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Opferschrei

Opferschrei

Titel: Opferschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lutz
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ruiniert war. Merlot war wie wasserfeste Farbe.
    »Ich hätte wissen müssen, dass du einen Witz machst«, sagte er, »aber Frauen scheinen während der Schwangerschaft ihre Fähigkeit, logisch zu denken, komplett zu verlieren.«
    »Willst du etwa damit sagen, dass wir nur noch hormongesteuert sind?«
    »Schwangere Frauen sind es. Vorübergehend. Es ist nichts falsch daran. Mutter Natur.«
    »Mutter Natur macht, dass ich dich lieber hier bei mir behalten würde, auch wenn ich weiß, dass du recht hast. Die Rolle ist eine große Chance für dich. Sie passt zu dir.«
    »Ich passe zu ihr.«
    »Wie auch immer. Wir können unser Leben nicht einfach über den Haufen schmeißen. Ich bin schließlich erst im dritten Monat.«
    »Und man sieht es dir noch nicht mal an.«
    »Erzähl keinen Quatsch, Jubal. Man sieht es schon viel zu sehr. Ich weiß, dass du das Angebot annehmen solltest. Geh nach Chicago, spiel die Rolle und mach dir keine Sorgen um mich – um uns. Ich kann den Bauch immer noch ganz gut kaschieren, und das sollte auch noch bis zum Ende deiner Spielzeit funktionieren.«
    »Dann können wir zusammen arbeitslos sein.«
    »Aber mit mehr Geld als genug, um über die Runden zu kommen, und mit den besten Aussichten, uns eine Nanny leisten zu können, wenn wir wieder Lust haben zu arbeiten.« Eine Nanny. Das konnte sie sich überhaupt nicht vorstellen. Nicht für ihr Baby. Doch sie wusste, dass es eines Tages so weit kommen würde. Es gab genug Frauen, die es schafften, sich so früh von ihrem Kind zu trennen und einen Teil ihrer Verantwortung für das, was ihnen lieb und teuer war, abzugeben. Sie war sich sicher, dass sie damit klarkommen würde, wenn es so weit war. Sie überlegte, wie es am ersten Tag sein würde, die Blicke, die zitternden Lippen, die Tränen, der Abschied …
    Ich weiß nicht …
    »Wir können immer noch beide arbeiten«, sagte Jubal. »Wir müssen.«
    Claire war nicht ganz so überzeugt davon, dass sie immer noch arbeiten musste, jetzt, da die Hormone ihre Prioritäten verschoben hatten. Aber vielleicht meinte er, dass sie aus finanziellen Gründen weiterspielen mussten. Sie lächelte. Letztendlich ging es immer darum, auch wenn sie ein gutes Polster hatten, das momentan sogar noch anwuchs. Aber sie hatten natürlich auch Ausgaben, Arztrechnungen, die Einrichtung des Kinderzimmers; da kam schon was zusammen. Nicht übermäßig viel, aber doch einiges.
    »Zu schade, dass wir keine Versicherung haben, die dafür aufkommt, wenn man mal renovieren muss«, sagte sie.
    »Was?«
    Sie lächelte. »Ich hab nur laut gedacht und Blödsinn geredet. Das Privileg der Schwangeren.«
    »Verstehe.« Er schenkte sich Wein nach. »Macht es dir was aus, wenn ich vor dir trinke?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es fehlt mir nicht. Und es ist ja nicht für immer.«
    »Ich muss morgen Abend nach Chicago. Sie wollen sofort mit den Proben anfangen.«
    »Du hast doch gerade erst das Manuskript gelesen.«
    »Ich kann es im Flugzeug nochmal lesen. Der Flug ist eh zu kurz, um wirklich zu schlafen. Da kann ich genauso gut auch lesen.«
    »Dann bist du so müde, dass du die Proben verhaust.«
    »Keine Sorge, ich habe einen Vertrag.«
    Du hast ein paar Telefongespräche geführt. »Unterschrieben?«
    »Nein, noch nicht.«
    »Auch Schauspieler sind wohl manchmal hormongesteuert«, sagte Claire.
    »Okay, du hast mich geschlagen – ich gebe es zu.« Er hob sein Glas. »Auf die Zukunft.«
    Sie hob ihr Wasserglas und sie stießen an. »Ja, auf unsere Zukunft.«
    An seinem erhobenen Glas vorbei blickte Jubal seine Frau an. Hormongesteuert. Sie hat keine Ahnung, wie dankbar ich für diese Rolle bin.
    Er wusste, dass Claire seine Schauspielerfähigkeiten immer unterschätzt hatte. Damit war sie natürlich nicht allein.
    Sie tranken auf den Rest ihres Lebens.
    Pearl hatte Sex.
    In ihrem winzigen Schlafzimmer war es heiß, die Luft war feucht und roch nach Sex.
    Sie hatte sich persönlich von Dr. Liam versichern lassen, dass es in Ordnung war; Männer mit Herzen wie Quinn erlitten selten während des Geschlechtsverkehrs einen Herzinfarkt. Es war auf jeden Fall gesünder für ihn als ein Drink oder eine Zigarre, hatte der Arzt gesagt. Pearl hoffte, dass er recht hatte.
    Sie war vollkommen befriedigt. Quinn hatte schnell gelernt, was sie brauchte, und wusste, wie er eine Zärtlichkeit aus ihr hervorlockte, von der sie selbst nicht gewusst hatte, dass sie sie besaß. Er war in der Lage, dafür zu sorgen, dass die Unruhe und Einsamkeit

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