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Optimum 1

Optimum 1

Titel: Optimum 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Bicker
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nicht dazu bringen, etwas zu tippen. Wieder blinkte das icq-Fenster. Bist du mir sehr böse?
    In diesem Moment erst schien die Bedeutung von Lenas Worten zu Rica durchzudringen. Eine Welle aus Wut und Enttäuschung überspülte sie, und sie musste den Impuls unterdrücken, einfach in den Bildschirm zu schlagen.
    Du kannst mich mal, Lena! Rica schnappte sich die Maus, klickte das Fenster zu und fuhr den Rechner herunter, bevor es wieder aufblinken konnte. Ihr Hals war ganz eng, und sie bemerkte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Ärgerlich wischte sie sie mit dem Handrücken weg und zog die Nase hoch. Ich bin nicht traurig. Nur wütend. Auf Lena, diese Verräterin. Das also will meine beste Freundin sein? Da habe ich hier ja bessere. Soll sie doch den blöden Yannick behalten. Ich will sowieso mit ihm nichts mehr zu tun haben. Er war doch nur langweilig.
    Rica biss die Zähne aufeinander, schluckte ein paarmal, und es gelang ihr sogar, nicht in Tränen auszubrechen. Zumindest noch nicht. Sie musste hier raus.
    Langsam erhob sie sich. Ihre Beine fühlten sich seltsam steif und taub an, als wäre sie eine Marionette. Ihre Augen brannten. Ich bin kaum zwei Wochen weg, und dann … Aber da fiel ihr ein, dass Lena geschrieben hatte: Du wolltest mit deiner Mutter wegziehen. Sie war also noch nicht weggezogen, als Lena und Yannick zusammenkamen. Das Ganze hatte sich nicht etwa erst entwickelt, seit Rica an der Daniel-Nathans-Akademie war, sondern viel früher.
    Verräter!
    Rica warf noch einen Blick auf den Computer zurück. Sie war versucht, ihn wieder hochzufahren und Lena eine gepfefferte E-Mail zu schicken. Oder Yannick. Oder beiden. Oder Yannicks peinliche Kindheitsanekdoten auf irgendeine Webseite zu posten. Aber sie konnte sich gerade noch zusammenreißen. Stattdessen wandte sie sich ab und ging mit steifen Beinen zur Tür.
    Die Sonne schien noch immer warm und freundlich, als sie aus der Eingangstür trat. Ein paar Schüler hockten auf den Stufen zum Schulgebäude, einer von ihnen hatte eine Gitarre auf den Knien, und alle sangen laut, ziemlich falsch und ziemlich glücklich. Rica hätte kotzen können. Sie wollte nur noch hier weg. Blindlings lief sie los.
    »He, Rica!«
    Sie war geneigt, die Stimme zu ignorieren, einfach immer weiterzulaufen, sich um nichts mehr zu kümmern, doch dann wurden Schritte hinter ihr immer lauter, und im nächsten Moment knirschte der Kies neben ihr, und eine Hand legte sich schwer auf ihre Schulter.
    »Rica, was ist denn los? Du siehst ja beschissen aus.« Rica blickte auf, direkt in Jos Gesicht. Sie sah außergewöhnlich ernst und besorgt aus, von ihrem üblichen Spott war nichts zu sehen. Rica schluckte die Tränen hinunter, zog noch einmal die Nase hoch und verzog das Gesicht.
    »Jungs«, sagte sie nur.
    Jo verstand, auch ohne dass Rica mehr sagen musste. Sie schenkte ihr einen mitleidigen Blick und nickte. »Dein Freund, nehme ich an?«
    Rica nickte, dann schüttelte sie den Kopf. »Mein Exfreund«, verbesserte sie. Ihre Kehle zog sich bei dem Wort so sehr zusammen, dass sie es kaum herausbekam. Sie schluckte und fühlte sich, als müsse sie sich gleich übergeben. Wieder füllten sich ihre Augen mit Tränen, und dieses Mal gelang es ihr nicht mehr, sie zurückzuhalten. Ärgerlich und beschämt spürte sie, wie sich zwei feuchte Spuren auf ihren Wangen abzeichneten.
    Jo griff sanft nach Ricas Hand. »Komm mit!« Mehr sagte sie nicht, sondern zog Rica hinter sich her auf die Bäume am Wegrand zu. Rica ließ es geschehen. Ihr war momentan sowieso alles egal.
    Jo zog sie ein Stück durch dichtes Unterholz, dann kamen sie unvermittelt auf einem schmalen Pfad heraus. Offensichtlich war er einmal mit Steinplatten gepflastert gewesen, doch die waren jetzt gesprungen und mit Gras und Unkraut überwuchert. Eine Eidechse huschte rasch davon, als Rica und Jo auf den Weg hinaustraten, ansonsten war keine Bewegung zu sehen. Jo deutete schweigend nach rechts, und Rica schlug die befohlene Richtung ein, ohne Fragen zu stellen. Ihre Kehle brannte immer noch, aber hier unter den Bäumen fühlte sie sich gleich ein kleines bisschen besser. Es war so schön kühl und ruhig hier, als würde die Welt einfach draußen bleiben.
    Schließlich bogen sie um eine Kurve – und standen vor einer alten Gebäudefront. Rica schnappte nach Luft und vergaß für einen Augenblick ihren Kummer. Es sah einfach zu großartig aus. Die Betonwand war stellenweise rußgeschwärzt, und aus ihrer Oberfläche ragten

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