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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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sanften Hügeln, die nirgendwo den Blick auf den hellen Himmel verwehrte. Es war warm genug, um Olivenhaine wachsen zu lassen, deren schimmernde, silbergrüne Pracht sich überall auf den ausgedehnten Hängen verteilte. Einige befestigte Weiler kauerten am Rande ihres Sichtfelds, in Licht gebadet wie vergoldete Spielzeuge. Ochsengespanne pflügten an diesem friedlichen Tag in fernen Tälern. Ein großes Rad knarrte an einem Bachlauf und schöpfte Wasser, verteilte es über Gemüsebeete und die Rebstöcke, die sich über den tiefer gelegenen, fruchtbareren Boden hinzogen. Das Geräusch klang weich aus der Entfernung. Auf den Hügelspitzen stachen graue Felszacken durch den Boden und schienen sich zu sonnen wie ältere Leute auf einer Bank am Marktplatz.
    Ein Kundschafter kam herangeritten und grüßte seinen Befehlshaber respektvoll. Arhys ritt für einen Augenblick zur Seite und besprach sich mit dem Mann; dann blickte er blinzelnd zur Sonne hinauf und runzelte die Stirn. »Majestät, ich muss mich um einige Dinge kümmern. Ich freue mich darauf, bei anderer Gelegenheit erneut das Vergnügen Eurer Gesellschaft genießen zu dürfen.« Mit ernstem Nicken verabschiedete er sich von Ista.
    Ferda kam wieder heran. Er lächelte und schaffte es halbwegs, seine Neugier nicht zu deutlich zu zeigen. Kurze Zeit später wurden einige der Packtiere und Dienstboten vorausgeschickt; begleitet von einem halben Dutzend bewaffneter Flankenreiter fielen sie in Trab. Nach ein paar weiteren Meilen bog die Straße in ein langes, flaches Tal ab, mit Bäumen und Weinreben bestanden. Ein befestigtes Dorf schmiegte sich an den kleinen Wasserlauf. Im Olivenhain unweit des Baches stellten die Diener soeben zwei Zelte auf, bereiteten ein Feuer vor und suchten die Speisen zusammen.
    Lord Arhys, Ista, Ferdas Schar und ungefähr ein Dutzend der Wachen bogen zur Seite ab, in Richtung des Wäldchens. Der Rest der Krieger zog weiter, ohne einen Blick zurückzuwerfen.
    Ista lächelte dankbar, als Ferda ihr von dem weißen Ross herunterhalf. Der junge Soldat erschien wieder und führte das Pferd davon, zu Futter und Wasser. Ein anderer Soldat geleitete Ista, die sich auf Ferdas Arm stützte, in den Schatten eines alten Olivenbaumes. Dort warteten sie auf das Mittagessen. Aus Sätteln, Teppichen und gefalteten Decken war ein Sitz für Ista vorbereitet worden, der weich genug war, dass sie ihre müden Glieder entspannen konnte. Lord Arhys brachte ihr persönlich verdünnten Wein. Anschließend leerte er selbst einen Becher, der wiederum mehr Wasser als Wein enthielt.
    Er wischte sich den Mund ab und reichte den Becher an einen bereitstehenden Diener.
    »Majestät«, sagte er zu Ista, »ich muss mich ein wenig ausruhen. Meine Leute werden für alles sorgen, was Ihr wünscht. Das andere Zelt ist für Euch, falls Ihr Euch zurückziehen wollt.«
    »Vielen Dank. Doch dieser angenehme Schatten dürfte vorerst ausreichen.« Beides waren schlichte Offizierszelte, rasch aufgebaut und ebenso rasch wieder zusammengefaltet. Das größere Kommandozelt war offensichtlich mit dem Rest des Zuges schon weitergeschickt worden.
    Er verneigte sich und ging davon, duckte sich unter der Zeltklappe hindurch und verschwand. Ista hatte den Verdacht, dass er nun schon seit zwei Tagen jede Nacht wach geblieben war. Kein Wunder also, wenn er jetzt die Stunde der Ruhe nutzen wollte. Sein Diener folgte ihm nach drinnen und kam einige Minuten später wieder hervor, um sich mit untergeschlagenen Beinen vor der verschlossenen Klappe niederzusetzen.
    Die Akolythin, Istas zeitweilige Zofe, fragte nach ihren Wünschen, von denen es nicht viele gab. Schließlich kam sie zu Ista in den Schatten. Ista ermunterte sie zu einem unbefangenen Gespräch und erfuhr auf diese Weise einiges über das örtliche Leben in den Dörfern. Die Marketenderinnen brachten ihr Speisen und schauten besorgt zu, wie sie aß. Als Ista lächelte und ihnen dankte, wirkten sie erleichtert und erfreut.
    Das Dorf war zu klein, um einen Tempel zu unterhalten. Ferda und seine verbliebenen Männer erfuhren allerdings, dass auf dem Marktplatz neben dem Brunnen ein Schrein der Tochter zu finden war. Nach dem Essen machten sie sich auf den Weg dorthin, um für ihre Rettung zu danken. Ista entließ sie mit ihren besten Wünschen, sah selbst allerdings keine Notwendigkeit, einen bestimmten Platz aufzusuchen und dort nach den Göttern Ausschau zu halten. Sie schienen sich ihr an allen Orten und zu jeder Zeit aufzudrängen. Ein Ort

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