Paladin der Seelen
Todeszaubers – Ihr als Geistlicher mögt die religiöse Bedeutung des Ganzen erläutern, sobald es Euch beliebt. Die Gräfin gab anschließend vor, dass Illvin verletzt worden war, und dass der jokonische Sekretär der Prinzessin diese ermordet hatte. Den Mann schüchterte sie ein, bis er die Flucht ergriff.«
» Das also habe ich gefühlt, als ich sie sah«, flüsterte Foix. Es klang, als wäre ihm eben eine Erleuchtung zuteil geworden. »Ein anderer Dämon.«
»Ich war bei den Aussagen jedes Beteiligten zugegen«, bestätigte Liss. »Es ist alles wahr. Wir haben sogar den Dämon befragt, obwohl es nicht viel erbracht hat. Als Lord Arhys heute Morgen im Kampf von dem jokonischen Lanzenreiter verletzt wurde, erschien der Schnitt an Lord Illvins Körper. Es war unheimlich … Furcht erregend.«
Ista blickte zur Sonne empor und schätzte die kürzer werdenden Schatten im steinernen Innenhof ab. »Bald werdet Ihr mit allen Beteiligten reden und es selbst bezeugen können. Aber hört zu, dy Cabon. Ich weiß nicht, weshalb Euer Gott mich zu diesem leidgeplagten Haus geführt hat. Ich weiß nicht, was oder wen man aus dieser grausigen Entwicklung noch retten kann. Ich weiß allerdings, dass man irgendwann, auf die eine oder andere Weise, diesen Dämon aus Lady Cattilara bannen muss. Er ist begierig zu fliehen, wenn es geht, mit ihrem Körper, doch er würde sie töten, um in einen anderen Leib zu gelangen, wenn er die Gelegenheit dazu erhält. Arhys’ Körper und Geist verfallen bereits. Schlimmer noch, seine Seele könnte bereits verloren sein. Lord Illvin stirbt langsam, denn die Zauberei entzieht ihm mehr Lebenskraft, als sein Körper ersetzen kann. Wenn er stirbt, geht auch sein Bruder, und Cattilara, glaube ich, wird von ihrem Dämon überwältigt.«
Sie hielt inne und holte tief Luft; dann blickte sie in die erschrockenen Gesichter, die sie anstarrten. Keiner von ihnen, wurde ihr mit einem Frösteln klar, starrte sie an, als wäre sie verrückt geworden. Sie alle blickten, als müsse sie ihnen sagen, was als Nächstes zu tun sei.
Das Pochen schwerer Stiefel hallte im Torbogen. Ista schaute auf und sah Lord Arhys eintreten. Er bemerkte sie und ihr kleines Gefolge, trat näher, hielt an, verbeugte sich vor ihr und wirkte überrascht, als alle seine neuen Gäste ihn verunsichert und prüfend musterten.
»Lord Arhys.« Mit einem Nicken nahm sie seine Verbeugung zur Kenntnis. »Ich habe den stellvertretenden Hauptmann meiner Wache und meinen geistlichen Beistand über den wahren Stand der Dinge auf Porifors in Kenntnis gesetzt. Sie müssen Bescheid wissen, damit sie mich auf die bestmögliche Weise beschützen und beraten können.«
»Ich verstehe.« Mit Mühe verwandelte er seine Grimasse zu einem gequälten Lächeln. Er zögerte einen Augenblick, als würde er überlegen, was er sagen sollte – sich für seinen Tod entschuldigen, vielleicht? Dann wechselte er verlegen zu näher liegenden Angelegenheiten. »Ich habe die Kundschafter ausgesandt, aber sie sind noch nicht zurück. Unsere Gefangenen sind zu keiner Zusammenarbeit bereit. Es sieht allerdings so aus, als wäre ihre Patrouille die Vorhut einer größeren Streitmacht. Offenbar hatten sie die Aufgabe, den Austausch von Nachrichten auf der Straße zwischen Porifors und Oby zu unterbinden. Der Angriff auf dy Gura und den Geistlichen war wohl ein wenig voreilig, doch Genaueres konnten wir nicht aus ihnen herauspressen. Wir ergreifen Vorsichtsmaßnahmen … decken die Zisternen ab, warnen die Stadt und schicken Reiter aus, um das Umland zu warnen und zur Wachsamkeit aufzurufen. Von meinen eigenen Leuten, die ich entlang der Grenze postiert habe, habe ich nichts von einer derartigen jokonischen Streitmacht gehört, aber … ich war in den letzten paar Tagen sehr von meinen Pflichten abgelenkt.«
Ista schürzte die Lippen und stieß die Luft aus. »Ein Angriff aus Jokona? Weshalb jetzt?«
Er zuckte die Schultern. »Eine verspätete Vergeltung für den Tod ihrer Prinzessin, vielleicht? Oder ein weniger verspäteter Versuch, die kostbare Beute wiederzuerlangen, die kürzlich verloren gegangen ist.« Ernst blickte er sie an.
Trotz der Hitze schauderte Ista. »Ein solches Ungemach würde ich auf keinen Gastgeber herabbeschwören wollen, am wenigsten auf Euch. Vielleicht sollte ich mich nach Oby zurückziehen.« Davonlaufen? Eine enttäuschend vernünftige Feigheit wäre das. Die Burg hinter sich lassen, die Verwicklungen, die gequälten und umnachteten Seelen,
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