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Optimum 1

Optimum 1

Titel: Optimum 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Bicker
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antwortet nicht. Er streckt die Hand aus, als wolle er die Jungen um etwas bitten. Vielleicht um ein Kaugummi oder um Feuer, obwohl Torben nicht raucht. Die Jungen sehen verwirrt aus, bis Torben ihren Anführer leicht an der Schulter berührt. Er packt nicht zu, niemand kann die Geste als Bedrohung deuten. Eigentlich kann diese leichte Berührung kaum zu spüren gewesen sein. Dennoch verzieht sich auf einmal das Gesicht des Jungen. War eben noch Verwunderung und leichter Spott darin zu lesen, so funkeln nun seine Augen vor Wut und Hass. Es ist, als habe man ihm auf einmal eine Droge gespritzt, eine Droge, die ihn wütend und unkontrollierbar zu machen scheint. Und auf den Gesichtern der anderen spielt sich etwas Ähnliches ab. Wie eine ansteckende Krankheit breitet sich die Wut in der kleinen Gruppe aus. Die Ersten von ihnen springen schon auf die Füße.
    Torben zieht seine Hand weg, wendet sich ab und beginnt, den Weg wieder zurückzugehen. Er geht zügig, aber er rennt nicht, und als er an Eliza vorbeikommt, bemerkte sie zu ihrer Überraschung, dass er zufrieden aussieht. Beinah glücklich. Als habe er jetzt eine Entscheidung getroffen und sei mit sich im Reinen.
    * * *
    Tara kam zurück und stellte umständlich die Getränke und Ricas Nussring vor ihnen auf die Tischplatte. Es sah so aus, als ließe sie sich besonders viel Zeit, um der Unterhaltung zu lauschen, doch Rica verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust und starrte in den Himmel hinauf. Besser gesagt: ins Innere des gelben Sonnenschirms. Sie gab sich alle Mühe, so zu tun, als wäre das das Interessanteste auf der Welt. Tara presste die Lippen aufeinander, dann wandte sie sich so heftig ab, dass ihre langen Haare flogen, und stolzierte davon.
    »Also?«, wollte Rica wissen.
    Eliza sah sie an. Dann schüttelte sie langsam den Kopf. Rica fiel auf, wie Eliza mit sich rang, bevor sie antwortete.
    »Keine Ahnung«, murmelte sie. »Ich bin auch erst später in die Halle gekommen.« Sie starrte auf den Berg von Milchschaum in ihrer Tasse und stippte versuchsweise einen Finger hinein. »Ich schätze mal, Torben hat sie irgendwie gegen sich aufgebracht.« Sie fixierte weiter ihre Kaffeetasse und rührte vollkommen konzentriert mit dem Kaffeelöffel Zucker unter.
    Rica runzelte die Stirn. »Gegen sich aufgebracht ist gut. Die waren kurz davor, ihn umzubringen, hast du das nicht mitgekriegt? Und er? Er wollte das auch. Er wollte jemanden verletzen. Vermutlich sich selbst. Vielleicht auch diese anderen Typen. Und warum?« Sie hielt kurz inne. Dann beugte sie sich vor und legte ihre Hand auf Elizas. »Was weiß Torben über Jos Tod, Eliza?« Sie war sich sicher, dass Eliza mehr wusste, als sie vorgab. Es war ihr so deutlich ins Gesicht geschrieben, dass sie es auch gleich hätte aussprechen können.
    Bei der Berührung zuckte Eliza leicht zusammen. Noch immer sah sie Rica nicht an. »Ich weiß doch nicht, ob er überhaupt etwas weiß«, murmelte sie. »Ich weiß auch nicht mehr als du. Außerdem, was hat das mit Jo zu tun? Wolltest du mir nicht sagen, was du herausgefunden hast? Was hat Robin gesagt?«
    Rica ließ ihre Hand noch einen Moment dort, wo sie war, dann ließ sie sich auf der Bank zurücksinken und griff nach ihrem Nussring. Eliza verbarg etwas, so viel war klar, aber ebenso klar war, dass es wenig Zweck hatte, sie jetzt noch weiter unter Druck zu setzen.
    »Robin weiß angeblich genauso wenig wie du «, meinte Rica. Eliza wurde rot, Rica sprach ungerührt weiter: »Und Jos Zimmergenossin hat mir nur verraten können, dass Jo häufig bei Lars war. Jetzt du!«
    »Ich?« Eliza nahm einen Schluck von ihrem Milchkaffee und brach gleich darauf in einen Hustenanfall aus. Vielleicht hatte sie sich die Zunge verbrannt. Aber Rica hatte mehr das Gefühl, dass sie Zeit schinden wollte. »Ich hab nichts rausgefunden. Hab mich geirrt. Keine Spur.«
    Rica kniff die Augen zusammen und biss in ihren Nussring. Dann zuckte sie wieder mit den Schultern. Wenn es wirklich wichtig wäre, was Eliza herausgefunden hatte, würde sie es ihr sagen. Hoffte sie. »Dann müssen wir eben doch Lars befragen«, meinte sie. »Sonst fällt mir nichts mehr ein. Dir?«
    Zuerst sah es so aus, als wollte Eliza wieder verneinen, doch dann besann sie sich offensichtlich eines Besseren. Sie seufzte.
    »Ich hätte noch eine Idee«, murmelte sie. Hastig nahm sie noch einen Schluck Kaffee, als könne sie sich damit Mut antrinken. »Ich weiß auch nicht, warum ich dir vorher nichts davon

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