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Opferzeit: Thriller (German Edition)

Opferzeit: Thriller (German Edition)

Titel: Opferzeit: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Cleave
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haben einen Plan«, sagt er.
    »Einen guten Plan.«
    Während sie ihm das erzählt, nickt er die ganze Zeit bedächtig, er nickt und reibt sich mit der Hand das Kinn. Und denkt nach. Hinter dieser Designerbrille geistern eine Menge Gedanken herum. »Zwanzig Minuten«, sagt er. »Ich brauche zwanzig Minuten, um alles aufzuräumen und abzuschließen. Warten Sie hier auf mich. Ich glaube, wir haben einiges zu besprechen. Ich glaube, wie haben einiges … gemeinsam.«
    »Zwanzig Minuten«, sagt sie. »Damit Sie die Polizei rufen können?«
    »Nein«, sagt er, und sie glaubt ihm. »Werden Sie auf mich warten?«
    Sie nickt. Sie wird warten. Er steigt aus dem Wagen. Schließt die Tür und läuft mit eingezogenem Kopf und hochgeschlagenem Kragen zurück zur Halle, während der Regen auf ihn herabprasselt. Als er die Stufe vor dem Eingang erreicht, biegt ein anderer Wagen auf den Parkplatz. Er dreht sich zu den Scheinwerfern um, die über ihn hinweg wischen, und hält sich eine Hand vors Gesicht, um seine Augen abzuschirmen.
    Der Wagen kommt zum Stehen. Der Motor verstummt. Und Carl Schroder tritt hinaus in den Regen.
    Kapitel 19
    Raphael ist müde.
    Er kann sich nicht erinnern, wann er zum letzten Mal richtig tief geschlafen hat. Seit seine Tochter ermordet wurde, kam das nur vor, wenn sein Körper so erschöpft war, dass die lebenswichtigen Systeme runtergefahren wurden und es hieß: schlafen oder sterben. Oft hat er gehofft, es würde Letzteres passieren, nur um aufzuwachen und festzustellen, dass es Ersteres war. Er hat oft überlegt, das zu ändern. Das Leben ist nicht schön, wenn man morgens aufwacht und sich fragt, was deine Freunde wohl auf deiner Beerdigung über dich sagen werden. Es ist nicht schön, wenn man darüber nachdenkt, wie man sterben wird, was die beste Methode ist, um keine Sauerei zu machen. Und es gibt eine Menge Möglichkeiten – eine Menge cleverer und eine Menge einfacher Möglichkeiten. Wie oft hat er seinen Selbstmord schon geplant? Hundertmal? Tausendmal? Einmal täglich, manchmal fünfmal, manchmal auch öfter. Mitunter weiß er nicht, warum er es nicht längst getan hat. Es ist nur eine Frage der Zeit. Das weiß er. Jedes Mal, wenn er von jemandem hört, der sich umgebracht hat, denkt er: Das ist eine gute Idee .
    Sicher, er möchte stark sein. Er möchte stark sein für seine Tochter, für seinen Schwiegersohn und natürlich für seine Enkel. Nicht dass er je einen von ihnen sehen würde. Drei Monate nach Angelas Tod ist sein Schwiegersohn fortgezogen. Er hat die Kinder mitgenommen und ist ans andere Ende der Welt gezogen. Er hat Familie in England. Irgendwo in einem kleinen Dorf. Ein Dorf, wie er sagte, in dem es keine verrückten Leute wie Joe gibt.
    Raphael ist in seinem Leben noch nie so einsam gewesen.
    Er steht im Türrahmen und beobachtet, wie der Wagen auf den Parkplatz biegt. Wahrscheinlich noch so ein armes Schwein, das in dieser Stadt jemanden verloren hat. Der Wagen kommt zum Stehen. Und eine Person steigt aus. Dann eine zweite. Beide klappen zum Schutz gegen den Regen den Kragen hoch und kommen auf ihn zugelaufen. Schroder und noch jemand. Sein Herz schlägt ein wenig schneller. Die Polizei lässt sich nur blicken, wenn sie schlechte Neuigkeiten hat. Seine Frau? Mein Gott, hat seine Frau die Fantasien, die er für sich selber hegt, in die Tat umgesetzt? Und eine Flasche Schlaftabletten in sich hineingekippt?
    »Detective«, sagt Raphael mit leicht zitternder Stimme. Er reicht ihm die Hand.
    »Ich bin kein Detective mehr«, sagt Schroder und schüttelt ihm die Hand, »ab jetzt nur noch Carl. Das hier ist Detective Inspector Rebecca Kent …«, fügt er hinzu und sagt dann an Kent gerichtet: »… und das ist Raphael Moore.«
    Rapahel schaut zu Kent. Ihr Haar ist nass, und ein paar Strähnen kleben an ihrer Wange. Er hat das Bedürfnis, die Hand auszustrecken und sie fortzuwischen, und er glaubt, dass er dieses Bedürfnis verspürt, weil Detective Kent eine extrem attraktive Frau ist.
    »Was für ein scheußliches Wetter«, sagt er, denn er glaubt, dass er die Wirklichkeit ausblenden kann, wenn er sie dazu bringt, sich nur über belangloses Zeug zu unterhalten.
    »Haben Sie gerade Ihr Treffen beendet?«, fragt Kent, und alle drei schauen durch den offenen Türrahmen in den Saal, wo sechs Nachzügler Kaffee trinken und sich unterhalten. Raphael fragt sich, ob die beiden Detectives – nein, halt, ob der eine Detective und der ehemalige Detective – die Leute wiedererkennen.

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