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Optimum 1

Optimum 1

Titel: Optimum 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Bicker
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erzählt habe. Aber da gibt es noch jemanden, dem Jo sich anvertraut hat.«
    »Und?«, fragte Rica, als Eliza nicht weitersprach.
    Eliza holte tief Luft und erzählte von dem Gespräch zwischen Jo und Torben, das sie belauscht hatte.
    Rica knabberte an ihrem Nussring und hörte ruhig zu. Als Eliza endlich fertig war, legte Rica die Reste des Rings zurück auf den Teller und wischte sich den Mund ab. Sie wog ihre nächsten Worte genau ab. »Torben hat gewusst, was mit Jo ist«, stellte sie fest. »Und er hat offensichtlich selbst Probleme.« Nachdenklich zeichnete sie mit der Fingerspitze Kreise auf den Tisch. Sie wusste nicht, was sie von alldem halten sollte, und hatte Schwierigkeiten, ihre Gedanken zu ordnen. »Weißt du was? Wenn ich nicht besser wüsste, dass es so etwas nicht gibt, würde ich sagen: An dieser Schule passiert irgendwas Übernatürliches«, fuhr sie fort. »Ich meine: Jo … und dann Torben, der sich benimmt wie ein Schlafwandler, und diese seltsame Erklärung der Jungs, warum sie ihn angegriffen haben …« Sie sah Eliza scharf an. »Du weißt nicht zufällig, was das alles soll, oder? Was geht hier eigentlich vor?«
    Eliza blinzelte, sagte aber nichts. Ihre Miene war unschuldig und undurchdringlich. Rica wünschte, sie würde sich ihr anvertrauen. Es versetzte ihr einen Stich, dass ihre Freundin ihr nicht vertraute. Aber wieder sagte sie nichts dazu, sondern steckte sich nur den Rest ihres Nussrings in den Mund. »Okay, ich wollte eigentlich zu Lars. Wenn Jo wirklich mit ihm geredet hat, vielleicht hat sie ihm ja mehr erzählt. Immerhin ist er ziemlich in Ordnung. Und ein Lehrer ist er auch nicht. Ganz zu schweigen von einem Therapeuten .« Schon das Wort allein verursachte einen bitteren Geschmack in ihrem Mund. »Danach … keine Ahnung. Ich glaube ja immer noch, dass diese Tussi etwas damit zu tun hat. Aber ob ich wirklich in ihr Büro gehen will …« Sie brachte den Satz nicht zu Ende, sondern starrte eine Zeit lang auf einen blühenden Rosenbusch in der Hecke, die die Caféterrasse umgab. Ein einsamer Zitronenfalter gaukelte zwischen den Blüten hin und her, ein gelber Fleck vor den rosafarbenen Blüten. Wieder hatte sie das seltsame Gefühl, Frau Jansens durchdringenden Blick spüren zu können.
    »Würdest du denn mit Torben reden?«, fragte sie schließlich und riss ihren Blick von dem tanzenden Schmetterling los, um Eliza anzugucken. »Während ich zu Lars gehe, meine ich? Auf diese Weise finden wir vielleicht mehr heraus.«
    Eliza schien nicht überzeugt. »Ich kann es versuchen«, meinte sie. »Wenn ich ihn finden sollte. Aber ich weiß nicht, ob er reden wird.«
    »Setz deinen natürlichen Charme ein.« Rica lachte. »Du bist doch gut im Überreden, oder?«
    Sie verabschiedeten sich auf dem Hauptweg voneinander, damit jede ihre Nachforschungen anstellen konnte. Eliza wollte sich auf den Weg zu den Schülerunterkünften machen, um Torben aufzusuchen. Rica wollte zu dem Haus hinuntergehen, in dem Lars und seine Frau wohnten. Einen Augenblick lang standen sie beide da und zögerten, dann nickte Rica Eliza zu. »Pass auf dich auf, ja? Und komm nicht auf dumme Gedanken!« Sie zwinkerte, um zu demonstrieren, dass sie es nicht ganz ernst meinte, aber im Grunde machte sie sich doch Sorgen um Eliza. Irgendetwas machte dem Mädchen zu schaffen, und offensichtlich konnte sie es nicht über sich bringen, Rica davon zu erzählen. Rica hoffte, dass sich das bald änderte, aber sie wollte sie auch nicht allzu sehr drängen. Vielleicht brauchte sie einfach nur ein wenig Zeit.
    Eliza schenkte ihr wieder einen ihrer langen, nachdenklichen Blicke, bevor sie sich abwandte. Rica unterdrückte das starke Bedürfnis, ihr hinterherzulaufen, und machte sich selbst auf den Weg.
    Sie war noch nie bei den Bennetts gewesen, aber sie wusste, wo sie wohnten. Lars und Andrea zählten nicht offiziell zu den Lehrern oder dem Betreuungspersonal, trotzdem stellte die Daniel-Nathans-Akademie ihnen eine Unterkunft auf dem Gelände.
    Der Weg zu ihrem Haus führte durch das Parkgelände hinter dem Schulhaus und dann einen sanften Hang hinunter. Die Bäume machten bald einer offenen, mit Wildblumen übersäten Wiese Platz, die sich langsam senkte, bis sie in ein grasiges Tal überging. Eine Landidylle, wie sie im Lehrbuch stand. Am Fuß des Hanges lag zuerst der Ponyhof. Viele der jüngeren Schülerinnen und auch ein paar der älteren kamen fast jeden Tag hierher, um zu reiten, die Pferde zu pflegen und sich teils auch auf

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