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Opferschrei

Opferschrei

Titel: Opferschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lutz
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Immer wieder schloss er lächelnd seine Finger zur Faust und öffnete sie. Es überraschte ihn nicht, dass er die Situation genoss. Das war genau sein Ding.
    Claire stöhnte im Schlaf und rollte sich auf die Seite.
    Bitte nicht! Wach jetzt bloß nicht auf!
    Sie atmete nicht mehr ganz so tief und gleichmäßig, vielleicht näherte sie sich gerade dem Wachzustand. Campbell fing an, sich Sorgen zu machen. Aber war es nicht immer so, dass irgendetwas schiefging?
    Das Haus war solide gebaut, und der Fußboden knarzte nicht. Er konnte nicht sicher sein, wo sich der Eindringling gerade befand. Er stand da und starrte auf die Schlafzimmertür, die er ungefähr fünfzehn Zentimeter offen gelassen hatte.
    Komm rein, du Arschloch. Komm endlich rein.
    Und der Eindringling kam herein. Schnell und leise. Er schien beinahe durch den Raum zu schweben, dann stand er bewegungslos am Fußende des Betts.
    Campbell hielt den Atem an und schaute ihm zu. Verdammt unheimlich.
    In der dämmrigen, brummenden Stille starrte der Night Prowler auf Claire. Fast als würde er ein Gebet sprechen.
    Für jemanden, der bald sterben wird.
    Dann drehte er sich zu Campbell.

66
    Die Gestalt am Fußende von Claires Bett brauchte keine Sekunde, um über Campbell herzufallen. Der erfahrene Cop hatte keine Zeit, um zu reagieren. Er spürte ein wohlbekanntes Brennen in seinem linken Arm.
    Ein Messer!
    Er wusste, dass er eine Stichwunde hatte.
    Instinktiv griff er nach dem Arm, mit dem der Angreifer das Messer hielt, und bog ihn nach hinten. Es war nicht einfach. Er war überrascht von der körperlichen Kraft des Mannes. Campbell verpasste ihm einen Kopfstoß und drehte seinen Arm noch weiter, bis das Messer zu Boden fiel.
    Etwas prallte gegen die Seite von Campbells Gesicht. Die Faust des Night Prowlers. Der verdammte andere Arm! Die beiden Männer fingen an, miteinander zu ringen. Campbell wusste, dass er Blut verlor, aber die Verletzung konnte nicht sonderlich schwer sein, sonst würde sich der Arm schwächer anfühlen. Aber dieses Arschloch hatte ganz schön Kraft. Der Night Prowler wand seinen Arm aus Campbells Griff, legte seine Arme um ihn und schleuderte ihn quer durch das dunkle Schlafzimmer. Der Nachttisch kippte um und die Lampe ging zu Boden.
    Der Night Prowler kämpfte sich jetzt in Richtung Tür, während Campbell an ihm hing und versuchte, ihn zu Fall zu bringen. Zu Campbells Überraschung legte sich plötzlich eine kleine, blasse Hand um den Hals seines Widersachers. Claire! Wach und mitten im Kampfgetümmel. O Gott! Nein!
    Campbell spürte, wie sich das Gewicht des Night Prowlers verlagerte, und sah, wie er mit der offenen Hand seitlich gegen Claires Kopf schlug. Sie fiel zurück in die Dunkelheit und Campbell konnte hören, wie sie hart gegen eine Wand krachte. Campbell glaubte nicht, dass sie ernsthaft verletzt war, doch aus dem Augenwinkel sah er, wie sie benommen zu Boden rutschte.
    Dann fühlte er etwas an seiner linken Kniekehle, einen Druck auf der linken Schulter, und er wurde selbst mit Schwung zu Boden geworfen. Schmerz! Am unteren Ende der Wirbelsäule.
    Der Night Prowler war frei und stürzte in Richtung Wohnzimmer, Wohnungstür, Freiheit.
    Niemals, verdammt!
    Campbell rappelte sich auf und hechtete der dunklen Gestalt hinterher. Er bekam einen Knöchel zu fassen, klammerte sich daran fest und wurde über den Boden geschleift. Er verstärkte seinen Griff, bis er das Gefühl hatte, seine schmerzenden Finger würden gleich brechen oder seine Nägel anfangen zu bluten.
    Sie befanden sich jetzt im Wohnzimmer, wo es dunkler war. Campbell griff mit seiner freien Hand nach oben, hielt sich am Gürtel des Fliehenden fest und zog sich auf die Füße. Zum Dank erhielt er einen Schlag in die Magengrube, wurde unterm Arm gepackt und herumgeschleudert. Er ist stark! Entweder werde ich alt oder der Kerl hat richtig viel Kraft.
    Sie hingen aneinander, und jeder versuchte, die Oberhand zu gewinnen. Dabei drehten sie sich im Uhrzeigersinn und stießen gegen Möbelstücke, die an der Wand entlangschabten. Ein Lampe fiel krachend zu Boden. Keiner der beiden Männer sagte ein Wort, aber sie schnauften heftig und ächzten, während jeder von ihnen versuchte, den Kampf für sich zu entscheiden. Beinahe wirkte es, als seien sie in einer Art verrücktem Tanz gefangen, der sich stetig in Richtung Tür bewegte.
    Campbell würde verlieren, und das wusste er.
    *
    Draußen im Korridor hörten Quinn, Pearl und Fedderman die Kampfgeräusche. Sie rannten zur

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