Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Opferzeit: Thriller (German Edition)

Opferzeit: Thriller (German Edition)

Titel: Opferzeit: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Cleave
Vom Netzwerk:
dunkle, in anderen helle Flecken. Jack scheint mit hoher Geschwindigkeit in extrem engen Kreisen zu fahren, aber ein Blick hinaus durch das Gitter zeigt mir, dass dem nicht so ist und wir immer noch schnurgeradeaus fahren. Ein kontinuierlicher Strom von Leuten ist unterwegs zum Gerichtsgebäude. Irgendetwas stimmt nicht mit mir, denn ich sehe Jesus und den Osterhasen und den Lone Ranger. Ich sehe Männer, die als Schulmädchen verkleidet sind, Mädchen, die als Märchenfiguren verkleidet sind, und Märchenfiguren, die Bier trinken.
    Ich sehe den Sensenmann, und neben ihm läuft ein weiterer Sensenmann.
    Ich frage mich, ob die beiden wegen mir hier sind, und warum es gleich zwei von ihnen braucht.
    Dann sehe ich einen Mann in einem Tampon-of-Lamb-T-Shirt, auf dem The Queen and Cuntry Tour steht und darunter eine Reihe von Konzertdaten, die alle schon Jahre zurückliegen. Ich schließe die Augen, sehe Santa Kenny vor mir, der mit sterbenden Augen zu mir aufblickt, die Traurigkeit in seinem Gesicht, und ich kann sehen, wie er sich an seinem Leben festklammert, das ihm zwischen den Fingern zerrinnt.
    Alles in meinem Blickfeld wird dunkler und verändert sich. Wahrscheinlich werde ich gleich ohnmächtig. Ich halte den Atem an und tue mein Bestes, bei Bewusstsein zu bleiben, während wir uns dem Gericht nähern.
    Kapitel 54
    Raphael öffnet den Gewehrkoffer, der auf dem Boden liegt. Er holt die Schachtel mit den beiden Patronen heraus und schiebt sie nacheinander in das Magazin. Dann nimmt er die panzerbrechende Patrone und küsst sie. Vermutlich damit sie ihm Glück bringt. Auch wenn er vorher nicht darüber nachgedacht hat, es passiert einfach so. Die Patrone ist kalt. Er lässt sie über den beiden anderen einschnappen. Dann baut er das Gewehr zusammen. Er wird immer besser darin. Nächstes Mal, wenn er einen Serienkiller erschießt, kann er das Gewehr vermutlich in völliger Dunkelheit zusammensetzen. Er lässt das Magazin einrasten. Vorläufig behält er seine eigenen Kleider an.
    Er setzt sich neben das Fenster, schiebt eine Ecke der Plane beiseite und starrt hinaus auf das Gerichtsgebäude. Er denkt an die drei Kugeln. Eine für Joe. Eine für Melissa, und eine zur Reserve. Hoffentlich benötigt er die Reservekugel nicht. Gegen acht Uhr nimmt der Verkehr langsam zu, und gegen neun wird er sogar noch dichter. Dann taucht ein Streifenwagen auf. Ein Cop stellt Verkehrshütchen auf, um die Straße abzusperren. Gut, dass Raphael so früh hier eingetroffen ist. Gut, dass er um die Ecke geparkt hat. Gruppen von Menschen nähern sich von der Busstation, beginnen die Straßen zu bevölkern, während sie in seine Richtung kommen. Sie tragen Plakate und Transparente mit sich. Bald strömen sie aus allen Richtungen herbei. Würde er aus dem Fenster des Büros auf der anderen Seite des Flurs nach Norden blicken, könnte er noch mehr Menschen mit denselben Plakaten in seine Richtung kommen sehen. Die Demonstranten tragen dicke Jacken und haben Schals um den Hals gewickelt, um ihre Stimmbänder für das kommende Geschrei zu wärmen. Einige kennt er aus der Gruppe. Sie haben Freunde und Familie mitgebracht. Nun treffen auch die ersten TV-Übertragungswagen ein. Sie kurven um den Block und suchen nach Parkplätzen, doch es sind keine zu finden, woraufhin die Fahrer in zweiter Reihe parken und Reporter und Kameraleute herausspringen. Er sieht die Brüder und Schwestern der Menschen, die Joe ermordet hat. Er sieht Menschen mit Schildern und der Aufschrift Todesstrafe ist Mord und Nur Gott entscheidet über Leben und Tod . Er sieht, wie sich Ärger zusammenbraut. In seinen Augen sind beide Plakate im Irrtum. Er sieht, wie Jonas Jones, der Hellseher, der gestern den ganzen Tag in den Nachrichten war, am Hinterausgang eintrifft, ohne jedoch das Gebäude zu betreten. Auch andere bemerken ihn, und eine Schar von Leuten versammelt sich dort, doch die meisten gehen weiter zur Vorderseite des Gerichtsgebäudes und verschwinden aus seinem Blickfeld.
    Gegen Viertel nach neun beginnen die Gesänge. Zwei,vier, sechs, acht, bald schon wird er totgemacht . Wieder und wieder ertönen diese Rufe von der Vorderseite des Gerichtsgebäudes, sie sind in der kalten, stillen Luft klar und deutlich zu hören. Die Menge wächst beständig an. Schon bald kommen die neu am Ende des Blocks eintreffenden Leute nicht mehr weiter, da die Straße direkt vor dem Gerichtsgebäude bereits überfüllt ist. Sie weichen auf andere Straßen aus. Jetzt ist auch die

Weitere Kostenlose Bücher