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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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immer noch die alten Männer, die er von seinem Vater gleichsam geerbt hat. Sein erster Kanzler war sein Onkel väterlicherseits, obwohl der kürzlich verstorben ist. Der gegenwärtige oberste Feldherr von Jokona steht schon seit Jahren in Dienst. Sordsos Freunde und Saufkumpane sind ein sehr viel jüngerer Haufe, doch er hatte bisher noch nicht die Gelegenheit, einen dieser Burschen in ein einflussreiches Amt zu befördern. Es ist noch zu früh, um sagen zu können, ob einer von ihnen sich als geeignet für den Krieg oder die Regierungsgeschäfte erweisen wird. Allerdings handelt es sich wohl in erster Linie um die Söhne reicher Männer, die zu wenig Gelegenheit oder Tatkraft hatten, selbst etwas aus sich zu machen. Arhys und ich haben uns schon gefragt, wer von ihnen wohl aufsteigt, wenn die alten Männer wegsterben.
    Und dann gibt es da noch seine Mutter, die Fürstinnenwitwe Joen. Sie war Regentin an Sordsos Stelle – gemeinsam mit seinem Onkel und dem Feldherrn –, bis er volljährig wurde. Ich hätte ihre Regentschaft gern auf die Probe gestellt, als sie vor einigen Jahren die Zügel in die Hand nahm, doch Arhys wurde von Achtung vor ihrem Geschlecht und dem traurigen Los ihrer Witwenschaft zurückgehalten. Außerdem befanden wir uns mitten in dem Zustand, der sich letztendlich als Oricos letztes und tödliches Leiden erwies. Wir mussten befürchten, dass Cardegoss nicht in der Lage sein würde, uns vor den Folgen eines Fehlers zu retten. Oder schlimmer noch, dass es im Fall eines Sieges den Gewinn nicht sichern konnte.«
    »Erzählt mir mehr von Joen«, sagte Ista. »Habt Ihr sie jemals gesehen? Hätte Umerue ihren ursprünglichen Plan umgesetzt, wäre sie Eure Schwiegermutter geworden.«
    »Ein beängstigender Gedanke. Es sagt einiges über Umerues Kräfte aus, dass ich mir das nie überlegt habe. Von Angesicht zu Angesicht bin ich nie mit Joen zusammengetroffen. Sie ist zehn oder fünfzehn Jahre älter als ich. Als ich alt genug war, mich für die Politik der Fürstentümer zu interessieren, war sie bereits mehr oder minder in den Frauengemächern verschwunden. Ich würde sagen, keine andere Fürstin der jüngeren jokonischen Geschichte war so oft schwanger – sie hat ihrem Ehemann gegenüber ihre Pflicht mehr als erfüllt, obgleich sie nicht viel Glück mit ihren Kindern hatte, trotz aller Mühen. Ein Dutzend Kinder, davon aber nur drei Söhne, von denen zwei noch dazu jung starben. Außerdem hatte sie mehrere Fehl- und Totgeburten, wenn ich mich recht entsinne. Sieben Töchter erlebten das heiratsfähige Alter – Sordso hat Ehebündnisse in allen fünf Fürstentümern. Ach ja, außerdem nimmt sie ihre Abkunft vom Goldenen Feldherrn überaus ernst. Ein Ausgleich für die Enttäuschungen, die sie mit ihrem Gemahl und ihrem Sohn erlebte, nehme ich an. Vielleicht auch die Ursache dieser Enttäuschungen. Ich weiß es nicht …«
    Der Goldene Heerführer, der Löwe von Roknar. Damals, zur Regierungszeit König Fonsas, hatte der brillante Stratege des vierfältigen Glaubens für kurze Zeit alle fünf Fürstentümer vereint – zum ersten Mal seit Jahrhunderten. Wie eine Flutwelle fegte er über die schwachen quintarischen Königreiche hinweg. Doch er starb, als er gerade dreißig Jahre alt war, durch das Wirken König Fonsas, der während einer Nacht maßloser Selbstaufopferung einen Todeszauber gegen ihn wirkte. Das Ritual tötete beide Anführer und bewahrte Chalion vor der Bedrohung durch die Roknari, doch es brachte auch den Fluch hervor, der Fonsas Erben noch bis zu Istas Tagen heimsuchen sollte – und darüber hinaus. In den fünf Fürstentümern ließ der Goldene Heerführer im Wettstreit um sein Erbe nur neue politische Unruhen zurück – und einige Kinder, darunter Joen als jüngste und unbedeutendste.
    Es war kein Wunder, dass sie eine Art verlorenen Helden in ihm sah, als sie heranwuchs. Joen konnte nicht in die gewaltigen Fußstapfen ihres Vaters treten, denn ihr Geschlecht schloss sie von Kriegführung und Politik aus. Hatte sie versucht, ihn in einem Sohn gleichsam wiederzuerschaffen? All diese Schwangerschaften … Ista hatte zwei davon erlebt, und sie unterschätzte nicht den ungeheuren Zoll, den sie dem Körper und der Kraft einer Frau abverlangten.
    Ista runzelte die Stirn. »Ich dachte daran, was Cattis Dämon gesagt hat. Sie kommt, hat er gerufen, als wäre es ein grässliches Ereignis. Ich hatte es auf mich bezogen, denn ich glaube, dass mein von den Göttern berührter Zustand für

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