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Ort der Angst (German Edition)

Ort der Angst (German Edition)

Titel: Ort der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mala Wintar
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Nacht hinaustraten, befahl Xaman seinen Handlangern, die Fackeln zu löschen. Aufmerksamkeit war das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnten.
    Von den Rufen der nächtlichen Dschungelbewohner begleitet, bahnten sich die Männer ihren Weg durch das Dickicht. Sie waren lange unterwegs, doch endlich begann das Strauchwerk, sich zu lichten. Gerade als die ersten Umrisse der Stadt aus der Ferne durch das Astwerk sichtbar wurden, begann es zu regnen. Xamans Anspannung ließ nach. Der Regengott schien ihm also doch wohlgesonnen zu sein. Die Tropfen fielen zunächst nur vereinzelt vom Himmel und klatschten schwer auf das Blattwerk. Die Schreie der Tiere verstummten allmählich. Der ganze Wald um sie herum begann zu rauschen. Überall knackte es.
    Xaman hob den Kopf, sein Gesicht erstarrte. Aber nicht wegen des aufziehenden Gewitters. Er nahm einen Duft wahr, schwer und von einer aufdringlichen Süße.
    Plötzlich sirrten Pfeile durch die Luft und spickten die Körper seiner Begleiter. Tödlich getroffen sackten die Männer zusammen. Noch ehe Xaman einen Fluchtversuch unternehmen konnte, huschten finstere Gestalten aus dem Dickicht hervor, packten ihn an den Armen und warfen ihn nieder. Während sie ihm die Hände auf den Rücken banden, drückten sie sein Gesicht in den feuchten Waldboden.
    Ich hätte dem Frosch folgen sollen, dachte Xaman und spürte, wie die eng geschnürten Fesseln in seine Haut schnitten und die Hände taub werden ließen.
    Schwere Schritte stapften heran und stoppten direkt vor seinem Kopf.
    „Wen haben wir denn da? Zurück von einem kleinen Spaziergang zu nächtlicher Stunde? Es heißt ja, Ausflüge in die Natur seien der Gesundheit zuträglich. Wenn ich Euch so frisch und munter vor mir sehe, bin ich wirklich froh, Eurem Beispiel gefolgt zu sein. Auch wenn dieser Exkurs nicht unbedingt erfreulich enden wird. Zumindest, was Euch angeht. Seht mich gefälligst an, wenn ich mit Euch spreche!“
    Xamans Herz klopfte bis zum Hals. Gegen den Würgegriff seiner Bewacher ankämpfend versuchte er, den Kopf zu drehen und etwas zu sagen. Außer nassem Laub und Kolems Zehen konnte er von seiner jetzigen Position aus nichts erkennen.
    „Klmwm!“
    „So wird das nichts! Lasst ihn los!“
    Die Wächter gehorchten und ließen Xaman aufstehen. In dem Bemühen, seine Würde zu wahren, schüttelte er den Schmutz ab und fuhr den anderen an: „Was soll das? Seid Ihr verrückt geworden?“ Sofort packten ihn die Häscher erneut an Armen und Genick.
    „Dasselbe könnte ich Euch fragen.“
    „Mit welchem Recht? Wie kommt Ihr dazu, meine Männer zu töten? Das wird Konsequenzen haben!“
    „Wohl kaum! Niemand wird ihr Ausbleiben betrauern. Und für Euch gilt dasselbe!“ Kolem ließ seine teigigen Pranken auf Xamans Schultern fallen. „Wir haben noch eine offene Rechnung zu begleichen. Ich denke Ihr ahnt, worum es geht!“
    Woher soll ich wissen, was genau mir die stinkende Qualle verübelt?, dachte Xaman in einer Mischung aus Zorn und Furcht.
    „Ihr schweigt? Den Unwissenden zu spielen wird Euch nichts nützen. Ich spare mir die Mühe, erst umständlich nach Beweisen zu suchen. Mag der Wächter, der Yunuens Diener erschlagen hat behaupten, was er will. Der kleine Trottel wäre nie in der Lage gewesen, seinem Herrn aus eigenem Antrieb heraus etwas anzutun. Ich für meinen Teil“, sagte Kolem und schob sein Gesicht dicht vor das seines Gegenübers, „weiß genau, wen ich für den Tod meines geschätzten Mentors verantwortlich zu machen habe. Leider wird es mir nicht möglich sein, Euch für das, was Ihr getan habt, in angemessenem Ausmaß zu bestrafen. Aber im Rahmen meiner bescheidenen Mittel will ich dennoch mein Möglichstes tun.“
    Aus dem von Blitzen erhellten Himmel prasselte der Regen inzwischen stark genug hernieder, um sogar das selbstgefällige Grinsen aus dem Gesicht des Heilkundigen zu waschen.
    „Hier wird es mir zu ungemütlich. Lasst uns das Gespräch an einem geeigneteren Ort fortsetzen.“ Kolem nahm die Hände von Xamans Schultern und gab einem der Wächter ein Zeichen.
    „Schlag ihn nieder! Aber vorsichtig! Ich habe vor, mich noch lange an ihm zu erfreuen!“

 
     
    Kapitel 11 (30. Oktober 2013)
     
    Auf einem Kreuzfahrtschiff im Golf von Mexico, sah Oliver von einem Liegestuhl aus seiner Freundin beim Füttern der Möwen zu. Melanie zerbröckelte ein letztes Stück Brot, das sie vom Abendessen zurückbehalten hatte, streckte sich und schleuderte die Krumen in die Luft. Pfeilschnell stießen

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