Opferschrei
hat.«
»Könnte es vielleicht auch eine Magenverstimmung gewesen sein?«
Dr. Liran lachte laut auf. »Oh, nur wenn Sie ein unverbesserlicher Optimist sind. Sie sind nur einen Schritt von einer Angioplastie entfernt, Mr Quinn.« Der Arzt schaute seine Testergebnisse an, während er mit seinen manikürten Fingernägeln auf einer geöffneten Akte herumtrommelte. »Wie ich sehe, sind Sie Polizist. Trainieren Sie oft genug?«
»Nein.«
»Achten Sie auf Ihre Ernährung?«
»Nein.«
»Rauchen oder trinken Sie?«
»Ab und zu eine Zigarre oder ein Glas Scotch. Manchmal beides zusammen.«
Der Arzt warf Quinn einen Blick zu, den man als leicht verächtlich interpretieren konnte, dann blickte er wieder auf das Durcheinander von Unterlagen auf seinem Schreibtisch. »Sie sind gerannt, als es Sie erwischt hat?«
»Ja, ich habe jemanden verfolgt.«
»M-hm.« Die Antwort schien Dr. Liran zu reichen. Er ließ das Thema fallen. Wenn er Quinn aus der Zeitung oder dem Fernsehen kannte, ließ er es sich nicht anmerken. Vielleicht war er zu sehr damit beschäftigt, Leben zu retten, um die Nachrichten zu verfolgen. Er musste sich mit seinen eigenen Serienkillern herumschlagen.
»Also muss ich mir wegen dem, was passiert ist, keine Sorgen machen?«, fragte Quinn hoffnungsvoll.
Dr. Liram schaute gequält. »Ich würde sagen, dass es definitiv etwas ist, worüber Sie sich Sorgen machen müssen. Ihr Körper hat Ihnen gezeigt, in welche Richtung Sie steuern, nämlich in Richtung eines schweren Herzinfarkts, wenn Sie nicht ernsthaft etwas zur Vorbeugung tun. Sie müssen sich darüber im Klaren sein, dass das, was Ihnen widerfahren ist, an sich eine sehr ernste Sache ist, auch wenn es Ihrem Herzen keine sichtbaren Schäden zugefügt hat.«
»Ein Alarmsignal«, meinte Quinn.
»Das ist zwar nicht der medizinische Begriff, aber könnte man so sagen. Ich werde Ihnen Tabletten zur Senkung Ihres Blutdrucks und Ihres Cholesterinspiegels verschreiben, aber sie wirken nicht allein. Der Großteil liegt bei Ihnen, Mr Quinn. Mit dem Rezept erhalten Sie noch einen Ernährungsplan. Befolgen Sie ihn und vermeiden Sie übermäßige körperliche Anstrengung, bis wir einen Platz in einem Fitnessprogramm für Sie haben. Ich möchte Sie in ungefähr einem Monat wiedersehen. Wenn Sie wissen, wie Ihr Zeitplan aussieht, rufen Sie an und vereinbaren einen Termin. Wenn Sie sich nicht melden, rufen wir Sie an.«
Quinn nahm die Zettel, die der Arzt ihm hinhielt, dann stand er auf und bedankte sich. »Keine Sorge, Doktor, ich werde anrufen.«
Dr. Liran lächelte. »Das sagen alle. Wie auch immer, ich denke, wir werden uns wiedersehen.«
»Sodbrennen«, sagte Pearl später am Morgen, nachdem Quinn ihr – mit ein paar Änderungen – erklärt hatte, warum er am Abend zuvor nicht zu ihrem Treffen erschienen war. »Das ist gequirlte Scheiße, Quinn, und das wissen wir beide.«
Pearl saß am Steuer des Dienstwagens, und sie waren auf dem Weg zu Abigail Koop.
Fedderman war unterwegs zu Janet Hofer, die andere Frau, die mit Lisa Ide am Tag vor ihrer Ermordung zu Mittag gegessen hatte. Hofer war immer noch in New York und machte Urlaub.
»Was wirklich zählt, ist, dass ich den Dreckskerl fast gehabt hätte«, sagte Quinn. Vor fünf Minuten hatten Sie bei Krispy Kream angehalten. Er öffnete die Papiertüte, während Pearl den Wagen zu schnell um eine Ecke lenkte.
»Was wirklich zählt, ist, dass du fast einen Herzinfarkt gehabt hast.«
»Es war kein Herzinfarkt. Ich hab dir doch gesagt, dass sie im Krankenhaus gesagt haben, dass alles in Ordnung mit mir ist. Es kann gut sein, dass der Schmerz in meiner Brust ganz einfach nur Sodbrennen war.« Er hatte irgendwo mal jemanden sagen hören, dass sich sein Sodbrennen manchmal wie ein Herzinfarkt anfühlte, warum sollte sie ihm also nicht glauben?
Pearl sagte nichts mehr und starrte geradeaus, während sie fuhr. Sie ließ keinen Zweifel daran, dass sie ziemlich sauer war und ihm nicht abkaufte, was er ihr erzählte.
»Wenn ich zehn Jahre jünger wäre, hätte ich ihn fertiggemacht«, sagte Quinn. »Wir hätten ihn fast gehabt.«
»Wie kannst du so sicher sein, dass es der Night Prowler war?«
»Er hat auf mich geschossen.«
»Was?«
Er erzählte ihr von den Einschusslöchern, die im Schaufenster erschienen waren.
Sie fuhr eine Weile, ohne etwas zu sagen.
Dann meinte sie: »Er verfolgt dich, Quinn.«
»Uns, vielleicht.«
»Eher nur dich. Das ist eine Sache unter Männern.«
»Ja, vielleicht hast du recht,
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