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orwell,_george_-_tage_in_burma

Titel: orwell,_george_-_tage_in_burma Kostenlos Bücher Online Lesen
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dicke, faule Katze. Die beiden zankten sich unaufhörlich, wenn Flory hier war und sie zusammen waren. Als einmal Ma Pu mit einem Bambusstock hinter Ko S’la her war, hatte der sich schutzsuchend hinter Flory geduckt, und Flory hatte einen häßlichen Schlag ans Bein abbekommen.
    Mr. Macgregor kam die Straße herauf, flott ausschreitend und e inen dicken Spazierstock schwingend. Er trug ein khakifarbenes Hemd, Drellshorts und den Tropenhelm eines Wildschweinjägers. Außer seiner Gymnastik machte er jeden Morgen einen flotten Zweimeilenmarsch, wenn er die Zeit dafür erübrigen konnte.
    »Schönen gut en Morgen!« rief er Flory in herzhaft morgenfrischem Ton zu, wobei er sich eines irischen Akzentes befleißigte. Um diese Morgenstunde trug er immer sein forsches, belebendes Frischausdemkalten- Bad- Auftreten zur Schau. Außerdem hatte der verleumderische Art ikel im Burma Patrioten, den er über Nacht gelesen hatte, ihn verletzt, und um das zu verbergen, setzte er eine besonders herzliche Fröhlichkeit auf.
    »Morgen!« rief Flory, so herzlich es ging, zurück. Häßliche alte Schmalzblase! dachte er, als er Mr. Macgr egor
    die Straße hinaufgehen sah. Wie sein Gesäß in diesen engen Khaki- Shorts sich abzeichnete. Wie einer von diesen tierischen mittelalten Pfadfinderführern, fast durch die Bank Homosexuelle, die man in den illustrierten Zeitschriften abgebildet findet. Sich so lächerlich anzuziehen und seine dicken Knie mit den Grübchen sehen zu lassen, weil es bei den Pukka- Sahibs Mode war, vor dem Frühstück Gymnastik zu treiben - widerlich!
    Ein Burmane kam den Hügel herauf, ein magentarotweißer Spritzer. Es war Florys Sc hreiber, der aus dem kleinen Büro unweit der Kirche kam. Als er am Tor war, shikote er und überreichte Flory einen schmuddeligen Briefumschlag, der auf der Spitze seiner Verschlußklappe nach burmanischer Art abgestempelt war.
    »Guten Morgen, Sir.«
    »Guten Mo rgen. Was ist das?«
    »Ortsbrief, Euer Ehren. Heute mit der Morgenpost gekommen. Anonymer Brief, glaube ich, Sir.«
    »Ach, wie lästig. Na schön, ich werde gegen elf im Büro sein.«
    Flory öffnete den Brief. Er war auf ein Blatt Kanzleipapier geschrieben und laut ete:
    Mr. John Flory, Sir - ich der Unterzeichnete erlaube mir den Vorschlag, Euer Ehren zu WARNEN auf gewisse nützliche Informationen, aus welchen Euer Ehren viel Nutzen ziehen können, Sir.
    Sir, es ist in Kyauktada Euer Ehren große Freundschaft und Vertrautheit mit Dr. Veraswami, der Zivilchirurg, bemerkt worden, daß Ihr ihn besucht, Ihn in Euer Haus einladet etc. Sir, wir erlauben uns, Ihnen mitzuteilen, daß besagter Dr. Veraswami KEIN GUTER MANN ist und keineswegs ein würdiger Freund für einen europäischen Gentleman ist. Der Doktor ist hervorragend unehrlich, unloyal und ein korrupter öffentlicher Diener. Gefärbtes Wasser liefen er den Patienten im Hospital und verkauft Drogen zu seinem eigenen Profit, außerdem viele Bestechungen, Erpressungen etc. Zwei Hä ftlinge hat er mit Bambusstöcken ausgepeitscht, hinterher die Stellen mit Spanisch Pfeffer eingerieben, wenn die Verwandten nicht Geld schicken. Im übrigen ist er in Verbindung mit der Nationalistischen Partei und lieferte kürzlich Material für einen sehr üblen Artikel, welcher im BURMAPATRIOT erschienen ist und Mr. Macgregor, der ehrwürdige Stellvertretende
    Kommissar, angreift.
    Er schläft auch mit Gewalt mit weiblichen Patienten im Hospital.
    Weshalb wir sehr hoffen, daß Euer Ehren Umgang mit besagten Dr. Veraswami TUNLICHST MEIDEN und nicht verkehren mit Personen, die nichts als Übel über Euer Ehre bringen können.
    Und werde immer für Euer Ehrens Gesundheit und Wohlergehen beten.
    (Unterschrift) Ein FREUND
    Der Brief war in der zitterigen, runden Schrift eines Briefschreibers im Basar geschrieben und erinnerte an eine Schreibübung in einem Schulheft von einem Betrunkenen. Der Briefschreiber hätte sich jedoch nie zu gewissen Förmlichkeiten verstiegen. Der Brief mußte von einem Angestellten diktiert worden sein und kam letzten Endes von U Po Kyin. Von dem ›Krokodil‹, sagte sich Flory.
    Der Ton des Briefes gefiel ihm nicht. Unter seiner anscheinenden Servilität verbarg sich offenbar eine Drohung. ›Laß den Doktor fallen, oder wir werden dir die Hölle heiß machen‹, hieß das im Grunde. Nicht daß es von großer Bedeutung gewesen wäre; kein Engländer fühlte sich jemals von einem Orientalen wirklich bedroht.
    Flory zögerte, den Brief in der Hand. Mit einem anonymen

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