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orwell,_george_-_tage_in_burma

Titel: orwell,_george_-_tage_in_burma Kostenlos Bücher Online Lesen
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ist das nämlich in Indien. Wenn unser Prestige gut ist, steigen wir auf; wenn schlecht, fallen wir. Ein Kopfnicken und ein Augenzwinkern vermögen mehr als tausend offizielle Berichte. Und Sie wissen nicht, wieviel Prestige ein Inder hat, wenn er Mitglied des Europäischen Clubs ist. Ist er im Club, so ist er praktisch ein Europäer. Keine Verleumdung kann ihm schaden. Ein Clubmitglied ist sakrosankt.«
    Flory blickte über die Verandabrüstung hinaus. Er war aufgestanden, als wollte er gehen. Er hatte immer ein beschämendes, unbehagliches Gefühl, wenn er dem Doktor gegenüber zugeben mußte, daß dieser wegen seiner schwarzen Haut nicht in den Club aufgenommen werden konnte. Es ist unangenehm, wenn man mit einem guten Freund nicht auf der gleichen sozialen Stufe steht; aber in Indien liegt das als etwas Naturgegebenes in der Luft.
    »Vielleicht werden Sie bei der nächsten Generalversammlung gewählt«, sa gte er. »Ich sage nicht, daß man Sie wählen wird, aber es ist nicht unmöglich.«
    »Ich kann mich doch darauf verlassen, Mr. Flory, daß Sie nicht glauben, ich bäte Sie darum, mich für den Club vorzuschlagen? Da sei Gott davor! Ich weiß, das ist für Sie unmöglich. Ich habe nur die Bemerkung gemacht, daß ich, als Clubmitglied sofort unangreifbar wäre.«
    Flory stülpte sich seinen Filzhut auf den Kopf und störte Flo mit seinem Stock auf. Sie schlief unter dem Stuhl. Flory fühlte sich sehr unbehaglich. Er wußte, daß er, wenn er den Mut zu ein paar Auseinandersetzungen mit Ellis hatte, aller Wahrscheinlichkeit nach Dr. Veraswamis Wahl in den Club durchsetzen konnte. Und der Doktor war schließlich wirklich sein Freund, fast der einzige Freund, den er in Burma hatte. Sie hatten sich hundertmal unterhalten und debattiert, der Doktor war bei ihm zum Essen gewesen, er hatte sogar vorgeschlagen, Flory mit seiner Frau bekanntzumachen - aber sie, eine fromme Inderin, hatte es mit Entsetzen zurückgewiesen. Sie waren zusammen auf die Jagd gegangen - der Doktor, mit Patronengurt und Jagdmesser ausgerüstet, war von Bambusblättern schlüpfrige Abhänge hinaufgekeucht und hatte sein Gewehr auf nichts abgeschossen. Nach allgemeinem Anstand hatte er die Pflicht, den Doktor zu unterstütze n. Aber er wußte auch, daß der Doktor ihn nie um eine Unterstützung bitten würde und daß es einen häßlichen Krach geben würde, bevor ein Orientale in den Club aufgenommen wurde. Nein, solch einen Krach konnte er nicht auf sich nehmen! Das war es nicht wert. Er sagte:
    »Um Ihnen die Wahrheit zu sagen: es ist schon darüber gesprochen worden. Sie haben es heute morgen diskutiert, und dieses kleine Biest Ellis hat seine üble ›dreckiger- Neger‹- Predigt gehalten. Macgregor hat vorgeschlagen, einen Eingeborenen zum Mitglied zu wählen. Er hat einen entsprechenden Befehl gekriegt, denke ich mir.«
    »Ja, das habe ich gehört. Wir hören so etwas immer. Das hat mich auch auf die Idee gebracht.«
    »Es soll bei der Generalversammlung im Juni darüber verhandelt werden. Ich weiß nicht, was daraus werden wird - es hängt von Macgregor ab, glaube ich. Ich werde Ihnen meine Stimme geben, aber mehr kann ich nicht tun. Tut mir leid, aber ich kann einfach nicht. Sie wissen nicht, was für einen Spektakel das geben wird. Sehr wahrscheinlich werden sie Sie wählen, aber sie werden es als eine unangenehme Pflicht tun, unter Protest. Sie haben einen richtigen Fetisch daraus gemacht, diesen Club reinweiß zu halten, wie sie es nennen.«
    »Natürlich, natürlich, mein Freund! Ich verstehe vollkommen. Gott behüte, daß Sie meinetwegen mit Ihren europäischen Freunden in Schwierigkeiten geraten. Bitte, bitte, lassen Sie sich da nicht hineinziehen! Schon daß man weiß, daß Sie mit mir befreundet sind, nützt mir mehr, als Sie sich vorstellen können. Prestige, Mr. Flory, ist wie ein Barometer. Jedesmal, wenn man Sie mein Haus betreten sieht, steigt das Quecksilber um einen halben Grad.«
    »Nun ja, wir müssen versuchen, es auf ›Beständig‹ zu halten. Das ist wohl leider alles, was ich für Sie tun kann.«
    »Auch das is t viel, mein Freund. Und was das angeht, da ist noch etwas anderes, wovor ich Sie warnen wollte, obgleich Sie darüber lachen werden, fürchte ich. Nämlich, daß Sie selbst sich vor U Po Kyin hüten sollten. Hüten Sie sich vor dem Krokodil! Denn bestimmt wird er zum Schlag gegen Sie ausholen, wenn er weiß, daß Sie mit mir befreundet sind.«
    »Schon gut, Doktor. Ich werde mich vor dem Krokodil hüten. Aber

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