Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)
Ajay und Nick in Jacke, Mütze und Schal.
»Bist du fertig, Will?«, fragte Nick.
»Ja.« Will nickte, noch immer wie benommen. Dann stolperte er an ihnen vorbei in Richtung Küche und sie folgten ihm. »Wohin gehen wir?«
»Zur Scheune«, erklärte Nick. »Du wolltest uns doch diesen unheimlichen Raum im Keller zeigen.«
»Ja, richtig.«
»Ich nehme ein paar Sachen mit, die wir vielleicht gut gebrauchen können«, verkündete Ajay und musterte Will prüfend. »Alles in Ordnung?«
Will nahm eine Flasche Wasser und leerte sie in einem Zug. »Ja, es geht mir gut.«
»Du siehst irgendwie … seltsam aus«, befand Nick.
»Als hättest du gerade einen Geist gesehen …«, meinte Ajay.
Nicht schlecht geraten. »Ich bin dein Schutzengel.« Ziemlich nah dran. Ich stehe unter Schock. Kein guter Zustand, um allein zu sein. Geh mit ihnen. Bleib ruhig .
»Habt ihr irgendwas gehört?«, erkundigte Will sich vorsichtig. »In meinem Zimmer, gerade eben? So was wie Donner, oder …?«
»Nein«, meinte Ajay.
»Okay«, sagte Will und ging zur Wohnungstür.
»Hey, Alter, vielleicht solltest du deine Jacke mitnehmen«, schlug Nick vor.
»Woran merkt man, dass man verrückt wird?«, fragte Will.
»Die üblichen Symptome«, erwiderte Ajay. »Man hört geisterhafte Stimmen, leidet unter wilder Paranoia und sieht plötzlich Gestalten – häufig religiöser Natur.«
Wie beruhigend .
Will, Ajay und Nick hasteten mit gesenktem Kopf über die Rasenfäche, die Hände wegen der eisigen Nachtluft tief in den Taschen vergraben. Will hatte seinen neuen blauen Winterparka aus dem Schrank geholt. Obwohl er darunter einen Fleece-Pullover, ein Hemd und ein langärmeliges T-Shirt trug, fror er noch immer. Die große Uhr an der Royster Hall zeigte fast neun Uhr, aber die Halogen-Straßenlampen an den Wegen erleuchteten die gesamte Umgebung taghell.
»Ich muss immer daran denken, was Robin Williams mal gesagt hat«, sagte Nick.
»Und das wäre?«, fragte Will.
»Wenn man Ninjas im Vorgarten sieht. Absolut zuverlässiger Hinweis darauf, dass es im Oberstübchen zieht.«
»Warum fragst du?«, wollte Ajay wissen.
Am liebsten hätte Will gesagt: Weil mein Schutzengel denkt, dass eine Armee von Monstern versucht, mich umzubringen, und wir nicht wissen, warum . Nicht gerade die neueste Nachricht, aber sie aus Daves Mund zu hören, schnürte Will die Luft ab. Er wusste nicht, ob er es schlimmer finden würde, wenn Dave real oder nur eingebildet war.
So oder so, wie viel soll ich diesen Jungs noch verraten? Wenn ich ihnen die ganze Geschichte erzähle, halten sie mich für völlig durchgeknallt .
»Ach, nur so«, sagte Will.
»Hast du dieses Handy in deinem Zimmer benutzt?«, erkundigte Ajay sich.
»Ein paar Mal.«
»Ist es möglich, dass Lyle eine Art Scanner oder Abhörvorrichtung besitzt?«, überlegte Ajay. »Vielleicht hat er deshalb beschlossen, unsere Zimmer zu durchsuchen. Du solltest das Ding definitiv so selten wie möglich benutzen.«
»Mach ich.«
Die Straßenlampen wurden spärlicher, als sie die Sportplätze erreichten. In der Ferne erleuchtete die »Scheune« die Nacht. Ein samoanischer Wachmann flitzte in einem Golfwagen vorbei. Er winkte und lächelte. Die drei winkten und lächelten zurück.
»Lächeln die Wachmänner immer so?«, wunderte Will sich.
»Nicht wenn du versuchst, dich nach der Sperrstunde rauszuschleichen«, entgegnete Nick.
»Elf Uhr an Wochentagen«, ergänzte Ajay. »An Wochenenden und Feiertagen um Mitternacht.«
»Was passiert, wenn sie einen nach der Sperrstunde erwischen?«
»Sie begleiten dich höflich zurück in dein Zimmer«, sagte Ajay.
»Außer du läufst mit einem abgetrennten Kopf und einer blutbeschmierten Kettensäge rum«, fügte Nick hinzu.
Als sie die Sporthalle erreichten, blieb Will stehen, um sich die Statue des Paladins und das Wappen auf seinem Schild noch einmal genauer anzusehen. Er kämpft gegen einen gehörnten Dämon. Zufall? Vielleicht sollte ich Happy Nepsted mal nach Monstern in den Gängen unter der Halle fragen.
Sie betraten das Gebäude. Sämtliche Lichter brannten, aber das große Trainingsfeld und die Basketballplätze waren verlassen. Die beunruhigende Stille ließ die höhlenartige Halle noch größer wirken. Will ging voran, den Gang zu den Umkleideräumen entlang, in dem die alten Fotos der Schulmannschaften hingen.
Dort gab er Nick und Ajay ein Zeichen, leise zu sein; dann öffnete er die Tür. Weil das Licht ausgeschaltet war, knipsten sie ihre
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