Paladin der Seelen
Hamavik war«, murmelte er nachdenklich. »Lord Illvin hat mich dort gefunden.«
»Deine Seele ist von dämonischen Narben gezeichnet, von furchtbaren Narben. Andererseits … wärst du ein Zauberer gewesen während deiner Gefangenschaft, hätte dir die Hilfe eines Dämons zu Gebote gestanden. Man sollte meinen, dass du dann hättest entkommen können … oder dein Los anderweitig verbessern.«
Goram wirkte verängstigt, als sollte er für irgendein Versäumnis gezüchtigt werden.
Ista öffnete beruhigend die Hand und fuhr fort: »Es sind … zu viele Dämonen unterwegs. Als gäbe es irgendeinen großen Ausbruch, so berichtete mir der Geistliche. Ist es nicht so, dy Cabon?«
Er rieb sich sein Mehrfachkinn. »Auf jeden Fall sieht es allmählich so aus.«
»Hat der Tempel die Sichtungen nachgehalten? Kommen sie von einem bestimmten Ort, oder tauchen sie überall gleichzeitig auf?«
Sein teigiges Gesicht nahm einen nachdenklichen Ausdruck an. »Ich habe nicht von überall Nachrichten, aber nach allem, was ich gehört habe, scheinen sie im Norden häufiger aufzutauchen. Ja.«
»Hm.« Ista reckte die angespannten Schultern. »Lord Illvin, dy Cabon hat mir ebenfalls berichtet, dass die Geistliche des Bastards in Rauma eine Heilige seiner Kirche war. Ihre Gabe bestand darin, Dämonen ihrem Wirt zu entreißen und sie irgendwie – wunderbarerweise – zu ihrem Gott zurückzuschicken. Die Angreifer aus Jokona haben sie ermordet.«
Illvin rief aus: »Was für ein schrecklicher Verlust! Gerade jetzt!«
»In der Tat. Andernfalls hätten wir Foix unverzüglich zu ihr gebracht und wären nicht hierher gekommen. Inzwischen frage ich mich aber, ob es nicht vielleicht mehr als ein unglücklicher Zufall ist. Als ich Gefangene war und mit dem Tross der Jokoner ritt, habe ich etwas Merkwürdiges gesehen: Ein hochrangiger Offizier, vielleicht sogar der Befehlshaber selbst, ritt mit uns, festgezurrt wie ein Gefangener oder wie ein Verwundeter, der sich nicht aus eigener Kraft im Sattel halten kann. Sein Gesicht wirkte schlaff, und er sabberte und murmelte Unverständliches vor sich hin. Manchmal schrie er auf, wie vor Furcht, oder er weinte. Damals glaubte ich, er habe einen Schlag auf den Kopf bekommen. Aber er trug keine Verbände, und nirgends war Blut zu sehen. Heute frage ich mich, was für Höhlungen in seiner Seele ich gesehen hätte, hätte ich damals schon das zweite Gesicht besessen.«
Illvin blinzelte beunruhigt, als ihm die Schlussfolgerung bewusst wurde, die Ista noch nicht laut ausgesprochen hatte: »Meint Ihr, er war ein weiterer Zauberer in Diensten Jokonas? Der den Zug angeführt hat?«
»Vielleicht. Was, wenn die Heilige von Rauma nicht ohne Kampf dahinging, oder zumindest nicht ganz vergebens? Vielleicht war sie es, die seine dämonischen Kräfte herausriss, noch während sie gewöhnlicher körperlicher Gewalt zum Opfer fiel? Verbrennen wir nicht am Anfang eines Feldzuges die Ernte der Feinde, schütten ihre Brunnen zu, schneiden sie von ihren Nachschubquellen ab? Ich glaube, eine Heilige, die nach Belieben Dämonen bannen kann, wäre eine machtvolle Waffe gegen einen Feind, dem womöglich mehrere derartige Zauberer zur Verfügung stehen. Vielleicht sogar mehr als diese beiden. Warum Rauma, habt Ihr mich gestern gefragt. Was, wenn die Ermordung der Heiligen der Grund für das Unternehmen war, und nicht nur eine beiläufige Schandtat während des Überfalls, wie wir zunächst annahmen?«
»Aber Dämonen arbeiten nicht bereitwillig zusammen«, widersprach dy Cabon. »Ein einzelner Zauberer, der bei Hofe in Jokona in hohem Ansehen steht, könnte einigen Schaden anrichten, wenn er bösartig ist. Oder meinetwegen von loyaler Gesinnung«, räumte er ein. »Loyal gegenüber Jokona. Doch eine ganze Legion von Dämonen heraufzubeschwören und zu befehligen, ist die besondere Befähigung des Bastards. Für einen Menschen wäre es eine unvorstellbare Hybris, und für einen Menschen des vierfältigen Glaubens erst recht. Eine solch gefährliche Anhäufung von Dämonen würde zudem überall um sich her Chaos verbreiten.«
»Ein Krieg zieht an diesen Grenzen herauf«, erklärte Ista. »Ich könnte mir kaum eine größere Anhäufung von Chaos vorstellen.« Sie rieb sich die Stirn. »Lord Illvin, Ihr habt Euch mit dem Hof von Jokona beschäftigt, nehme ich an. Erzählt mir etwas darüber. Was wisst Ihr über Fürst Sordsos bedeutsamste Ratgeber und Befehlshaber?«
Er schaute sie aufmerksam an. »Das sind in erster Linie
Weitere Kostenlose Bücher