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Ostfriesenblut

Ostfriesenblut

Titel: Ostfriesenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Gesicht an wie ein wundervolles Peeling.
    Es gab hier sehr gute Suppen. Ann Kathrin wog kurz ab, ob sie eine Erbsensuppe mit Wurst essen sollte, doch dann entschied sie sich für Grünkohl mit Bratkartoffeln und Kassler. Für frischen Grünkohl war es noch viel zu früh im Jahr, aber auch als Tiefkühlgemüse war er sehr lecker.
    Ann Kathrin stürzte sich mit solcher Gier auf das Essen, dass sie froh darüber war, jetzt allein in Aggis Huus zu sitzen. Niemand sollte sie so sehen. Sie brauchte jetzt einfach Energie. Und sie schaufelte alles in sich hinein.
    Sie ließ nichts übrig. Sie nahm keinen Kaffee hinterher und keinen Espresso. Nein, jetzt fühlte sie sich gut. Satt und stark. So wollte sie nach Hause fahren und sich allem stellen – was immer auf sie wartete.
    Bevor sie sich wieder ganz ihrem Mordfall und der entführten Susanne Möninghoff widmete, rief sie ihren Sohn Eike an. Sie fand, er war ihr noch ein Gespräch schuldig.
    Er meldete sich schon beim zweiten Klingeln. Es entstand ein kurzer Moment der Peinlichkeit zwischen ihnen. Keiner wollte so recht beginnen, und jeder wusste doch, dass es viel zu besprechen gab.
    »Wie geht’s dir?«, fragte sie nach einer Zeit des Wartens.
    »Nicht so gut«, antwortete er ehrlich.
    Ein wenig befürchtete sie, er würde gleich die Erklärung hinterherschieben:
Weil Susanne entführt worden ist
. Aber das tat er nicht.
    »Habt ihr ’ne Menge Ärger wegen dieser blöden Geschichte in Hannover?«
    »Ja«, sagte sie, »ich fürchte, es wird heftig werden. Es geht
vor allen Dingen auch um sehr viel Geld dabei. Wir sind schadensersatzpflichtig.«
    »Ich denke, ich bin noch nicht strafmündig, Mama?«
    »Ja, das stimmt. Aber es hat nichts mit den zivilrechtlichen Klagen zu tun. Da haften dann die Eltern für ihre Kinder.«
    »Mist.«
    »Kann es sein, dass du mir etwas sagen möchtest, Eike?«
    »Ich kann meine Kumpels nicht verraten, Mama, ich kann das doch nicht tun!«
    »Ach nein«, sagte sie, »ist es dir lieber, wenn deine Eltern die nächsten Jahrzehnte für die Bundesbahn arbeiten gehen?«
    Sie lehnte sich mit dem Rücken gegen ihr Auto. Es war typisch, dass dieses Gespräch am Telefon stattfand. Wann hatte sie zum letzten Mal Eike gegenübergesessen und in Ruhe mit ihm geredet?
    »Sollen wir vielleicht einen Spaziergang zusammen machen und ein bisschen miteinander schwätzen?«, fragte sie.
    »Ich glaub, ich … äh … ich kann nicht, Mama. Ich … «
    Eigentlich war es ihr ganz recht. Sie wollte mit ihm nicht in ihrer Wohnung reden. Das zumindest ging Thomas Hagemann nichts an. Sie wollte sein Interesse erst gar nicht auf ihren Sohn lenken.
    »Ich hab mir die Sache nochmal durch den Kopf gehen lassen. Wie bist du eigentlich nach Hannover gekommen?«
    »Mit dem Zug.«
    »Das war ein Donnerstag. Ihr hattet Schule.«
    »Ja, bis halb zwei.«
    »Und dann bist du mit dem Zug nach Hannover gefahren? Ich hab jetzt den Fahrplan nicht hier, mein Sohn, aber von Norden nach Hannover bist du gut vier bis viereinhalb Stunden unterwegs.«
    »Hm. Na und?«
    »Zurück brauchst du nochmal genauso lange. Selbst wenn du
alle Anschlusszüge immer sofort bekommen hast, warst du mindestens acht bis neun Stunden unterwegs. Und für den Koffer wirst du ja auch noch ein bisschen Zeit im Bahnhof gebraucht haben.«
    »Hm.«
    »Das heißt, du bist donnerstagabends um zweiundzwanzig Uhr sechs, wahrscheinlich erst um dreiundzwanzig Uhr sechs, mit dem letzten Zug in Norden angekommen.«
    »Hm. Kann schon sein. Weiß nicht mehr so genau.«
    Sie hörte, dass er log. Es war die Unsicherheit in seiner Stimme, die ihn verriet.
    Er schluckte. Wenn Menschen bewusst die Unwahrheit sagten, trocknete ihr Mund entweder aus, oder sie wurden von Speichel geradezu geflutet.
    »Kann schon sein? Und dein Vater hat das nicht gemerkt? Hat er dich dann am Bahnhof abgeholt und mit nach Hage genommen? Oder hattest du dein Fahrrad am Bahnhof stehen?«
    »Mama, was soll das?«
    »Nichts. Ich frage nur. Es kommt mir merkwürdig vor. Kann es nicht sein, dass du den Koffer überhaupt nicht nach Hannover gebracht hast? Du hast das Foto von deiner nackten Lehrerin gemacht, keine Frage. Vielleicht hast du den Koffer sogar mit deinen Freunden zusammen gepackt. Aber nach Hannover gebracht hat ihn jemand anders. Stimmt’s?«
    Eike geriet ins Schwitzen. »M … Mama, bitte, hör auf! Du hast ja keine Ahnung, was hier los ist. Die … die machen mich fertig, Mama, wenn ich … «
    »Wer macht dich fertig?«
    »Mama, die sind

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