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Optimum 1

Optimum 1

Titel: Optimum 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Bicker
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gewöhnt bist. Außerdem sind da noch die Leistungen, die die anderen Schüler erbringen.« Er machte eine kurze Pause, wollte die Worte vermutlich wirken lassen. »Ich glaube, du identifizierst dich zu sehr mit Josefine. Du hast jemanden in ihr gesehen, der sie nicht war, und jetzt willst du sie wiederhaben. Deswegen bist du so verzweifelt auf der Suche nach einem Grund für ihren Tod.« Er seufzte, als würde ihm das wirklich leidtun. »Ich glaube nicht, dass das eine gesunde Einstellung ist, Ricarda. Du solltest Josefine besser loslassen, und versuchen, deinen eigenen Platz an dieser Schule zu finden.« Wieder machte er sich eine Notiz in der Akte. »Ich fürchte, wenn du so weitermachst, wirst du ganz große Schwierigkeiten bekommen – und damit meine ich nicht mit den Lehrern oder der Polizei. Ich glaube, du fügst dir dadurch selbst Schaden zu. Deine Fixierung auf Josefine grenzt ja an Besessenheit.«
    Rica starrte ihn an. Sie war nicht einmal mehr wütend, nur noch verblüfft. Meinte er das ernst?
    »Ich sehe, dass du mir nicht glaubst«, sagte er ruhig. »Aber ich versichere dir: Ich denke wirklich, dass es dir besser gehen wird, wenn du diesen ganzen Selbstmord hinter dir lässt und anfängst, dir einen echten Platz in dieser Schule zu schaffen. Ich weiß, dass du jetzt schon sehr engagiert in unseren verschiedenen Freizeitaktivitäten tätig bist. Ich würde dir vorschlagen, das noch zu vertiefen. Und vielleicht findest du ja ein paar zusätzliche Schulfächer, die dir gefallen.« Er klang jetzt wieder sehr freundlich und gleichzeitig sachlich. »Du könntest dir vom Vertrauenslehrer einen Plan mit allen verfügbaren Kursen geben lassen. Ich werde mich dafür starkmachen, dass du aufgenommen werden kannst, wo immer du willst, auch wenn das Schuljahr schon angefangen hat. Es gibt bestimmt noch freie Plätze für eine engagierte Schülerin.« Ein breites, onkelhaftes Lächeln. »Es ist immer gut, sich zu beschäftigen. Das hilft gegen Depressionen. Ablenkung ist manchmal die beste Medizin.«
    Glaubt er wirklich, dass er mich durch die Aussicht auf noch mehr Unterricht bestechen kann?, fragte sich Rica, aber sie nickte zustimmend. Sie hatte verstanden, worauf er hinauswollte. Sie sollte irgendwas tun. Alles, nur nicht mehr über Jo nachdenken und schon gar nicht zu viele Fragen stellen.
    »Außerdem lege ich dir ein paar Gespräche mit Frau Jansen ans Herz. Sie kann dir bestimmt weiterhelfen. Und es sollte erst mal reichen, bevor wir noch ernstere Maßnahmen ergreifen müssen.«
    Wieder verstand sie, was er eigentlich sagen wollte. Bevor er sie in eine andere Einrichtung überwies. Eine, aus der sie nicht so ohne Weiteres weglaufen konnte, wo man sie vermutlich auch unter Medikamente setzen konnte. Und wo man sie unter ständiger Beobachtung haben würde.
    Warum nur sind sie so an mir interessiert? Was habe ich getan? Wie er schon sagte: Ich bin eine ganz normale Schülerin, nicht mal eine von ihrer Elite.
    Doktor Langfeld füllte mit raschen Handbewegungen ein Formular aus, unterschrieb es schwungvoll und schob es Rica über die Tischplatte hinweg zu. »Das gibst du Frau Jansen«, sagte er. »Das sollte als vorläufige Überweisung reichen. Sie wird dann wahrscheinlich mit dir auch noch einen Fragebogen ausfüllen, den deine Mutter an eure Krankenkasse schicken kann. Aber das hat noch Zeit.« Er lächelte. »Fühlst du dich jetzt nicht besser?«, wollte er wissen. »Jetzt, wo das alles vom Tisch ist?«
    Wieder nickte Rica. Ein dumpfes Gefühl begann sich in ihrem Kopf auszubreiten. Wenn sie nicht kooperierte, wenn sie nicht aufhörte, Jos Tod zu untersuchen, würde dieser kleine, lächerliche Mann dafür sorgen, dass sie von der Bildfläche verschwand. War es das, was Torben zugestoßen war? Würde man sie auch in einem schwarzen Auto abholen, das aussah wie aus einem schlechten Agentenfilm?
    Eines war klar: Sie musste ab sofort sehr viel vorsichtiger vorgehen, wenn sie wirklich noch etwas über den Tod ihrer Freundin herausfinden wollte.
    Rica warf einen Blick auf das Formular. Es stand nicht viel drauf, ihr Name, eine Aktennummer, eine Diagnose – beginnende Depressionen – und ein paar Kürzel, die ihr nichts sagten. Vermutlich war das Absicht. Ganz unten, im Feld für Anmerkungen stand noch eine kurze Notiz: »Blutprobe entnommen. Wird eingeschickt.«
    Blutprobe.
    Sie verstand immer noch nicht, was ihr Blut mit ihrem psychischen Zustand zu tun haben sollte. Rica faltete das Papier und stand auf. »Das

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