Opferschrei
verschwanden, zumindest für eine Weile. Bei Quinn war sie sie selbst. Bei Quinn war sie wie neugeboren.
Pearl war durchaus in der Lage, multiple Orgasmen zu haben, aber sie bezweifelte, dass es dieses Mal funktionieren würde, auch wenn sie nicht sagen konnte, warum.
Quinns Körper fühlte sich schwer an auf ihr, obwohl er sich auf seinen Ellbogen und Knien abstützte. Die Bettfedern quietschten, und das Kopfteil schlug rhythmisch gegen die Wand. Sein keuchender Atem ging stoßweise an ihrem rechten Ohr. Sie bewegte ihre Beine und versuchte, eine bequemere Position zu finden.
O Gott! Was tue ich hier?
Sie konnte nichts dagegen tun. Irgendetwas an der Deckenleuchte zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Die Halterung aus Metall war alt und hatte ein Blumenmuster, das so oft überstrichen worden war, das man es kaum noch erkennen konnte. Wenn der Mieter das grelle Licht der beiden Glühbirnen dämpfen wollte, musste er selbst einen passenden Lampenschirm kaufen.
Quinn schnappte nach Luft und sein Körper versteifte sich. Sie dachte, er wäre gekommen, aber noch war es nicht so weit. Er fing wieder an, in sie zu stoßen, immer und immer wieder. Es war nicht so, als würde sie es auf einer gewissen Ebene nicht immer noch genießen (warum auch nicht – es war Sex!), aber irgendwie war sie nicht mehr so recht in Stimmung.
Diese Deckenleuchte muss weg. Ich brauche was Neues. Vielleicht was an einer Kette, das ein wärmeres Licht gibt. Oder ein Ventilator mit einer Lampenvorrichtung. Gute Idee.
Mein Gott, ich bin wie die Frau in dem Witz, die während des Sex’ überlegt, in welcher Farbe die Decke gestrichen werden soll.
Okay, vielleicht nicht ganz so schlimm.
Das passt überhaupt nicht zu mir!
Dann wurde ihr plötzlich klar, warum die Deckenleuchte ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Sie hatte sie an etwas anderes erinnert. An etwas, das mit dem Fall zu tun hatte. Es war wirklich merkwürdig, wie das Gehirn arbeitete. Sie konnte einfach nicht greifen, was da am Rande ihres Bewusstseins schwebte.
Auf der anderen Seite der Wand, gegen die das Kopfteil schlug, krachte etwas auf den Boden. Wahrscheinlich etwas in dem Wandschrank, in dem die Malerutensilien standen, die Pearl nur selten benutzte oder überhaupt nur ansah.
Dekorateure!
Ja, Dokorateure!
Weitere Verdächtige. Steine, die wir noch nicht umgedreht haben.
Sie ließ ihre Beine auf die Matratze fallen. »Quinn!«
Erschrocken stützte er sich auf seine Arme und zog sich aus ihr zurück. »Was ist los? Hab ich dir wehgetan?«
»Dekorateure, Quinn.«
»Was?« Er schaute sich alarmiert um. Seine verstrubbelten Haare waren feucht und von seiner Stirn fiel ein Tropfen Schweiß auf ihr Kissen. Sie hörte, wie er auf dem steifen Leinen auftraf. Er atmete tief durch, dann blickte er fragend auf sie herab. »Hast du Dekorateure gesagt?«
Sie wand sich unter ihm hervor, kein leichtes Unterfangen, so verschwitzt, wie sie beide waren. »Alle, die in der Zeit vor den Morden einen Schlüssel für die Wohnungen der Opfer hatten – Hausmeister, Nachbarn und Handwerker wie Klempner und Elektriker – sind alle von der Polizei befragt worden.«
»Einschließlich Dekorateure.«
»Genau. Wenn Leute es sich leisten können, überlassen sie ihre Wohnung gerne einem professionellen Dekorateur und vertrauen voll und ganz auf sein Urteil.«
»Bei allem ?«
»Ja. Und sie wollen nicht zu Hause sein, wenn die Arbeit getan wird.«
»Bist du sicher?«
»Natürlich. Jede Frau weiß das. Wer will schon Sägemehl in den Haaren haben? Und wenn der Besitzer oder Mieter dem Dekorateur freie Hand lassen möchte, überlässt er ihm normalerweise für die Zeit, die er für seine Arbeit braucht, einen Schlüssel.« Pearl starrte Quinn an und war ein wenig überrascht, dass er nicht ganz überzeugt schien. »Könnte das was sein?«
»Vielleicht«, meinte er. »Die Mordwohnungen sind alle in den vergangenen paar Jahren renoviert worden – wie viele Wohnungen in Manhattan –, und die Dekorateure haben alle einen Schlüssel von den Mietern erhalten, wie du gesagt hast, aber sie wurden alle überprüft. Sie alle haben ein hieb- und stichfestes Alibi.«
»Aber was ist mit den Handwerkern, die sie angeheuert haben? Wir haben mit den Handwerkern gesprochen, die von den Hausbesitzern oder Hausmeistern beauftragt worden sind, irgendwelche Reparaturen zu machen. Dekorateure vergeben oft Unteraufträge, zum Beispiel an Maler oder Teppichleger. Sie wollen, dass es gut wird, deshalb
Weitere Kostenlose Bücher