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Optimum 1

Optimum 1

Titel: Optimum 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Bicker
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ist, wenn man plötzlich in einem Zimmer zusammenleben soll. Man muss sich ja schließlich irgendwie verstehen.« Rica nickte, als wüsste sie ganz genau, wovon Alina sprach. Wahrscheinlich nahm diese an, dass sie ebenfalls hier im Internat wohnte. Sie versuchte, einen interessierten und verständnisvollen Eindruck zu machen.
    »Aber Jo war schon ziemlich seltsam«, fuhr Alina fort. »Sie hat nicht viel mit mir geredet, und als ich sie mal gebeten habe, mir mit den Matheaufgaben zu helfen, hat sie mich ziemlich abblitzen lassen.« Alina verzog das Gesicht. »Ich bin eine ziemliche Niete in Mathe, und da sie so gut ist … war … na ja, ich hätte es einfach nett gefunden.« Man konnte ihr ansehen, dass sie immer noch sauer darüber war. »Stattdessen knallte sie mir doch tatsächlich vor den Kopf, dass ich froh sein sollte, wenn ich so schlechte Noten hätte, und dass ich vielleicht von der Schule fliegen würde und dies das Beste wäre, was mir passieren könnte.«
    Zu ihrer Überraschung erkannte Rica jetzt Tränen in Alinas Augen. Sie schniefte leicht und wischte sie ärgerlich mit dem Handrücken weg. »Ich meine, das ist doch nun wirklich nicht nett. Wenn sie mich hätte loswerden wollen, hätte sie doch nur um eine andere Zimmergenossin bitten sollen. Ist ja nicht so, dass das ein Problem ist. Bei einer Starschülerin wie ihr, der man alle Wünsche von den Augen abliest …« Wieder wischte sie sich über die Augen, schluckte zweimal und hatte sich dann wieder im Griff. »Na ja, danach war jedenfalls Funkstille zwischen uns, das kannst du dir ja vorstellen.«
    Rica nickte und betrachtete Alina nachdenklich. Natürlich hatte diese Jos Kommentar als Angriff verstanden. Das war ja auch nachzuvollziehen. Aber ob es wirklich so gemeint gewesen war? Sie erinnerte sich an all das, was Jo im Laufe der Zeit über die Daniel-Nathans-Akademie gesagt hatte, und viel Gutes war wirklich nicht dabei gewesen. Was, wenn sie Alina wirklich nur hatte schützen wollen?
    »Und hast du irgendwie gemerkt, ob Jo depressiv war? Oder ob sie gemobbt worden ist, wie der Rektor gesagt hat? Hat sie dir irgendwas erzählt?«
    Alina schüttelte den Kopf. »Wir haben nicht viel gesprochen«, wiederholte sie. »Aber ja, sie wirkte schon immer komisch. Und in der letzten Zeit … Also in den letzten paar Wochen war sie sowieso dauernd klettern. Ich bin ja nicht im Kurs, also habe ich sie kaum gesehen.«
    »Wie meinst du das: dauernd?«, hakte Rica sofort nach. Kletterkurs war nur einmal die Woche, so oft konnte Jo nun auch wieder nicht weg gewesen sein.
    »Na, dauernd eben. Zu den unmöglichsten Tageszeiten. Sie ist hier reingekommen, hat sich einfach ihre Ausrüstung geschnappt und ist damit losgezogen. Sie hat mal gesagt, dass Lars Bennett ihr Extrastunden gibt, als ich sie gefragt habe, warum sie um sieben Uhr abends loszieht.«
    »Abends?« Rica konnte die Überraschung nicht aus ihrer Stimme halten. »Warum das denn?«
    Alina zuckte mit den Schultern. »Jedenfalls hatte sie so eine Bescheinigung vom Kletterlehrer, dass sie auch abends noch rausdarf. Mit der hat sie ziemlich angegeben.« Wieder schlich sich Bitterkeit in ihre Stimme. »Ich hab sie gesehen. Mit Unterschrift. Allerdings war es nur eine Erlaubnis, von Extrastunden stand da nichts drin.« Über ihre Züge flog ein bösartiges Grinsen. »Wer weiß, was sie wirklich mit diesem Kerl getrieben hat. Ich meine – ich habe gehört, er soll doch ziemlich gut aussehen.«
    Rica biss sich auf die Unterlippe, um sich einen wütenden Kommentar zu verkneifen. So etwas Jo zu unterstellen! Das hätte sie doch nie gemacht.
    Oder?
    Woher wollte sie denn wissen, was Jo wirklich gedacht oder getan hatte? Sie hatte ja nicht einmal bemerkt, wie schlecht es ihr wirklich ging. Schöne Freundin bin ich, dachte sie. Dann fragte sie Alina: »Und sonst? Was hat sie sonst noch gemacht? Hat sie noch jemanden getroffen? Oder weißt du etwas über ihre Termine bei Frau Jansen?«
    Alina verzog erneut das Gesicht. »Über so was hat sie nicht mit mir geredet. Aber ich glaube nicht, dass sie besonders glücklich mit dieser Therapie war. Sie sah immer ziemlich angepisst aus, wenn sie von da zurückkam.« Sie zuckte mit den Schultern. »Warum gibt es eigentlich diese Therapien nur für die guten Schüler? Willst du das nicht mal in deinem Artikel erwähnen? Ich meine – es ist ja nicht so, dass die, die ein bisschen schlechter sind als diese ganzen Elitefuzzis, es nicht auch dringend nötig hätten,

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