumt war, ein paar große Bäume auf rechteckigen Grasflächen, ein Sandkasten, in dem die Kinder spielen konnten, und die Statue eines Wildschweins, um ihre Träume zu zerstören. Zu seiner Rechten war ein etwas erhöhter Weg aus Backsteinen. Eine niedrige Betonmauer, in die ein geschwungenes Eisengeländer eingelassen war, trennte den Bereich vom trüben Wasser.
    Ein halbes Dutzend Leute befanden sich im Park. Alle hatten Hunde dabei, bis auf ein Pärchen, das an dem Eisengeländer lehnte und auf den Fluss hinausblickte, während es Händchen hielt. Kein Night Prowler …
    Eine hochgewachsene Frau, die eine Baseballkappe, ein Tanktop und Jeans trug, stand alleine etwas abseits. Ihr Hund, ein großer schwarzer Labrador, war nicht angeleint und sprang herum. Die Frau hatte eine durchsichtige Plastiktüte wie einen Handschuh über ihre Hand gezogen und rief: »Jeb! Jeb!« Vermutlich der Labrador. Der Hund kam schlitternd zum Stehen und drehte seinen Kopf zu ihr, dann wieder abwägend in die Richtung, in die er gerade gerannt war. Er wollte unbedingt weiterrennen, wurde aber vom Befehl seines Frauchens zurückgehalten. »Jeb! Bei Fuß!«
    Jeb, der sich im Zwiespalt befand, drehte sich zögernd um und trottete langsam in Richtung seiner Besitzerin.
    Hatte Jeb jemanden verfolgt?
    Es war möglich, über den Zaun zu klettern und den Park über das Grundstück des Nachbargebäudes zu verlassen.
    Quinn holte tief Luft und fing wieder an zu laufen, in die Richtung, in die es den Hund gezogen hatte.
    Als er an dem Hund vorbeikam, der resigniert dahockte, sah er, wie er zu ihm hochblickte.
    Ein paar Sekunden später hörte er das Kratzen und Trappeln von Pfoten. Jeb rannte hinter ihm her und holte schnell auf.
    »Jeb! Komm sofort zurück!«
    Quinn sah etwas Schwarzes an ihm vorbeiflitzen. Jeb, der mit seinen vier guten Beinen und seiner gesunden Hundelunge davonschoss. Jeb, der genau wusste, was er zu tun hatte.
    Er verfolgt tatsächlich jemanden! Er …
    Ein Felsbrocken von riesigem Ausmaß traf Quinns Brust.
    Er stolperte, blieb stehen und beugte sich vornüber, in dem Versuch, dem Schmerz zu entkommen, der über ihm zusammenschlug. Sein linker Arm war steif und schmerzte.
    Ein Herzinfarkt!
    »Alles in Ordnung mit Ihnen?«, hörte er die Stimme eines Mannes.
    Quinn versuchte zu sagen, dass es nicht so war, aber er konnte nicht sprechen. Er konnte noch nicht einmal krächzen. Er sank auf die Knie, dann ganz zu Boden. Ein kleiner gestromter Dackel blickte ihn aus wässrigen braunen Augen mitfühlend an.
    »Glauben Sie, es ist alles okay mit ihm?« Die Stimme einer Frau. Jebs Frauchen.
    Quinn sah Schienbeine, Männer- und Frauenschuhe, dunkle Hosen mit Aufschlägen. Höher konnte er aus seiner zusammengekrümmten Position auf dem Boden nicht blicken.
    »Der Kerl sieht ziemlich krank aus.« Ein Mann. Der Dackel wurde an seiner Leine zurückgerissen, als

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